Kapitel 7

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Ich wachte den nächsten Morgen in meinem Bett auf und musste mich orientieren. Wie es auch sonst so war.

Die ersten Tage bei ihm war es ebenso gewesen. Doch nun, nach so langer Zeit, kannte ich die Wände und mein Bett. Ich kannte das Zimmer, in dem ich lag.

Aber dann dieser Duft.

Dieser Duft, der mir bekannt vorkam, ich aber hier noch nie gerochen hatte.

Ich saß im Bett auf und schob die warme Decke von mir. Dann zog ich mir Socken an und spähte vorsichtig hinaus in den Flur.

Unten hörte ich es brutzeln. Dann ein Lachen. Sie lachte. Und dann er.

Wie ein Pfeil, der mich an die Wand pinnte, erfasste mich die Eifersucht und ich polterte die Stufen der Treppe hinunter.

Er saß in seinem Anzug am Tisch und trank schon eine Tasse Kaffee, während sie am Herd stand und einen Pfannkuchen umdrehte.

„Schau mal einer an, wer da aufgewacht ist", grinste er mich an. „Komm her und gib mir einen Kuss."

Ich hatte eher im Sinn, sie vom Herd wegzuschieben und dann gleich aus dem Fenster, wo ich schon einmal dabei war.

Aber ich tat nur so, als würde ich keinen Mord planen und ging zu ihm. Ich beugte mich herunter zu ihm und gab ihm einen Kuss auf den Mund. Er roch etwas nach Kaffee und Aftershave. Ich liebte seinen Geruch und könnte täglich darin baden.

„Gib ihr auch einen", sagte er leise zu mir. „Nur wenn du willst."

Auch der letzte Nebensatz machte mir deutlich, dass ich mich in einem Zwiespalt befand, der zerrender nicht sein konnte. So wollte ich auf der einen Seite nichts lieber, als sie aus dem Haus zu haben und auf der anderen wollte ich ihr eine Chance geben, denn selbst ich wusste, dass die Angst, die in meinem Kopf Amok lief, genau daher kam: Aus meinem Kopf. Und höchstwahrscheinlich nicht daher stammte, dass sie plante mich zu beseitigen.

Ich lächelte ihn an. Etwas unechter als sonst, aber trotzdem mit viel Mühe. Und dann drehte ich mich um zu ihr.

Sie trug ein kurzes Kleid, ein Nachthemd aus Seide und ihre Füße waren nackt. Die langen Haare hingen ihr über beide Schultern. Unsortiert und doch in einer wirklichen Ordnung.

Ich überlegte kurz und ging dann zu ihr. Vorsichtig tippte ich auf ihre nackte Schulter, die nicht von ihrem Kleid bedeckt war.

Sie drehte sich zu mir um und lächelte. „Guten Morgen."

Sie roch nach Pfannkuchen.

„Guten Morgen", erwiderte ich und lächelte ebenfalls.

Dann trat ich wieder einen Schritt zurück und merkte wie mir die Röte in den Kopf stieg.

„Setz dich hin, ich gebe dir gleich den ersten", meinte sie und schwang den Pfannkuchen noch einmal in der Pfanne umher.

Ich fragte mich, ob er sie gebeten hatte zu kochen oder ob sie es einfach getan hatte.

Ich nickte und setzte mich ihm gegenüber. „Ich muss heute arbeiten. Ich denke, ihr beide werdet klarkommen, oder?"

„Sicher", murmelte ich. Dann stand ein Teller mit einem Pfannkuchen vor mir. Als sie mir ihn gab, konnte ich in ihren Ausschnitt sehen.

Wenn ich diesen Anblick aus Versehen bei anderen Frauen erhascht hatte, war mir immer nur klarer geworden wie schwul ich doch war.

Ihr Ausschnitt tat das nicht. Erst recht nicht, als ein Teil ihrer Haare meine Wange streifte, als sie sie wieder nach hinten schwang.

Es muss bescheuert ausgesehen haben.

