𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 11: Abschied nehmen

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Gefeiert hatte der Stamm der Nacht. Gefeiert über den kommenden Sieg. Niemand hat daran gedacht, auch nur auf irgeneine Art und Weise, den Krieg zu verlieren. Denn sie alle wollten dies nicht. Verlieren.

Keiner verliert gerne. Weder Gegenstände, noch Mitmenschen oder andere Lebewesen. Doch es gehört zum Leben dazu. Oder nicht? Denn wenn jeder gewinnen würden: Wer wäre dann der Verlierer? Wer würde aus den gemachten Fehlern lernen, die gesamten Erfahrungen verarbeiten und mit mehr Wissen in die kommende Schlacht gehen? Wer, wenn nicht wir?

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Die ganze Nacht über lag Yaelia wach in ihrem Bett. Sie war viel zu aufgeregt, um auch nur ein Auge zu zu machen.
"Ich muss mich bei Mergu bedanken", dachte sie kurz nach dem Sonnenaufgang. "und bei Vater, und bei Dawn und Onyx. Einfach bei allen." Sie wollte weiter Namen aufzählen, da klopfte jemand vorsichtig an ihrer Tür. Kurz darauf trat Olym ein.

"Ich wollte dir nur bescheid geben, dass deine Freundin gekommen ist", flüsterte er. Yaelia blinzelte verwirrt, sprang danach aber sofort auf und rannte an Olym vorbei die Treppen hinunter.

Ein lautes "Danke", rief sie kurz bevor sie aus seinem Sichtfeld verschwand. Die letzten drei Stufen sprang sie hinunter und sah sich um, doch es war niemand zu sehen.

"Sie warten am Lagerfeuer", sagte Olym der die Treppen langsamer als Yaelia runter ging, die daraufhin in Rekordzeit ihre Schuhe anzog und durch die Eingangstür nach draußen ging. Die Tür war gerade wenige Zentimeter offen, da zwängete sie sich durch und sprintete Richtung Lagerfeuer.

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"Sie kommt", murmelte Mergu neben Dawn, die auf die Beine sprang und sehnsüchtig nach ihrer Freundin ausschau hielt, die wenig später in top Geschwindigkeit in ihre Arme rannte. Beide lachten kurz, versanken dann aber in Tränen.

"Ihr habt euch gestern erst gesehen", meckerte Mergu und grummelte leise Worte vor sich hin. "Dir auch einen schönen guten Morgen Mergu", sagte Yaelia und löste sich von Dawn um ihn fest zu umarmen.

"Danke für alles", flüsterte sie und vergrub ihren Kopf in seinem Pullover. Überwältigt von diesen einfachen und doch viel sagenden Worten, erwiderte er die Umarmung erst Sekunden später. Er lächelte. "Wie schnell die Zeit vergeht", sagte er und sah zu Dawn.

"Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ihr beiden kleinen draußen im Regen Würmer gesammelt habt und ihnen eine Art Haus gebaut habt." Belustigt schüttelte er seinen Kopf. Yaelia löste sich von ihm und sah zu Dawn, die so aussah, als konnte sie sich nicht an das gesagte erinnern. Yaelia begann zu lachen, als sie auch noch fragte wann das war, doch ein lautes räuspern brachte sie zum Schweigen.

Die Hälfte des Stammes hatte sich im Halbkreis um Dawn, Mergu und Yaelia gestellt. Dawns Körperhaltung, ging in wenigen Sekunden von Pudelwohl auf eingeschüchtert. Mergu sah genervt und Yaelia neutral, den anderen entgegen.

Olym trat zwei Schritte auf die drei zu. Dann begann er höflich zu erklären wer er ist.
"... und als dank dafür, dass ihr Yaelia überreden konntet, die Mission anzunehmen, werdet ihr auf ewig in unserem Stamm Willkommen sein." Dawns Augen weiteten sich, kurz nachdem Olyms Worte verklungen sind. Auch Mergu wirkte überrascht, wenn auch nicht genauso positiv wie Dawn. Yaelia lächelte Dawn zu und haute von der Seite ihren Elebogen gegen Dawns Rippen.

