Kapitel 172

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Meine Freude über Wincents Versprechen verflog relativ schnell, nachdem ich feststellte, was für ein Chaos schon wieder hinter der Bühne herrschte. Wir waren durch verschiedenste Faktoren in einen leichten Zeitverzug geraten, den es jetzt galt irgendwie wieder auszugleichen. Amelie und ich rannten eine halbe Stunde lang nur von A nach B und tatsächlich schafften wir es, dass Wincent pünktlich um 20 Uhr auf der Bühne stand.

Das Konzert selbst lief, wie immer, sehr gut und so waren wir drei Stunden später mitten im Abbau. Elena hatte sich einfach still in den Aufenthaltsraum gesetzt, was uns alle ein wenig erstaunte. Wir gingen alle einfach unseren Aufgaben nach, während Wincent mit Nico und ein paar anderen Jungs ein bisschen Quatsch machte. Amelie und ich konnten uns ein Schmunzeln meistens nicht verkneifen, wenn wir irgendwen schreien hörten, oder gerade mal einen Blick erhaschen konnten.

Gegen 3 Uhr hatten wir dann endlich alles hinter uns gebracht und waren auf dem Weg zu den Bussen. Elena ging etwas abseits von allen und sagte kein einziges Wort mehr. So kannte ich sie gar nicht. Da ich ihr eh noch sagen musste, in welchem Bus sie schläft, ging ich zu ihr.
I: „Hey, alles gut?"
E: „Was willst du, du hast doch jetzt alles was du willst."
I: „Wie meinst du das?"
E: „Ich rede nicht mehr mit Wincent, ich mache nichts, also was willst du von mir?"
I: „Ich hätte ja kein Problem, wenn du mit ihm reden würdest, aber dein Auftreten heute den Tag über, war ja wohl unter aller Sau und das habe nicht nur ich so gesehen."
E: „So bin ich halt."
I: „Gut, dann komm aber auch damit klar, dass keiner mit dir reden will. Ich hab das nämlich niemandem verboten."
E: „Das hast du bei Marius auch immer gesagt und im Nachhinein erzählt er mir, dass du ihm gedroht hast dich zu trennen, wenn er weiter mit mir Kontakt hat."
I: „Halt Marius da raus. Der kann viel erzählen, wenn der Tag lang ist. Also eigentlich wollte ich dir ja anbieten, dass wir morgen nochmal gucken können, ob wir eine gute Aufgabe für dich finden, aber so..."
E: „Wolltest du eh nicht."
I: „Doch wollte ich. Überlegs dir. Wir machen es davon abhängig, wie du morgen früh drauf bist."
E: „Aha."
I: „Ist nur ein Angebot. Du kannst ja eine Nacht drüber schlafen. Geh einfach mit Nico mit, der zeigt dir alles."
N: „Was mache ich?"
I: „Elena einmal zeigen, wo ihr Bett bei euch im Bus ist."
N: „Gut, komm mit."
E: „Danke."
I: „Bis morgen."

Oh Gott, warum bin ich nur doch immer wieder so freundlich? Irgendwo kann sie einem ja ein ganz bisschen leid tun. Nein, eigentlich nicht, aber trotzdem werde ich ihr morgen noch eine Chance geben. Ich beschleunigte meinen Schritt etwas, um wieder zu Wincent zu gelangen, welcher schon fast bei unserem Bus war. „Was hast du mit ihr geredet?", fragte er direkt. „Nur wegen schlafen und den Aufgaben morgen.", gab ich zurück und Wincent nickt nur. Wir stiegen alle in den Bus und beschlossen heute mal direkt schlafen zu gehen, da der Abbau heute schon ganz schön lange gedauert hatte und alle ziemlich müde waren. Wincent und ich gingen gemeinsam nach oben und lagen nur kurze Zeit später im Bett. Ich zog ihn ein Stück zu mir und kuschelte mich an seine Brust. Wincent tippte noch etwas auf seinem Handy, ehe er es wegpackte und mir tief in die Augen sah. Es war zwar eigentlich stockduster, aber irgendwie konnte ich mich doch in seinen dunklen Augen verlieren. Langsam nährte er sich meinem Gesicht und legte seine Lippen auf meine. Der Kuss wurde relativ schnell fordernd, doch ich konnte mich einfach nicht entspannen. Natürlich merkte Wincent das auch und löste sich langsam von mir. „Isa, was ist los?", fragte er mit einem leicht genervten Unterton. „Keine Ahnung. Ist alles ein bisschen viel, die letzten Tage.", gab ich leise und spürte, wie mir die Tränen in die Augen stiegen. Wincent atmete einmal hörbar aus und zog mich dann an seine Brust. „Okay, das verstehe ich ja, aber was machen wir jetzt?", flüsterte er. „Normal weiterarbeiten und nach der Tour entspannen.", antwortete ich und versuchte stark zu bleiben. „Du hast nach der Tour Uni, musst umziehen und so weiter. Glaubst du wirklich, dass es da besser wird?", hakte er kritisch nach. „Es muss.", brachte ich mit brüchiger Stimme hervor und die erste Träne suchte sich den Weg über meine Wange. „Isa, so funktioniert das nicht. Ich weiß, ich bin genau so, aber du machst dich kaputt. Du bleibst morgen Vormittag erstmal im Bus und ruhst dich aus.", sagte Wincent ruhig, aber bestimmt. „Ich kann Amelie doch nicht alleine lassen.", protestierte ich. „Nach dem Mittag kannst du ja ein bisschen helfen, aber du musst mehr auf dich achten.", versuchte Wincent es weiter. „Und was ist mit Elena?", fragte ich weiter. „Auch da finden wir eine Lösung.", sagte Wincent überzeugt und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. „Du musst jetzt schlafen. Morgen sehen wir weiter.", flüsterte er noch und zog mich dichter zu sich. Ich antwortete einfach nicht mehr, weil ich selbst nicht wusste, was ich sagen sollte.

Fehler oder Schicksal //Wincent Weiß FanfictionWhere stories live. Discover now