VI.

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CHAPTER SIX
bitter drinks and argues
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Es sind genau zwei Wochen vergangen seit ich Hoseok das letzte Mal zu Gesicht bekommen. Dennoch ist mir sein Gesichtsausdruck, als er so glücklich von alten Zeiten schwärmte, seither nicht aus dem Kopf gegangen, es was so als würde er auf ewig in diesem herumschwirren.
Kastanienbraune Haare bedeckten seine Augen zur Hälfte, schafften es aber nicht das helle Glitzern zu verstecken.
Seine Mundwinkel schienen eingefroren zu sein, lösten sich nicht aus ihrem unendlich erscheinenden Lächeln – was nicht geschauspielert aussah, so wie bei vielen anderen. Es erwärmte aus irgendeinem Grund mein Herz, jemanden kennengelernt zu haben, der nicht in der ewigen, monotonen Routine verloren ist und nicht einmal weiß was es bedeutete zu lächeln.

Und nun stand ich hier, Nervösität kletterte meinen Magen hinauf, brachte meine Finger kläglich zum Zittern und schien so, wie eine drei Kilogramm schwere Kugel auf meinen Brustkorb zu drücken.
Ich würde in noch nicht einmal zwei Stunden vor hunderten von Menschen auf dem Piano spielen müssen, da in der Stadt eine neue Bank eröffnete und sich unter diesen ganzen Geschäftsleuten irgendwie herumgesprochen hatte, dass ich dieses besagte Instrument beherrschte.

Ich hatte Hoseok eingeladen, vielleicht als seelische Unterstützung, vielleicht als Begleitperson, vielleicht aber auch, um ihn nur wenigstens noch einmal zu sehen – ich wusste es nicht, doch ich wusste, dass er hier in den nächsten Minuten aufkreuzen würde.
Mein Blick glitt daraufhin, genau in dem Moment als diese Gedanken durch meinen Kopf schwirrten, zu dem Spiegel vor mir, der sogar ein Stück größer war als ich selbst und somit meinen gesamten Körper erfassen konnte.
In irgendeiner Art und Weise hatte ich es geschaffte meine silberfarbenen Haare weitaus normal aussehen zu lassen
Sie bedeckten nun halbwegs meine Augenbrauen und lagen nicht wie stumpfe Eisennägel auf meiner Stirn herum.
Nachdem ich nochmals in mein Gesicht schaute, sichergehend, dass ich die dunklen Halbkreise unter meinen Augen genügend verdeckt hatte, sah ich meinen Körper hinunter. Ich trug den schwarz-weißen Anzug, der sofort einen Haufen an Erinnerungen in mir aufkommen ließ.

Ein Klingeln durchschnitt die Stille, ließ meine Augen zur Haustür zucken.
So schnell ich konnte lief ich zu der besagten Tür, öffnete diese in Sekundenschnelle, nachdem ich meinen Hals mithilfe eines Räusperns säuberte.
Es war Hoseok, wie schon erwartet, doch etwas stimmt nicht. Etwas war anders.
Wie ferngesteuert klappte meine Kinnlade einen Spalt nach unten.
Dort wie er da stand, ebenso wie ich in einen schwarz-weißen Anzug gehüllt, mit glänzenden Schuhen und
sogar gemachten Haare, war irgendwie eben so ganz anders. Seine Haare jedoch wiesen eine andere Farbe auf, sie waren nachtschwarz gefärbt, wirkten ziemlich matt.

Das Gesicht meines Gegenüber erstrahlte als er mich erblickte, so als wäre eine Lampe angeschalten worden. Somit erkannte ich ebenfalls, wie gut die dunklen Haare seine Augen in Szene setzten, sie wirkten deutlich strahlender, in ihnen schienen glitzernde Schneeflocken vorhanden zu sein.
"Wow...", entfuhr es mir ungewollt. Es war alles so ungewohnt und dennoch konnte man sagen, dass ihm dieser Stil so unglaublich gut stand. "Ich hätte nie gedacht dich mal so zu sehen."
Ohne etwas außer ein Grinsen von sich zu geben zog mich der Schwarzhaarige in seine Arme, drückte mich kurz an sich.

"Du schaffst das schon, ja?", versicherte mir Hoseok, der etwa einen Meter gegenüber mir stand. Ich schluckte nur daraufhin, sah mich wieder in dem riesengroßem Saal um, in den wir uns seit gut zehn Minuten befanden. Überall hatten sich Menschen versammelt, die meiner Meinung nach wie zu gut genährte, reiche Geschäftsmänner aussahen. Sie standen so gut wie alle in kleinen Gruppen von drei bis fünf Personen herum, auf so gut wie jeden Meter des Raumes verteilt. In ihren Händen fand man bereits ein Glas Champagner vor, welcher in einer durchsichtigen, gelben Farbe glitzerte und voller kleiner Luftblässchen war.
Mir war kotzübel. Mein Magen wehrte sich buchstäblich dagegen, bei so vielen Menschen untergebracht zu sein.

petrichorWhere stories live. Discover now