IX.

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CHAPTER NINE
flashing street lights
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"Komm schon, das wird bestimmt lustig!", hörte ich Hoseoks aufgeregte Stimme, als er einen bunten Flyer quer über den Tisch schob und ich diesen mit einem nicht allzu begeisterten Blick musterte.
Ich verzog mein Gesicht. Er wollte ernsthaft mit mir auf eine Party gehen. "Hobi...ich bin kein Mensch, der gerne feiern geht. Erst recht nicht wenn es gar nichts zum feiern gibt.", gab ich von mir, meinen Kopf auf meine Faust stützend. Doch die leuchtenden Welpenaugen meines Gegenübers zogen mich sofort in ihren Bann, schienen mein ganzes Umfeld verschwimmen zu lassen.
Gespielt bettelnd schob er seine rosige Unterlippe nach vorn, hielt deutlich erkennbar sein Lachen zurück.

"Und?", fing er dann wieder an, betrachtete meine unbeeindruckte Miene. "Ich weiß was du gerade denkst!", mit einem Schwung stand er auf, lief einmal um den Wohnzimmertisch herum und räusperte sich kurz.
"Wir können doch einfach auf der Couch liegen und hier etwas Alkohol trinken.", imitierte er meine Stimme nach und fuchtelte dabei mit seinen Händen herum, da er schon immer sagte, dass ich dies oft tat. "Immerhin haben wir noch lange nicht alle Filme von Hobis Sammlung durch!", am Ende zog er eine grimmige Miene, sein Mund breitete sich zu den Seiten aus. Ich wusste dabei, dass er mich wieder versuchte nachzumachen – diesen Gesichtsausdruck konnte er auch nur von mir haben.

Selbst wenn ich wollte, ich konnte mein daraufhin folgendes Lächeln einfach nicht unterdrücken.
"Bitte Hyung!", unterbrach die leicht quengelnde Stimme des Schwarzhaarigen die kurze Stille. Er erinnerte mich schwer an meinen kleinen Cousin, der um ein Eis bettelte. "Du musst doch Mal aus deiner Comfort-Zone raus und das Leben genießen. Außerdem kennen wir uns jetzt schon seit einem Jahr und waren noch nie zusammen auf einer Party!", fügte er noch hinzu und setzte wieder diese Welpenaugen auf.
Diese verdammten Augen! Jedes einzige Mal könnte ich mich in dieser glitzernden Galaxie verlieren, mir stundenlang den perfekt erscheinenden Mix von Brauntönen ansehen und einfach nur die Sauberkeit dieses unschuldigen Augenpaares bewundern.

"Ich sags nochmal; Nein.", erwiderte ich trocken.


In diesem Moment, als ich die bunten Lichter durch den abgedunkelten Raum tanzen sah, die unzähligen Menschenmassen betrachtete und ich beinahe keine Luft durch den stechenden Geruches des starkes Alkoholes bekam, wusste ich wie ausgeliefert ich dem Schwarzhaarigen doch war.
"Ich hasse dich.", flüsterte ich ihm zu, bekam bereits einen extremst trockenen Hals durch die tanzenden und jubelnden Menschen. Es war einfach zu viel – viel zu viel. "Ich liebe dich auch.", lachte mein Nebenmann und schnappte sich meine Hand, seine Finger veknoteten sich in Sekundenschnellen mit den meinen.
"Zwei Bier und du bist lockerer."

Somit zog er mich mit, vorbei an Unbekannten, Betrunkenen und wie wild Tanzenden. Der brennende Geruch von alkoholischen Getränken brachte meine Augen beinahe zum tränen, ich fühlte mich so als würde mir jemand Watte vor den Mund halten, diese würde jedoch in eine Art Betäubungsmittel getränkt sein.
Ich schob den Ärmel meiner langen schwarzen Jacke ein Stück über meinen Handrücken, versuchend somit meinen Mund sowie meine Nase zu verdecken und einen provisorischen Mundschutz zu entwickeln.

Gut fünf Minuten später hatte ich bereits mein zweites Glas voller sprudelnder Flüssigkeit in der Hand.
Und er hatte recht, Hoseok hatte vollkommen recht. Ich fühlte mich deutlich aufgelockert, hatte laut dem Jüngeren bereits rosige Wangen bekommen.

Mir war alles egal geworden – die laute Menschenmenge, die ohrenbetäubende Musik und die stickige Luft, die einer fiesen Mischung von Schweiß und Alkohol anglich, schienen nur noch Nebensache oder bereits so familiär, dass ich sie gar nicht mehr mitschnitt.
Auch hätte ich nie von mir erwartet, dass ich der jenige war, der Hoseok auf die Tanzfläche zog, inmitten von aber tausenden unbekannten Menschen.
Ewiges Lachen, unendlich viele Drinks und viel Umhergetanze folgte.

petrichorWhere stories live. Discover now