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-Chapter 12-

Der Abend vor dem Aufstieg

Nervös glitt mein Blick zu der riesigen Wanduhr. Gerade schlug der Zeiger Punkt 21Uhr. Es blieben mir also nur noch gute 30 Minuten, bevor unser Plan startete. Die letzten zwei Tage trafen wir drei uns, um unser Vorgehen zu besprechen. Chan ist, wie er das geschafft hat, weiß ich auch nicht, an die Sicherheitspläne Fylaki Bay's gekommen.

Der Weg, welcher vor uns lag, war ein steiniger. Die ganze Mission würde bei Chan starten. Er wird sich in unsere Siedlung schleichen müssen, da sie näher an der Barrikade war. Danach müssen wir das Sicherheitssystem unserer Siedlung lahmlegen und die Tore öffnen. Nach diesem Schritt heißt es, um dein Leben rennen.

Das Klicken des Kugelschreibers, welchen ich zig mal drückte, hallte durch mein Zimmer. Seit mindestens einer Stunde probierte ich einen Brief zu schreiben. Er war für Mina gedacht. Sie schlief bereits und ich konnte sie vorher nicht mehr sehen, da ich Nachmittagsunterricht hatte. Langsam merkte ich, wie sich ein Kloß in meinem Hals bildete. Nicht allzu lange danach folgte die erste Träne, die über meine Wange kullerte und einen nassen Fleck auf dem Papier hinterließ.

Locker schwang ich meinen Kugelschreiber, um die letzten Worte auf dem Blatt zu hinterlassen. Erst jetzt bemerkte ich, wie sehr ich zitterte. Alles fühlte sich noch so unreal an.
Nach der Zeremonie Morgen sollte ich in das Geschäft meiner Eltern eingewiesen werden.
Ich würde nur zu gerne die Gesichtsausdrücke von ihnen sehen, wenn sie bemerken, dass ihre Tochter verschwunden war.

Vorsichtig öffnete ich die Tür von meinem Zimmer und begab mich auf den Flur. Es herrschte Totenstille. Aus Abby's Zimmer drang fahles Licht auf den Flur, womit ich zum Glück etwas erkennen konnte. Mit leisen Schritten begab ich mich an das andere Ende des Flures. Ich hielt einige Sekunden inne bevor ich meine Hand auf den Türgriff von Mina's Tür legte. Ganz langsam drückte ich ihn runter und hoffte somit ein lautes Quietschen zu vermeiden.

Der süßliche Duft stieg mir sofort in die Nase und ich musste lächeln. Mina schlief friedlich auf ihrem Bett und wenn man genauer hinhörte, konnte man ihr leises Atmen hören. Die wenigen Schritte, die ich brauchte, um zu ihrem Bett zu gelangen, fühlten sich schwer an. Es fühlte sich an, als würden meine Beine jeden Moment zusammenbrechen.

Schweren Herzens legte ich meinen Brief auf der bunten Kommode ab und musterte Mina ein letztes Mal. Ihr schmales Gesicht sah nun noch unschuldiger aus, als es sonst war. So Seelen ruhig lag sie dort, wie ein Engel auf Erden. Vorsichtig platzierte ich einen Kuss auf ihrer Stirn und atmete ihren Duft ein letztes Mal ein.

Ich danke dir, Mina.
Ich danke dir für alles.

TOXIC |  b.chWo Geschichten leben. Entdecke jetzt