Crystal snow

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Es war kühl, obwohl die Sonne hochstand und die Welt um ihn herum in ein seichtes Weiß hüllte, als sie von der Fassade des Wohnheims abprallte. Jungkook hatte sich besonders rausgeputzt, war schon den ganzen Tag hibbelig und konnte kaum stillhalten, so aufgeregt und voller Vorfreude war er. Endlich gingen sie auf ihre erste offizielle Verabredung, er hatte ein weißes dünnes Sweatshirt angezogen und darüber Taehyungs abgewetzte Jeansjacke, die dieser ihm geschenkt hatte. Sein Haar hatte er sogar versucht zu bändigen und hatte es so arrangiert, dass die Strähnen seines Ponys die Stirn leicht freigaben. Jungkook konnte nicht aufhören zu lächeln und sein Herz schlug bis zum Anschlag.

Ihm war heiß, vor Aufregung und weil die Sonne beinahe ungehindert auf ihn nieder brannte. Flüchtig lockerte er einen Knopf an seinem Oberteil und genoss, als die frische Brise auf seine nackte Haut traf. Die Augen geschlossen, wandte er sein Gesicht zum Licht und atmete die klare Luft ein. Er konnte förmlich spüren, wie die Schmetterlinge in seinem Bauch zu flattern begannen. Es war ein perfekter Tag. Jungkook stellte sich bereits vor, wie sie Händchenhaltend durch die Stadt schlenderten und nun jeder sehen konnte, wer sein fester Freund war. Dass Kim Taehyung ihn liebte, dieser zu ihm gehörte und er niemand anderen wollte.

Gedankenverloren lehnte er sich an die Scheibe des Wartehäuschens und hielt nach dem Bus, der in die Stadt fuhr, Ausschau. Sie wollten sich dort treffen, da sein Freund dort bereits seit den frühen Morgenstunden unterwegs war und so fühlte es sich für den Schwarzhaarigen nur noch mehr wie ein richtiges Date an. Er hatte Taehyung schon einige Tage nicht mehr getroffen, ab und an sahen sie sich auf dem Campus, doch war der andere sehr beschäftigt mit den Proben und so konnte sich Jungkook noch mehr auf ihr gemeinsames Treffen freuen.

Als der Bus hielt und der junge Mann einstieg, hüpfte er beinahe auf dem Weg zu einem der freien Sitzplätz und zog sein Smartphone aus der Hosentasche. Eine kurze Nachricht, gespickt mit Herzen und Kuss Emojis, wollte er Taehyung noch schicken, damit dieser wusste, dass er auf dem Weg zu ihm war. Auch hinter dem Namen des blonden Musikstudenten prangte ein Herz, das dieser selbst so eingespeichert hatte, als sie Arm in Arm in dessen Bett gelegen hatten.

Jungkook konnte sich nicht dagegen wehren überglücklich loszugrinsen, als er auf das Telefon sah und eine ebenso niedliche Nachricht als Antwort bekam. Bald taten seine Wangen weh, da das Lächeln einfach nicht von seinem Gesicht verschwinden wollte und auch als er ausstieg, strahlte er jeden um sich herum an.

Bei dem Gedanken daran, Taehyung gleich zu treffen, musste er verlegen die Hand vor den Mund halten und presst vor Glück seine Finger zu einer Faust zusammen und drückte seine Lippen dagegen. Liebe fühlte sich zu gut an, dachte er, ganz in sich gekehrt und versuchte sein bebendes Herz zu beruhigen.

Das Vibrieren seines Smartphones ließ ihn die Augen öffnen und als er darauf sah, erwartete er, dass es sein Freund war. Umso enttäuschter atmete er aus, als Jimins Name auf dem Display erschien und genervt, aus seiner Euphorie gerissen worden zu sein, wischte er zum Abnehmen schnell nach rechts.

„Hyung, es passt gerade wirklich nicht", beschwerte er sich lautstark, sodass einige andere Leute um ihn herum ihn missbilligend mit ihren Blicken abstraften, „Ich habe gleich ein Date." Bei den letzten Worten musste er sich verkneifen, wie ein kleines Schulmädchen loszukiechern und hielt sich erneut die Hand vor den Mund.

„Ich sage dir das jetzt, weil ich dein Freund bin. Du solltest die Möglichkeit haben, dich zu verabschieden. Taehyung-, er-, ist hier im Wohnheim", antwortete die stockende Stimme seines Sunbaes am anderen Ende der Leitung, „Er hat einen Koffer dabei. Er geht, Jungkook."

Die letzten Worte halten nur noch blass nach, als der eben noch so euphorisierte junge Mann, kraftlos den Arm fallen ließ. Alles in ihm begann sich mit einem Mal zusammen zu ziehen und um ihn herum verlief alles wie in Zeitlupe. Leise vernahm er noch, wie sein Name durch den Lautsprecher in seiner Hand drang, doch er starrte nur in die Leere und alles in seinem Kopf war wie weggefegt. Mit einem Mal überzog seine Haut eine Gänsehaut und der Wind wurde eiskalt.

Cupidity ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏWhere stories live. Discover now