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-Chapter 1-

Die ständige Leere,die in mir ruhte,wurde nun von Aufregung erfüllt. Geblendet von dem grellen Licht und eingeengt von dem kleinen Raum, wurde man wie ein wertloses Objekt präsentiert. Den Test kannte ich nun so gut wie auswendig, jedoch ist es immer wieder eine neue Erfahrung ihn zu bestehen.

Nervös glitt mein Blick durch den Raum, der in weißer Farbe getaucht war. Selbst der Tisch und der Stuhl,welche mitten im Raum standen,waren weiß. So war jeder einzelne Raum in diesem Gebäude eingerichtet;kühl und leblos. Außerhalb des Raumes ertönte das Geräusch der mechanischen Tür und die Stimme einer Frau.
,,Raum 13 , Nr.7."
Das rote Licht über der Tür schaltete klackend zu grün um und die Tür öffnete sich in Zeitlupe.

Zügig betraten zwei Frauen den Raum;eine mittleren Alters und eine junge Assistentin, welches man an ihren weichen Gesichtszügen deutlich erkannte. Die ältere der beiden setzte sich auf den mir gegenüberliegenden Stuhl und breitete ihre Akten auf dem glänzenden Tisch aus.

Keiner der beiden schenkte mir auch nur ein Funken von Aufmerksamkeit.
Skeptisch analysierte ich ihr Verhalten.
Gerade Körperhaltung, strahlend weiße Zähne, elegante Bewegungen und das wichtigste; der eingebrannte Pfeil auf der Innenseite des Ringfingers.

Das Zeichen der Vollkommenheit.
Das Zeichen, wofür man sein ganzes Leben lang strebt und alles für diese Anerkennung in den Schatten stellen soll.
Das Zeichen der Reinheit.
Oder wie ich es nenne; das Symbol der Manipulation.

,,Bright Cloé , Testgruppe Q1." stirnrunzelnd blickte sie zu mir hoch und nahm einen Stift in die Hand.
,,Ja." gab ich, wie es vorgeschrieben war, laut und deutlich von mir. Angespannt richtete ich mich auf und konzentrierte mich auf Ihre Worte.
,,Dies ist deine Letzte Prüfung, bevor du offiziell bereit für deinen Aufstieg bist. Wie in den vorherigen Sitzungen wirst du ein simples Bild deuten müssen. Je nach Antwort bist du qualifiziert oder infiziert.", erklärte sie mir für ein letztes Mal.

Tagelang beschäftigte ich mich mit dieser Prüfung. Wenn ich eine falsche Antwort von mir gab, würde ich verstoßen werden und dem Eingriff unterlegt. Das wäre mehr als eine Enttäuschung für meine Eltern. Beide sind bereits aufgestiegen und sind einer der bekanntesten Qualifizierten hier in Fylaki Bay.Die qualifizierten Eltern wohnen 10km entfernt in einer Großstadt und widmen ihre ganze Aufmerksamkeit ihren Berufen. Wir Kinder waren in einem Dorf untergebracht, in dem wir von Anfang an für unseren Aufstieg vorbereitet wurden.

,,Bereit machen!", befahl sie zu der jüngeren Frau, welche wiederum ihren Stift in Position brachte und sich auf mich fokussierte. Sie räusperte sich einmal bevor sie ein Bild, welches sie aus der Akte entnahm, vor mir auf den Tisch ablegte. Schnell analysierte ich dieses und dachte über mögliche Zusammenhänge nach. Es waren ein Teenage Mädchen und Junge zu sehen. Ungefähr in meinem Alter. Die beiden lächelten sich an, als würde es kein Morgen mehr geben. Ich wusste nur zu gut, was sie von mir hören wollte. Also gab ich ihr die gewünschte Antwort.

,,Ich weiß nicht, was es ist. Diese Emotionen kann ich nicht wiedergeben, M'am. Aber die beiden sollten dem Eingriff unterlegt werden."
Anerkennend nickte sie und blickte zu der Assistentin, die sich Mühe gab, meine Antworten auszuwerten. Ihre eisigen, blauen Augen starrten mich an und versuchten irgendeinen Fehler an mir zu erkennen.
Doch bevor sie das tun konnte, ergriff meine gegenüberliegende das Wort.

,,Mrs. Bright, bitte verlassen sie den Raum und folgen der Sicherheitswache in den Warteraum. Vielen Dank." Mit diesen Worten wendete sie sich von mir ab und sortierte weiter ihre Akten. Schnell erhob ich mich und ging Richtung Tür.

Die Wache ging sofort schnellen Schrittes voran, als sie mich bemerkte. Der Mann war höchstens in seinen frühen Dreißigern, was ich seinen Falten und drei Tage Bart entnahm. Still folgte ich ihm durch etlich, lange Flure, welche nie zu enden schienen. Ebenfalls liefen wir an anderen Testräumen vorbei. Hin und wieder erhaschte ich mir einen Blick hinein. Immer das selbe: eine Prüferin, eine Assistentin und ein Geprüfter oder Geprüfte. Der Laden hier war viel zu leicht durchschaubar.

In einem der ruhigeren Korridore, in der Nähe des Ausganges, befanden sich die Wartezimmer. Sie kennzeichneten sich mit einer großen, weißen Tür und einem Sanduhren Symbol dadrauf. Sie wurde mir aufgehalten und ich trat hinein. Ich war die einzige in diesem Raum. Als ich bemerkte, dass ich die einzige in dem Raum war, setzte ich mich erleichtert an eines der Fenster und wendete meinen Blick nach draußen.

Von hier aus hatte man einen Überblick der gesamten Wohnsiedlungen. Sie waren in einem Kreis angeordnet und verbunden durch Wege, die in die Mitte führten: das Zentrum. Dort befand sich unsere Bildungsschule. Ein ranziges, graues Gebäude. Insgesamt gab es 20 Wohnsiedlungen mit jeweils 10 Häusern.
Diese teilten wir uns mit 3 anderen Leuten.

Es sind mittlerweile 20 Minuten vergangen und ich wurde immer noch nicht entlassen. Normalerweise bräuchte man nicht einmal Fünf Minuten, um aufgerufen zu werden. Also stand ich auf und musterte den Raum noch einmal genauer. Wie üblich alles nur weiß. So langsam entwickelte ich einen Hass gegenüber dieser Farbe.

Das lange Bücherregal, was die Hälfte der Wand verdeckte, war das einzige Farbenfrohe in diesem Raum. All die Stühle, Lampen und Gardinen waren weiß. Langsam schleifte ich zu dem Bücherregal und fuhr mit meinen Fingern die Buchrücken entlang. Der Übergang von rauem zu glatten und wieder zu rauem Material war das einzige, was ich fühlte. Dieser verdammte Teufelskreis!

Die Stille in dem Raum wurde vom herunterdrücken der Türklinke unterbrochen.
Automatisch wendete ich meinen Blick zu der Tür und wollte ansetzen zu gehen, doch, wie es schien, musste ich wohl noch länger warten.

TOXIC |  b.chWhere stories live. Discover now