Blow a kiss, fire a gun

286 38 6
                                    


Das Licht fiel schwach durch die schweren Vorhänge hindurch und ließ es ihn zunächst wie einen Traum vorkommen, als Jungkook die Augen aufschlug. Eine Gänsehaut überzog seinen entblößten Rücken und für einen kurzen Moment begann er zu zittern. Die Luft im Raum war kühl und die Decke, die er vor dem Schlafen über seinen nackten Körper gezogen hatte, war nun im Besitz des Mannes neben ihm. Der Schwarzhaarige blinzelte ungläubig, als er zu Taehyung hinübersah und realisierte, dass der gestrige Abend, die Nacht mit ihm, kein Wunschdenken gewesen war. Vorsichtig schob er sich unter den wenigen freien Stoff, der nicht von dem Blonden in Beschlag genommen worden war und drückte sich an den warmen Körper des Mannes, der noch selig schlief. Die kalte Umgebung ließ das Aufeinandertreffen ihrer Haut sich nur noch besser anfühlen und Jungkook entfuhr ein glückliches Seufzen, als seine zaghafte Berührung erwidert wurde. Sanft wurde er an die Person neben sich gedrückt und eine Wärme begann ihn zu umgeben, als sich der aufgeheizte Satinstoff über ihn legte.

Nach mehr Nähe suchend, schmiegte sich der Erstsemesterstudent dicht an den jungen Mann neben sich und legte behutsam seinen Kopf auf dessen Brust. Als seine Fingerspitzen über die weiche Haut am Bauch des Älteren wanderten und sich schlussendlich um dessen Taille legten, konnte Jungkook ein tiefes Brummen vernehmen und spürte, wie sich das Gesicht Taehyungs zu ihm drehte. Sanft lehnte er sich der innigen Berührung entgegen und atmete tief ein, während ein Lächeln seine Lippen umspielte. Er war einfach nur glücklich und froh, nicht mehr von ihm abgewiesen zu werden, dass der Mann für den er so viel empfand, ihn nicht mehr auf Abstand hielt und er nun einfach nur hier neben ihm liegen konnte.

Das Herz in Jungkooks Brust setzte kurz aus, bevor es beinahe zu explodieren drohte. Heiße Hände glitten schnell über seine noch kühle Haut, bis sie an seinem Rücken angekommen waren und ihn gegen Taehyungs Körper drückten, der sich nun zu ihm gedreht hatte. „Guten Morgen", nuschelte sein Sunbae rau in sein Ohr und legte einen flüchten Kuss auf die Haut des Jüngeren. Überwältigt von dem Glücksgefühl, das ihn erfüllte, wurde sein Blick ins Leere plötzlich glasig und leicht lehnte er sich der Umarmung entgegen. „Alles okay, tut dir noch etwas weh?", drang es verschleiert zu Jungkook durch. Er spürte noch immer, was gestern mit ihm gemacht worden war, doch trotzdem schüttelte er den Kopf. Zu sehr genoss er diesen Moment, als dass er den Mann neben sich damit belasten wollte.

Als sich Taehyung etwas von ihm entfernte, wollte sich der Jüngere am liebsten an ihm festkrallen und keine Distanz zwischen ihnen zulassen. Zögernd sah er in die dunklen Augen des anderen, die ihn liebevoll betrachteten und spürte, wie dieser sanft über seine Wange streichelte, bevor er ihn zaghaft küsste. Ein Kribbeln hinterlassend, lösten sich die weichen Lippen von seinen und beendeten so den Kuss viel zu früh. „Ich bin froh, dass du geblieben bist", flüsterte Taehyung ihm mit brüchiger Stimme zu, um kurz darauf erneut seinen Mund zu berühren. Dieses Mal war es intensiver und inniger, doch nicht fordernd, sondern mit so viel Gefühl, dass Jungkook die Augen schließen musste.

Diese wenigen Worte waren Balsam für seine Seele, alles worauf er gehofft hatte, wurde so ausgedrückt, die Zweifel verschwanden, die ihn gestern in diesen Club getrieben hatten. Liebevoll umspielten Taehyungs Finger das schwarze Haar des Jüngeren und ein zufriedenes Lächeln, dass Jungkook so noch nie gesehen hatte, breitete sich auf dessen Gesicht aus. Das war es, was er wollte, was ihn nie wieder zulassen wollte, seine Augen zu schließen. Er wollte nur noch diesen Ausdruck in den Augen seines Sunbaes sehen.

Eng kuschelte sich Jungkook an den warmen Körper des anderen und hoffte, dass dieser Moment nicht enden würde und sie für immer einfach nur so daliegen konnten. Er genoss jede Sekunde, jede Berührung und als sich Taehyung aus der Umarmung wandte, sah er enttäuscht zu dem blonden Studenten auf, der nun bereits, nur in Boxershorts bekleidet, aufgestanden war. „Geh noch nicht", flehte der Zurückgelassene und streckte sehnsüchtig seine Hand nach ihm aus.

Ein sanfter Blick, der Anflug eines Lächelns und eine kurze Berührung seines Handrückens waren das einzige was der Schwarzhaarige bekam, bevor sich Taehyung umdrehte und wegging. „Ich muss duschen gehen, hab bald noch Probe", erklärte er sich knapp, das Gesicht abgewandt und fuhr sich durch das verwuschelte Haar. Zuerst wollte Jungkook aufspringen und ihm folgen, doch bemerkte er in dem Moment, als er darüber nachdachte und bereits die Decke fest im Griff hatte, dass er es nicht tun sollte. Er war bereit Taehyung Zeit für sich geben, wenn dieser sogar am Wochenende üben musste, wollte Jungkook ihm diesen Moment der Ruhe und Einsamkeit lassen. So ließ er seinen Körper zurück in den zarten Stoff gleiten und schloss noch kurz seine Augen, während er dem Rauschen des Wassers lauschte, das dumpf aus dem Badezimmer drang.