"Mein Vater hat gestern Abend gesagt wie stolz er darauf ist, dass ich so eine tolle Freundin habe", flüsterte Yaelia. Dawns Wangen färbten sich augenblicklich rot.

"Danke. Ihr Angebot ehrt uns sehr", sagte sie kleinlaut und verbeugte sich leicht. Mergu hingegen verschränkte seine Arme.

"Danke, aber wir haben ein Zuhause", sagte er scharf. Alle sahen überrascht zu Mergu.
"Mergu, dass heißt nicht, das ihr euer Zuhause verlassen müsst. Es ist eine Art Freundschaftsangebot", erklärte Yaelia vorsichtig, darauf bedacht ihn nicht zu provozieren, denn einen Streit zwischen Mergu und ihrem Vater, kurz vor ihrer Abreise, kann sie sich nicht leisten.

Er wollte etwas auf ihre Worte erwidern, da rief Olym überrascht: "Was? Du bist Mergu?", woraufhin die gesamte Aufmerksamkeit auf ihm lag. Yaelia schaute schief, "woher kannte er Mergus namen?", fragte sie sich.
"Ja der bin ich", antwortete Mergu schroff. Seine Stimme wirkte normal, doch Yaelia und Dawn wissen beide, dass dies nur die Ruhe vor dem Sturm ist.

Dawn tippte Yaelia an der Schulter, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. "Wir müssen ihn beruhigen", flüsterte sie durch ihre Zähne hindurch, in einem Ton, so angespannt wie die Lage in der sie sich befanden.

"Ähhm, nun ich.. würde dann sagen wir essen noch etwas und dann müsste ich auch schon los, wenn ich vor Sonnenuntergang am Serp Fluss ankommen will." Sie begann mit ihren Händen zu spielen und hoffte, dass jemand die geheime Botschaft für die jetzige Auflösung des aufeinandertreffens, sah und ihr dabei half.

"Ja wir müssen noch viel reden und ähm.. und viel sagen bevor Yaelia los muss", half ihr Dawn weniger effektiv. Yaelia stellte sich neben ihren Vater und drückte ihn an den Schultern runter, damit er sich hinsetzte. Dawn hingegen, nahm Mergu und ging mit ihm zu den hinteren Reihen und ließ sich dann nieder.

Mergu verstand natürlich was vor sich ging, jedoch hatte er nicht vor sich dagegen zu wehren, denn er wollte nicht das Yaelia das Geheimnis erfuhr. Nicht so kurz vor ihrer Abreise.

Die Köche und Köchinnen des Stammes brachten jedem einen Holzkrug mit Yaelias Lieblingssuppe. Sie bedankete sich lautstark bei den Köchen, woraufhin sie freudig: "gerne", riefen.

Das Essen verlief ohne weitere Zwischenfälle, jedoch sah man Olym an, wie er über Mergus Namen nachdachte. Wann immer Yaelia ihn darauf ansprach, er winkte ab, als sei es nichts wichtiges.

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Mit einem mulmigem Gefühl setzte sich Yaelia auf ihren dunkelbraunen Hengst. An ihrem Gürtel hingen jegliche Arten und Formen von Messern, doch nur eins, das mit schwarzer Klinge und Goldenem Griff fiel auf. An ihrer linken hing ein langes, leicht gebogenes Schwert.

"Pass auf dich auf", flüsterte Dawn zum Abschluss. Yaelia nickte und rief: "Möge Huros mit uns sein", und ritt dann im Galopp in den Wald, in Richtung des Stammes des Feuers. Die Nacht johlte ihr hinterher, bis sie zwischen den Bäumen verschwand.

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Perfk - Meister der NachtWhere stories live. Discover now