epilogue

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EPILOGUE
after the rain
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Ich wollte keine Zeit verlieren, dachte nicht einmal daran mir eine Jacke überzuwerfen oder mich mithilfe eines Schirms vor den starken Regenfällen zu schützen. Irgendetwas musste ganz und gar nicht stimmen, sonst würde mir Hoeeok niemals soetwas schreiben.
Das Tapsen meiner Sneaker auf dem klitschnassen Asphalt durchschnitt die Luft und war nur ein leises Tönchen im Gegensatz zu dem lauten Donner.
Ich rannte, so schnell ich konnte, beinahe in einem weltrekordverdächtigen Tempo bewegte ich mich über die nassen Straßen, stolperte einige Male fast durch den rutschigen Boden und die tiefen Pfützen, die sich überall ausbreiteten.

Meine Haare standen wie spitze Nadeln in alle erdenklichen Richtungen ab.
In meiner Hand war der Haustürschlüssel von Hoseok zu finden, der immer wieder vor sich hin schwang und klimperte. Er hatte ihn mir, zusammen mit einem Schlüsselbund aus allen erdenklichen Anhängern überreicht. Für Notfälle, hatte er damals gesagt.
Die Kälte des Metalles, welches den Schlüssel beschichtete durchstach meine Hautschichten, das Klimpern des Schlüsselbundes jedoch, welches tausende bunte Anhänger mit sich führte, war nur ein leiser und unscheinbarer Ton neben dem tosenden Unwetter.

Immer wieder durchzuckte ein heller Blitz den dunklen Himmel und ließ diesen für einige Sekunden in einem hellen Violett erstrahlen. Man konnte ebenfalls pechschwarze Wolken erkennen, die dick über dem Horizont hangen, sich über den Nachthimmel erstreckten und sich in schnellen Bewegungen fortbewegten.

Doch dies alles war nur Nebensache. Viel mehr galten meine Gedanken Hosoek.
Er hatte alle meine Anrufe, die ich in den letzten Minuten und Sekunden abgegeben hatte, ignoriert, nicht abgenommen und einfach seinen Anrufbeantworter für ihn arbeiten lassen. "Hey hier ist Hobi! Sicherlich bin ich gerade entweder am schlafen oder habe was dringendes vor. Sollte es wichtiger sein als der Weltfrieden, so hinterlass bitte eine Nachricht!-", danach ertönten leise piepsende Töne, die ich mittlerweile bis aufs Blut hasste.
Ich hätte mein Handy echt auf den bröseligen Asphalt pfeffern können, doch ich tat nichts anders als es nochmals zu versuchen.

Nach unendlich vielen Schritten, beinahen Zusammenbrüchen und etlichen weiteren Versuchen ihn irgendwie zu erreichen, kam ich schließlich an seinem kleinen Haus an.
Das Piepsen meines Handys durchdrang immernoch meine Ohren, doch dafür war keine Zeit. Mit zitternden, eiskalten Händen schaffte ich es irgendwie die Haustür vor mir aufzuschließen.

Es war stockdunkel  in dem besagten Haus, nirgends brannte auch nur ein einziges Licht.
Washalb ich ohne zu überlegen nach dem Lichtschalter, welcher sich genau neben der Eingangstür befand, griff und den Flur zum leuchten brachte.
Dies stellte sich jedoch als schlechte Idee heraus und ich wünschte mir auch schon im nächsten Moment, dass ich die ganze Wohnung lieber abgedunkelt gelassen hätte.
Vor meinen Füßen und auch die nächsten Meter in die Wohnung führend lagen unzählige weiße Kapseln herum, die ungefähr so groß wie eine Fingerkuppe waren. Willkürlich zerstreut hatten sich die Tabletten auf dem dunklen Parkettboden angesammelt.

"Oh nein...", kam es mir in diesem Moment nur zitternd über die Lippen, währenddessen verfolgten meine Augen die unordentliche Spur des Arzneimittels.
Am Ende des Ganges konnte ich eine Zylinderförmige Verpackung erkennen, die geöffnet und wahrscheinlich über den ganzen Boden gerollt war.
Meine Knie zitterten wie verrückt, ich wollte meine Vorahnung, was hier passiert seien könnte, einfach nicht wahrhaben.
Dennoch bewegte ich mich nach vorn und das nicht gerade langsam. Ich sprintete förmlich durch die gesamte Wohnung.

Bis ich im Wohnzimmer anhielt und eine Sicht zu Augen bekam, die ich am liebsten wieder ausradieren würde.
Vor mir auf dem Boden lag Jung Hoseok, komplett regungslos, um ihn herum noch einige der Tabletten. Sein Rücken war zu mir gedreht und dennoch hätte ich die Gestalt nie mit irgendjemandem verwechseln können.
Vor Schreck ließ ich mein Handy fallen, welches mit einem lauten Knall auf dem glatten Boden landete.
"Hey hier ist Hobi! Sicherlich bin ich gerade entweder am schlafen oder habe was dringendes vor. Sollte es wichtiger sei-", hörte ich noch aus meinem Lautsprecher kommen, dafür interessierte ich mich jedoch kein bisschen.

petrichorWhere stories live. Discover now