Da er bereits in der Nacht duschen war, zog sich Jungkook nur schnell seine Sachen vom gestrigen Abend über und bemerkte gleich, dass sein Shirt ein Fall für den Müll war. Die Naht war weit aufgerissen und gab Einblick bis zu seinen Rippen frei, doch es störte ihn nicht, es war nur ein Beweis für das, was sie gestern getan hatten. Bei dem Gedanken daran, kam ihm nicht als erstes der Schmerz in den Sinn, vielmehr das Gefühl, dass Taehyung bei ihm hinterlassen hatte. Als dieser in das Zimmer zurückkam, umgab ihn der frische Duft seines Duschgels und sein Haar hing ihm nass ins Gesicht, was den Jüngeren die Zähne auf die Unterlippe pressen ließ. Nur zu gern hätte er ihn zu sich gezogen und ihn in einen weiteren leidenschaftlichen Kuss verwickelt.

Diese Entscheidung wurde ihm nur kurze Zeit später abgenommen und die noch feuchten Lippen seines Sunbaes begannen sich zärtlich gegen seine zu bewegen. Wasser lief in Perlen von dem blonden Haar auf Jungkooks Gesicht, während er sich dem anderen hingab und unter der Berührung auf seiner freigelegten Haut am Oberkörper kurz aufstöhnte.

„Ich wünschte, ich könnte dich hierbehalten", seufzte Taehyung und zog seinen Gegenüber dichter an sein Becken, das vor Hitze glühte. „Ich bleibe, wenn du willst", erwiderte dieser und begann zärtlich an der Unterlippe des Musikstudenten zu knabbern. Fordernd bewegte er seine Hände über die nasse Haut des Blonden und packte fest an dessen Hintern, sodass auch er nun einen kurzen erregten Laut ausstieß. „Ich kann nicht", wies er ihn mit rauchiger Stimme ab und ließ Jungkook zurück, der bereits ein leichtes Pochen zwischen seinen Beinen spürte, „Die Probe ist mir wirklich wichtig, ich kann das nicht ausfallen lassen."

„Ich verstehe", antwortete der Jüngere und lächelte Taehyung zu. Er wollte keine Last für ihn sein, ihn zu nichts drängen, er war zufrieden mit dem, was er bekam. Jungkook wollte es nicht aufs Spiel setzten, indem er nun egoistisch handelte und Taehyung so möglicherweise wieder von sich wegtrieb. „Bevor du gehst, nimm mein Smartphone und speichere deine Nummer ein", forderte ihn der Ältere auf, während dieser sich anzog und Jungkook seinen Blick nicht von ihm abwenden konnte. Sein Herz machte einen kleinen Sprung und hektisch nickte er, worauf ihm der Entsperrcode knapp zugeraunt wurde.

Zum Abschied drückte Taehyung ihn gegen die Tür und lehnte sich mit seinem ganzen Gewicht gegen ihn, während er ihn bestimmend küsste. Sanft berührte seine Zunge die Jungkooks, bevor er den Kuss weiter vertiefte und den dunkelhaarigen Mann keuchend zurückließ. „Stell nichts an", wies er ihn vor dem Herunterdrücken der Klinke an und zwinkerte dem Jüngeren schelmisch zu. Jungkook verstand denk Wink und bereute sofort wieder seinen engen Tanz mit dem Fremden am gestrigen Abend. Schuldig sah er noch zurück, doch seine Sorge verschwand als das warme Lächeln Taehyungs sein Herz erreichte.

Es war das beste Gefühl der Welt, als er auf den Flur hinaustrat und alles in ihm einfach nur vor Glück kribbelte. Er fühlte sich, als würde alles Glück ihm gehören und als sein Telefon in seiner Hosentasche vibrierte und er sah, dass es eine Nachricht von Taehyung war, hätte er Luftsprünge machen können. Alles fühlte sich so leicht an und er konnte das Strahlen nicht mehr aus seinem Gesicht bekommen, die Wärme aus seinem Herzen oder die Schwäche aus seinen Beinen. Es musste Liebe sein, was sollte sich sonst so gut anfühlen?

Als er in seine Wohnung trat, saß sein Mitbewohner auf dem Bett, vertieft in ein Buch auf dessen Einband ein riesiger Violinschlüssel prangte.

„Ich muss mit dir reden, Hyung", plapperte Jungkook aufgeregt drauf los und strahlte dabei über das ganze Gesicht. Er musste es loswerden, sein Glück mit seinem Freund teilen und einfach nur die Welt wissen lassen, dass er auf Wolke Sieben schwebte.

„Ich muss auch mit dir reden", erwiderte Jimin und sah mit finsterer Miene über den dicken Wälzer in seinen Händen hinweg. Die Art, wie er sprach, ließ in Jungkook ein bedrückendes Gefühl zurück, machte ihm sogar etwas Angst vor dem, was er ihm nun sagen konnte. Das überschwängliche Glücksgefühl in ihm trat einen Schritt zurück und wurde durch einen schweren Stein in seiner Magengegend ersetzt.

Cupidity ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏWhere stories live. Discover now