Schmerz und Verzweiflung

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Luisas Sicht:
Als ich am nächsten Tag das Schulgebäude verlasse, steht Finn davor. Seufzend bleibe ich stehen, als er auf mich zu kommt. „Gehst du mir aus dem Weg?" will er direkt wissen. „Nicht direkt." murmle ich. Finn nimmt meine Hände in seine und ich spüre seinen Blick, obwohl ich ihn nicht angucke. „Isa, was ist los? Du bist schon seit dem Wochenende so distanziert..." meint er. „Ich weiß. Ich wollte das auch eigentlich nicht, aber ich musste erstmal meine Gedanken sortieren." gebe ich zu. „Und worüber hast du dir Gedanken gemacht? Hat das noch was mit meinen Plänen nach dem Abi zu tun?" will er wissen und ich nicke. „Ich will dir da eigentlich nicht reinreden und ich kann verstehen, dass du weg willst. Will ich ja auch nach meinem Abi. Aber momentan finde ich den Gedanken, dass du so lange weg bist, einfach nur schrecklich." sage ich und merke, dass mir Tränen in die Augen steigen. „Hey, Süße, guck mich mal bitte an." bittet er. Ich hebe meinen Kopf und sehe seine Augen, die Schmerz und Verzweiflung widerspiegeln. „Ich mag es nicht, wenn du weinst." flüstert er und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. „Wollen wir einen Kaffee trinken gehen und drüber reden?" fragt er. Ich nicke und den kompletten Weg zum Café schweigen wir uns an. „Es tut mir Leid." murmle ich irgendwann. „Was genau?" will er wissen. „Dass ich dir da so einen Stress mache. Und dass ich deine Nachrichten und Anrufe ignoriert habe." antworte ich. „Du machst mir keinen Stress. Und das mit den Anrufen und so ist schon vergessen." versichert er mir. „Was genau ist denn jetzt dein Plan?" will ich wissen. „Also ich habe mal mit Tobi und Felix geredet, die beiden würden mitkommen. Wo genau wir hin wollen, steht noch nicht fest. Die Philippinen und Hongkong sind aber auf jeden Fall dabei." erzählt er. „Und wann?" frage ich. „Wahrscheinlich so ab September. Wir wollen uns die Tage mal zusammensetzen und dadrüber reden." antwortet er. „Solange du zu meinem Abi wieder da bin." seufze ich. „Auf jeden Fall, das verspreche ich dir." meint er. Innerlich schmerzt der Gedanke natürlich, aber ich weiß, dass er davon träumt und freue mich, dass er diese Möglichkeit hat. „Okay." sage ich und lächle. „Du redest es mir nicht aus?" fragt er. „Nein, auf keinen Fall. Finn, das ist dein Leben. Und ich würde es ja nicht anders machen." antworte ich. „Aber ich will dich nicht unglücklich machen." meint er. „Das machst du nicht. Ich will, dass du die Welt bereist und ich warte hier auf dich und freue mich, wenn du wieder zurück bist." sage ich und lächle. „Außerdem ist es eigentlich total unnötig, dass ich mir da jetzt schon einen Kopf drum mache. Es ist Anfang März, du fliegst in einem halben Jahr frühestens." füge ich hinzu. „Kannst du mir einen Gefallen tun und in Zukunft immer direkt mit mir reden? Ich fand's ganz schlimm, dass du mich ignoriert hast..." bittet er und legt einen Arm um mich. „Mach ich. Ich liebe dich, Finn." flüstere ich und lehne meine Stirn an seine. „Ich dich auch." antwortet er. Grinsend gebe ich ihm einen Kuss und lege meinen Kopf auf seine Schulter.

„Wollen wir gleich mal gucken was wir so in London machen wollen?" frage ich, als ich zuhause die Tür aufschließe. „Klingt gut." antwortet er. Überrascht bleibe ich im Flur stehen. „Papa, was machst du denn schon hier?" frage ich strahlend und er umarmt mich. „Die Termine waren alle schneller vorbei als gedacht und Berlin ist wirklich nicht mehr meine Stadt." antwortet er. „Hallo Finn." begrüßt er meinen Freund. „Hey. War's denn trotzdem ganz schön?" will Finn wissen. „Ach ja, es war schön die anderen zu sehen. Aber auch anstrengend." erzählt Papa und ich nicke. Wir gehen nach oben in mein Zimmer und ich nehme meinen Laptop mit in mein Bett. „Also, die typischen Sehenswürdigkeiten auf jeden Fall oder? Und ich will mit dem London Eye fahren." sage ich und öffne den Internet Browser. „Okay. Ich will unbedingt zum Stadion. Karten für ein Spiel bekommt man eh nicht mehr, aber von außen will ich es mal sehen." erzählt Finn. „Kann ich mit leben. Und ich will shoppen gehen." sage ich grinsend. „Das habe ich mir schon gedacht." meint er lachend. „Du musst nicht mit, ich kann auch mit Mila gehen und du machst irgendwas anderes." schlage ich vor. „Ach Quatsch, so schlimm ist shoppen mit dir nicht." entgegnet er. „Ich freu mich schon so." sage ich. „Ich mich auch. Ich hoffe nur, dass der kleine Zwerg noch in Emmas Bauch bleibt, solange wir in London sind." meint er. „Bestimmt. Den Gefallen sollte er seinem Lieblingsonkel mal tun." antworte ich. „Du bist dir also sicher, dass ich sein Lieblingsonkel werde?" fragt er und grinst. „Auf jeden Fall. Jeder braucht einen coolen Lieblingsonkel. Ich hab auch einen. Und du wirst der vom kleinen Zwerg." versichere ich ihm. Finn legt grinsend seine Lippen auf meine und ich schiebe den Laptop von meinem Schoß. „Du solltest mir mehr Komplimente machen, dass pusht mein Ego." meint er. „Auf keinen Fall. Wenn das noch größer wird, passen wir nicht mehr zusammen in mein Bett." antworte ich und er fängt an zu lachen. „Das wäre natürlich dramatisch." überlegt er. Finn legt sich neben mich und ich sehe ihn an. „Ich bin so froh dich zu haben." flüstere ich. „Ich auch." meint er lächelnd und streicht mir eine Strähne hinters Ohr. „Du bist heute ganz schön romantisch unterwegs." stellt er grinsend fest. „Möglich. Aber ist ja die Wahrheit." antworte ich.

Als Finn abends nach Hause gefahren ist, rufe ich Mila an.
Mila: „Hallo Luisa, alles gut bei dir?"
Luisa: „Ja, alles gut. Ich wollte eigentlich nur wissen, ob das mit den Karten geklappt hat?"
Mila: „Oh, das habe ich ganz vergessen dir zu schreiben. Ich konnte noch zwei Karten bekommen, dann können wir zu viert gehen."
Luisa: „Oh, perfekt. Danke dir! Das ist eine Überraschung für Finn, also verrate bitte noch nichts."
Mila: „Versprochen. Ich freue mich so, dass ihr nächste Woche kommt!"
Luisa: „Ich mich auch!"

Wir sind doch auch nicht besser allein.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt