Crazy on you

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Jungkooks Tränen trockneten langsam und er verbrachte die Nacht bei Taehyung, dicht an ihn gekuschelt. Er wollte ihn nie wieder gehen lassen und das, was sie mit einander hatten, nicht aufgeben. Dass der andere ebenfalls litt, ihn nicht verlassen wollte, hatte er nicht erwartet und schmerzte ihn beinahe so sehr, wie seine eigene Angst. Sie hatten noch eine ganze Weile gesprochen, sein Sunbae hatte ihm erzählt, wie dessen Eltern lebten, dass die Chance ins Ausland zu gehen, wahrscheinlich die einzige Möglichkeit war, sein Leben zu führen, wie er es wollte. Die Hoffnung, die Jungkook hatte, dass sich Taehyung für ihn und gegen das Stipendium entscheiden würde, wurde immer kleiner. Er konnte es nicht verbergen, nicht nachdem er alle Dämme hatte brechen lassen, als er dem anderen seine innersten Gefühle offenbarte.

Zum Abschied küssten sie sich noch einmal, bevor der Schwarzhaarige zurück in sein Zimmer ging. Er war froh, dass es leer war, er wollte einen Moment allein sein, keine Fragen gestellt bekommen, nicht den vorwurfsvollen Blick seines Mitbewohners auf sich wissen. Müde schloss er seine Augen und genoss die Stille um sich herum, laut genug waren seine Gedanken gerade, dass er nichts anderes mehr ertrug.

Auch die nächsten Tage sah er Jimin kaum, die meiste Zeit war er zwei Türen weiter und genoss Taehyungs Nähe, sobald dieser Zeit hatte. Jungkook stand beinahe wie auf Abruf bereit, immer auf sein Smartphone schauend, ob er zu ihm konnte. Er vernachlässigte alles andere, seine Freunde, die Uni. In den Veranstaltungen saß er meist allein, starrte gedankenverloren nach vorn und war aber eigentlich nicht wirklich da.

Auch an diesem Tag, an dem der Wind gegen die Fensterscheiben des Saals peitschte und der Regen wie aus Eimern zu kommen schien, war er nicht auf das um sich herum fokussiert, sondern warte nur auf eine Regung seines Telefons. Es war für ihn schon zu lange her, dass sich Taehyung bei ihm gemeldet hatte. Als er vollkommen durchnässt durch die Tür seines Appartements trat, bemerkte er erst spät, dass er nicht allein war.

„Lebst du auch noch?", kam vorwurfsvoll von seinem Mitbewohner, der anscheinend auch vor kurzem erst angekommen war und sich gerade etwas Trockenes überzog, „Verdammt, du siehst echt mies aus."

Beschämt sah Jungkook zu Boden und zog sich ungeschickt die Schuhe von den Füßen, immer nah dran, plötzlich das Gleichgewicht zu verlieren.

„Entschuldige, Hyung, mir geht viel durch den Kopf", versuchte er sich leise zu erklären, wurde jedoch nur mit einem verächtlichen Prusten abgestraft. „Dir geht doch nur eine Sache durch den Kopf und die heißt Kim Taehyung."

„Und wenn, ist das nicht deine Sache", fauchte der Jüngere wie aus dem Nichts, „Ich kann zusammen sein mit wem ich will und so oft ich es will." „Du meinst, bis er abhaut und du allein zurückbleibst", raunte sein Mitbewohner, „Merkst du nicht, dass er dir nicht gut tut?"

Das wollte Jungkook nicht hören, er ließ sich nicht diktieren, was er zu tun und zu lassen hatte. Jimins Worte verletzten ihn, vor allem deshalb, weil sie wahr waren. Wütend ging er auf den Kleineren zu und stellte sich provozierend vor ihn und bedachte ihn mit einem Blick der hätte töten können.

„Kookie, ich meine es doch nicht böse, ich mache mir Sorgen um dich. Du existierst nur noch für ihn, es gibt noch andere Dinge, die wichtig sind", erklärte Jimin ihm und sprach nun mit sanfterer Stimme, „Ich will nicht, dass du so leidest, ich kann dabei nicht zusehen."

„Ich bin glücklich", fauchte der Jüngere seinem Gegenüber zu.

„Du bist ein Idiot", erwiderte dieser und zwang Jungkook in eine Umarmung, gegen die er sich nur kurz sträubte. Jimin war angenehm warm und triefte nicht wie er, der vollkommen durchnässt vom Regen war. Es tat gut, dass sich jemand um ihn sorgte und so legte der Jüngere seinen Kopf auf die Schulter des anderen und atmete tief durch.

Cupidity ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏWhere stories live. Discover now