005

245 20 5
                                    

-Chapter 5-

So bald er mich sah, schulterte er seine Tasche und wartete darauf, dass ich vor ihm zum stehen kam. Unwissend, ob ich etwas sagen sollte, wartete ich darauf, dass er das Wort ergriff. Schließlich deutete er mir, mit einer Kopfbewegung, an ihm zu folgen. Unsicher blieb ich erstmals stehen. Ich wollte mir garnicht ausmalen, was passierte, wenn uns jemand erwischen würde. Wir würden direkt dem Eingriff unterlegt werden.

Keuchend legte er seine burgunderrote Tasche neben der morschen Bank ab. Wir liefen etlich lange einen Hügel hoch, um nun die gesamten Siedlungen im Blick zu haben. Exakt diesen Hügel konnte ich von meinem Zimmer aus sehen, aber dass man diesen auch besteigen konnte, wusste ich nicht. Der Platz war abgeschottet und umgeben von kleinen Sträuchern.

,,Setz dich doch.", forderte er mich auf und zeigte auf den Platz neben ihm. Ich kam seiner Bitte nach und strich meinen weißen Rock glatt, ehe ich mich hinsetzte. Schweratmend versuchte ich erstmal nach Luft zu schnappen. Meine Ausdauer war, nach dem ganzen Training, trotz allem nicht perfekt. Für einen Moment fühlte ich mich frei von all meinen Pflichten. Der blaue Himmel nahm mir meine Sorgen ab. Ebenfalls vergaß ich weshalb ich überhaupt hier war. Ich wollte wissen, wer er war.

,,Also", fing ich an ,,Wer bist du?"
Auffordernd schaute ich zu ihm rüber, doch er hatte seine Augen geschlossen.
Friedlich döste er vor sich hin und beachtete mich nicht. Auf was lasse ich mich hier schon wieder ein? Seufzend lehnte ich mich zurück und schaute wieder in den Himmel. Es war keine einzige Wolke zu sehen.

,,Ich heiße Bang Chan."
Bang Chan. Sagte mir nichts.
,,Okay Bang Chan. Was genau willst du von mir?" fragte ich ihn direkt.
Langsam setzte er sich quer auf die Bank, um mich direkt anzusehen.
,,Ich habe Hoffnung dich zu retten."

,,Wie bitte?"
Er griff nach meinem Handgelenk und breitete meine Handfläche aus. Ohne mich zu wären, beobachtete ich, wie er meine Finger untersuchte.

Er quetschte meinen Zeigefinger zusammen, wo nun frisches Blut hinauslief.
Schmerzhaft verzog ich mein Gesicht und entriss meine Hand aus seiner.
,,Was soll das?" fragte ich ihn genervt.
Mir war klar, dass er genau wusste, dass der Einstich frisch war. Schließlich musste jeder, ebenfalls nach Schulschluss, bestimmte Vitamine eingeflößt bekommen.

,,Denkst du wirklich es sind Vitamine, die uns eine Nadel verabreicht? Nach jedem Verlassen und Betreten eines Ortes lassen wir eine Nadel in unseren Finger eindringen, welche uns angeblich Vitamine für unsere Gesundheit zustellt. Glaubst du den Mist wirklich?"
Stirnrunzelnd betrachtete ich das Blut, welches auf den Boden tropfte. Niemand hatte es je gewagt, dieses System der Regierung in Frage zu stellen.

Ich wusste nicht, was ich auf seine Aussage antworten sollte. Mein ganzes Leben lang stach diese Nadel duzend mal in meinen Finger. Ohne es auch anzuzweifeln ließ ich es zu, da es zu meinem Alltag gehörte. Es gehörte zu dem Alltag duzender Leute. Was ist, wenn an der Tatsache etwas dran ist?

,,Was soll sie uns sonst verabreichen?", fragte ich nach. ,,Verrate mir eins, Cloé. Wie hast du dich heute gefühlt nachdem die Nadel dich gestochen hat?" Ich konnte mich nur dunkel daran erinnern, wie ich mich fühlte.
,,Erinner dich ganz genau, was du vor dem Stich noch erledigen wolltest.", fügte er hinzu.
Soweit ich mich erinnern konnte, wollte ich so schnell es ging das Gebäude verlassen und zu dem Sportplatz gehen. Aber war das alles?

,,Danke,Cloé"

Nein. Ich wollte noch irgendetwas tun.
Irgendetwas musste ich noch erledigen.

TOXIC |  b.chWhere stories live. Discover now