NEUN - ٩

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LAMEES| Ich schniefe auf und wische mir die Tränen weg. Diese Zwiebel ist echt hartnäckig. Während ich am Kochen bin, ist Amara mit Arda im Wohnzimmer und unterhaltet sich mit ihm. Immer wieder höre ich sie gackern und schreien, ich weiß nicht was Arda zu ihr sagt. Das ist mir in dem Moment auch wirklich egal. Seit dem Anruf sind schon zwei Stunden vergangen, ich habe herausbekommen dass Enlil der Freund von Arda ist. Er und Maher, der jüngere Bruder von Arda, fahren die ganze Strecke zu uns, damit sie Arda abholen können. Sein Auto, dass vom Abschleppdienst beschlagnahmt wurde, muss ich in zwei Tagen abholen. Ich schneide das Gemüse in kleine mundgerechte Stücke und schmeiße es mit Hühnchenbrust in die Pfanne. Das lasse ich bisschen anbraten, bis das Fleisch anfängt zu braten und gebe ein Glas Wasser hinzu. Damit das in Ruhe garen kann, lege ich den Deckel der Pfanne drauf und laufe ins Wohnzimmer. Amara ist vor Belustigung ganz rot und beugt sich vor, währenddessen Arda leicht genervt und gekränkt zu ihr hinschaut.

„Çiçe, das musst du dir ansehen!", kreischt Amara und hält mir ein bisher unbekanntes Handy vors Gesicht. Sofort steht Arda auf und flitzt zu mir, um Amara das Handy aus der Hand zu ziehen. Ich schnappe mir das Handy und erblicke ein Bild von einem kleinen Jungen, einen mit eisblauen Augen. Lange muss ich nicht überlegen und kann mir schon denken, dass es sich hierbei um Arda handelt. Er hat ein blaues Kleid an und steht in einer Diva-Pose, um das Kleid besser zu zeigen. Amüsant schiele ich zu Arda, der schmunzelt mich dabei beobachtet hat.

„Wie alt warst du da?", fragte ich ihn ernst und lachte erneut auf. Jetzt kann man ihm nicht in einem Kleid vorstellen. Ein großer, breitgebauter Mann mit entsprechender Aura in einem Kleid?

„Sechs.", kommt es selbstbewusst von ihm. In seinem Ausdruck ist keine Emotion, ich weiß nicht wie ich ihn einschätzen soll. Schwer schlucke ich und gebe ihm sein Handy zurück. Er nimmt das Handy wieder zu sich, ohne mich aus den Augen zu lassen. Er swipt paar mal, um mir dann wieder sein Handy vorzuhalten. Mit verschränkten Armen schaue ich runter auf seinem Handy und erblicke einen kleinen Arda, wahrscheinlich drei Jahre alt. Sein Gesicht ist voll mit Torte, selbst seine dunklen Haare. Sein Gesicht ist mit einem Grinsen überzogen, allein bei dem Gesichtsausdruck lächle ich auf. Doch meine Augen ziehen sich zusammen, als ich ein ein kleines Mädchen neben ihm erblicke. Das Mädchen ist jünger als Arda, da sie viel kleiner aussieht. Sie weint auf dem Bild, anscheinend war es ihre Torte, das erklärt die rosa Torte.

„Wer ist das?", frage ich ihn direkt und zeige auf das Mädchen. Er schluckt runter, sein Blick bleibt ihr hängen. Unmerklich ziehen sich meine Augenbrauen zusammen.
An der Haustür klingelt es. Amara steht auf und läuft dahin, weshalb ich ihr auch gerade dankbar bin. Immer noch warte ich auf eine Antwort von ihm, obwohl ich schon weiß, dass ich sie wahrscheinlich nicht zuhören bekomme. Arda nimmt mir das Handy auf der Hand und streicht übers Bild. Mit einem Klick löscht er das Bild, weshalb ich meine Augenbrauen in die Höhe ziehe.

„Niemand.", sagt er danach und steht auf. Ih laufe mit Arda zur Haustür, wo ich schon Amara vorfinde, die Maher reinlässt. Gleich nach Maher kommt ein anderer Mann entgegen— Amaras Augen bleiben bei ihm hängen, sie greift fester um die Türklinke. Der Typ schaut genauso zu ihr, man spürt bei beiden eine Anziehungskraft. Dennoch wendet Amara ihren Blick schnell ab und schaut zu Boden. Das stört ihn nicht, denn er betrachtet sie weiterhin. Ich höre auf beide zu beobachten, als mich jemand umarmt— es ist Maher, mein zukünftiger Schwager. Ich erwidere seine Umarmung und schaue zu Arda, der uns mit einer erhobenen Augenbraue beobachtet. Seine Arme sind ineinander verschränkt, er steht breitbeinig. Anscheinend ging es ihm zu lange, denn er zieht Maher von mir weg, weshalb Maher auch anfängt zu lachen. Belustigt schaue ich zu beiden, doch wende meinen Blick zu den mir immer noch fremden Mann.

„Du musst Lamees sein. Ich bin Enlil.", sagt er und reicht mir seine Hand. Ich lächle ihn an und erwidere seinen Handschlag.

„Freut mich dich kennenzulernen.", sage ich aus Freundlichkeit und schüttle seine Hand. Anschließend lasse ich seine Hand los und laufe mit Amara in die Küche. Ich sage zu ihr, dass sie schonmal den Tisch decken kann, ich serviere währenddessen Enlil und Maher etwas zu trinken, da die Fahrt hier hin bestimmt anstrengend war.

ÇAVZHÎNWhere stories live. Discover now