Aber ich konnte während des Essens an nichts anderes denken.

Nach dem Frühstück verabschiedete er sich bei uns beiden an der Haustür. Er küsste mich auf den Mund und sie auf die Stirn. Sie hatte immer noch ihr Nachthemd an.

Als die Tür zuging, drehte sie sich zu mir.

„Ich gehe jetzt duschen. Wäre es okay, wenn du die Küche aufräumst?"

„Natürlich", sagte ich fast schon wie programmiert und ging sofort ans Werk. Jede Minute, die ich nicht mit ihr verbringen musste, so erschien es mir erst, war ideal, doch jede Minute, die ich nicht bei ihr war, wurde zur Minute der Angst und ich fragte mich in ihrer Abwesenheit nur öfter, wann sie mich aus dem Fenster schmeißen würde.

Ich war gerade dabei den Herd sauber zu machen, da hörte ich von oben eine Stimme. Ich konnte nicht genau hören was sie sagte und ging deshalb auf den Flur. „Hast du mit mir geredet?", rief ich hoch.

„Ich habe ein Problem mit der Dusche. Kannst du mir helfen?"

Natürlich hatte sie ein Problem mit der Dusche. Natürlich.

Ich seufzte und ließ den Putzlappen auf der Anrichte liegen. „Ich komme."

Sie stand dann im Badezimmer vor mir und hatte sich ein Handtuch um den Körper gewickelt. Ihre Haare waren bereits nass und sie zitterte.

„Das Wasser wird nicht warm."

„Oh", murmelte ich. Mir war das Problem bekannt. „Ich stelle es dir richtig ein."
„Danke", sagte sie und seufzte erleichtert.

Als ich am Hahn herumwerkelte, stand sie hinter mir und nach einem kurzen Moment der Stille schoss es mir alles wie ins Genick.

„Ich dachte du wärst fieser zu mir. Ich hatte Sorge, dass es überhaupt nicht klappen würde und du mich nicht akzeptieren würdest. Ich will dir nur danken, das du so nett zu mir bist."

„Wasser müsste gleich warm werden", sagte ich, immer noch mit dem Kopf in der Dusche.

„Danke", sagte sie. „Ich will dich nicht unwohl fühlen lassen. Schon gar nicht in deinem eigenen Haus. Wenn du nicht willst, dass ich hier bin, dann gehe ich wieder."

Ein kurzer Moment war es eine gute Option. Die Art und Weise wie man Drama am effektivsten verhindern könnte: Ich sage ihr einfach, sie solle Leine ziehen und sie täte es. Dann hätte ich ihn wieder für mich allein.

Aber nach dem einen Moment, der mir den Plan so offensichtlich und unfallfrei erschienen ließ, kam ich wieder zurück in die Realität.

Er würde damit nicht einverstanden sein. Und ich wäre schließlich derjenige, der zickig und eigen war und welcher Dom und schon welcher Sugar Daddy wollte so jemanden? Ich gäbe ihr damit endgültig die Macht. Denn wenn ich sagte, dass ich sie nicht haben wollte, dann würde er den Spieß umdrehen und sie würde nicht gehen.

Ich würde gehen.

Sie hätte gewonnen.

Entweder ich würde mich durch die Tage schlagen oder ich müsste meine Koffer packen.

„Ich bin gespannt auf die nächsten Tage", sagte ich und lächelte sie an.

„Da bin ich aber froh", sagte sie. „Ich freue mich auch."

Ich nickte und wollte gerade das Badezimmer verlassen, da fügte sie hinzu: „Ich weiß, dass du nicht auf Frauen stehst. Ich wollte dir nur sagen, dass ich dich sehr attraktiv finde. Auch wenn du es nicht erwiderst."

„Danke für das Kompliment", antwortete ich und ging hinaus ohne zurück zu sehen.

Es würde sich zeigen, ob ich mir mein eigenes Grab schaufelte.

DEALBREAKERWhere stories live. Discover now