Kapitel 11

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Ich saß am nächsten Morgen auf seinem Bett, neben ihr. Mein Torso war mit der feinen Leinendecke bedeckt und meine Füße schauten unten hervor.

Sie trug ein weißes, weites T-Shirt und flochte gedankenverloren ihre Haare. Auch sie lag unter der Decke, unter meiner Decke. Aber sie lag weit von mir entfernt auf dem Bett. Wir berührten uns nicht.

„Passiert das oft?", fragte sie grübelnd und nahm sich nach Beendigung der einen, eine nächste Strähne zum Flechten.

„Es ist noch nie passiert", meinte ich und zog meine kalten Füße wieder unter die Decke. „Ich mache sonst immer das Essen. Ich kann es nicht, aber er besteht darauf."

Sie nickte und schaute zu mir hinüber. „Und er hat dir noch nie das Frühstück ans Bett gebracht?"

Ich schüttelte den Kopf.

Kurz war es still. In der Stille hörte man nur draußen entfernt Autos vorbei fahren und ein paar Vögel zwitscherten in den Bäumen vor dem Haus.

„Ich ahne böses", sprach ich meine Gedanken aus. Ich wollte sie nicht aussprechen, schon gar nicht ihr gegenüber. Aber ich tat es.

„In wie fern Böses?" Sie runzelte die Stirn und befeuchtete sich ihre Lippen mit ihrer Zunge.

„Ich habe keine Ahnung."

Wir hörten Schritte die Treppenstufen hoch gehen. Etwas klapperte.

„Scheiße."

Sie und ich spitzten die Ohren und setzten uns extra gerade hin.

Dann drückte er von außen die Türklinke hinunter und betrat mit einem vollen Tablett das Schlafzimmer.

Sein Bett war groß genug für uns drei... wenn man nah aneinander saß.

Er stellte das Tablett auf sein Bett und zog sowohl Bademantel als auch Hausschuhe aus, bevor er sich zwischen uns quetschte.

„Ich habe uns Toast geschmiert und einen Obstsalat gemacht. Gesund und lecker."

Er mochte gesundes Essen und war besessen davon, dass ich gesund war. Würde er jetzt auch auf ihre Ernährung achten?

„Dankeschön. Womit haben wir das verdient?", fragte sie und zog das Tablett an uns drei heran.

Ich fühlte mich eingeengt, aber mein morgendlicher Hunger war größer als meine Sehnsucht nach Bein- und Schulterfreiheit, also nahm ich es in Kauf hier so zu sitzen. Solange ich essen konnte.

Ich nahm mir einen Toast mit Marmelade und Butter bestrichen und biss hinein.

Zu meiner Verwunderung sagte er nichts dagegen.

„Bedien' dich", deutete er ihr an und sie lächelte und machte sich an den Obstsalat.

Er hatte derweilen immer noch dieses komische Grinsen im Gesicht und sah von ihr zu mir.

„Hab ich einen Pickel auf der Nase?", zickte ich ungehalten. Das würde mir so manche Schläge mit der Gerte bringen. Aber gerade konnte ich damit leben.

Er lachte nur und grinste mich weiter an. Sein Gesicht, etwas von Falten durchzogen, doch nicht alt, war immer noch in meine Richtung gewandt, als er es endlich sagte. „Ich habe etwas Schönes mit euch beiden vor."

Wusste ich es doch: Wenn es für ihn schön war, war es dass für uns sicherlich nicht.

Sie hustete, hatte sich an ihrem frisch gepressten Saft verschluckt.

„Und das wäre?", bohrte ich weiter nach.

Sie setzte sich ihre Schüssel in den Schoss und sah verwundert zu uns hinüber.

Dann sah er zu ihr. „Ich möchte etwas ausprobieren."

„Das sagt mir immer noch nichts", murmelte ich verunsichert und aufgeregt. Er würde uns sicherlich quälen.

„Ich hole die Utensilien gleich. Immer mit der Ruhe", grinste er und strich ihr durch die Haare. „Die hast du hübsch geflochten, Süße."

Sie wurde rot und nickte. „Danke."

Manchmal hatte ich das Gefühl, dass ein nettes Wort an sie gerichtet reichte, um sie feucht zu machen. Aber um ehrlich zu sein, reichte es bei mir auch.

Er durfte Sachen mit mir machen, die andere Männer nie machen dürften. Er durfte sie machen, weil er zu charmant war, um Nein zu ihm zu sagen.

Als wir im Schweigen, im Hintergrund lief nur etwas Radio, unser Frühstück zu uns genommen hatten, stand er auf.

Er räumte die Sachen zusammen und sagte uns, wir sollten genau so sitzen bleiben.

Mir war es recht. Ich hatte sowieso Lust, mich wieder hinzulegen und in den Tag zu schlafen. Ich hatte heute nichts vor. Wie sonst auch nie.

Er war nur kurz weg. Wahrscheinlich war er in die Küche gesprintet, hatte nur kurz das leere Tablett auf den Tisch gestellt und sich dann daran gemacht, die „Utensilien" aus einer der Schubladen zu holen, in denen sie wahrscheinlich schon einen Monat unberührt und unbeachtet lagen.

Er tat dies oft.

Einmal hatte er mir ein Halsband mit Leine gekauft und hatte es einen Monat in einer Schublade liegen lassen, bevor er damit um die Ecke kam. Er hatte mir daraufhin gesagt, er wollte auf den richtigen Moment warten.

Anscheinend war jetzt der richtige Moment für diese Überraschung gekommen.

Er stand dann wieder im Türrahmen und schaute uns fast schon verlegen an. Seine beiden Hände hatte er hinter dem Rücken.

Etwas knisterte.

Ein Outfit vielleicht?

Oder ein anderes Zubehör? Mittlerweile kannte ich ja schon so gut wie alles.

Dann trat er einige Schritte vor und zog gleichzeitig die Hände hinter dem Rücken hervor.

„Nein", schüttelte ich den Kopf. „Ich habe dir gesagt, nie wieder."

Ich verbarg meinen Kopf unter der Decke und bekam von diesem Stützpunkt her mit, dass sie sich die Decke abstreifte und auf allen Vieren das Bett hinunter, zu ihm, krabbelte.

„Du scheinst weniger geschockt", murmelte er.

„Ich kenne das."

„Du magst es?"

„Ich mag es, ja", sagte sie, etwas leiser.

„Würdest du ihm etwas zur Seite stehen? Ich möchte, dass ihr sie beide tragt."

„Ja, Sir. Mache ich."

Wo war das Daddy hin?

Ich schaute mit den Augen unter der Decke hervor und erschreckte mich, als sie mit der eingepackten Windel winkte.

„Ich helfe dir sie anzuziehen."

Ich seufzte.

Was würde dieser Tag wohl noch mit sich bringen...

DEALBREAKERWhere stories live. Discover now