Kapitel 14

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Laura war von Lyras Aktion sichtlich wütend geworden. Nachdem Marcus gegangen war redete sie kaum noch mit Lyra, was diese nicht wirklich verstand. Auch wenn sie immer wieder fragte was genau sie falsch gemacht hatte und Laura sogar ihr Trinkgeld gab, dass Marcus dagelassen hatte, schien ihre beste Freundin nicht mit ihr reden zu wollen. Laura verließ die Kneipe ungewohnt früh und ließ Lyra mit Leo zurück, was die Situation nicht unbedingt einfacher machte. „Was ist denn da los bei euch?", fragte Leo, bekam aber keine zufriedenstellende Antwort. Lyra war froh, dass er sich bis auf weiteres zurückhielt. Sie wusste, dass Laura schnell überreagierte, wenn es um Männer ging. Aber konnte sie wirklich so wütend sein, nur weil Lyra mit ihm geredet hatte? Nachdem Laura ihre Anrufe mehrmals weggedrückt hatte, beschloss Lyra ihr auf die Mailbox zu sprechen.

„Hey Laura. Ich weiß, du bist wütend und willst nicht mit mir reden. Ich will dir nur sagen, dass ich es echt nicht böse gemeint habe. Das eben... Das war wohl einer von Jonathans Leuten und ich will nicht, dass du da in etwas reingezogen wirst. Sie sind nicht alle so wie Jonathan und ich kann nicht auf dich aufpassen. Ruf mich zurück, wenn du reden willst."

Laura rief so schnell nicht zurück. Nach Schichtende war sich Lyra nicht sicher, ob sie einfach bei ihr vorbeischauen, oder ob sie lieber bis zum nächsten Tag warten sollte. Sie entschied sich einfach los zu laufen und ihre Füße entscheiden zu lassen wo es hingehen würde. Die kalte Nachtluft war beruhigend und ließ sie tief durchatmen. Sie fühlte sich erstaunlich sicher, obwohl sie wusste wer sich nachts alles rumtrieb. Gerade als sie sich darüber wunderte, dass sie kaum noch Angst hatte, spürte sie einen Atemzug an ihrem Nacken. Ein kalter Schauer fuhr über Lyras Haut und ihr Herz setzte einen Schlag aus. Sie wollte losrennen, aber ihre Beine bewegten sich nicht.  Sie bemerkte, dass sich zwei Hände um ihre Taille legten und eine Gänsehaut zog sich über ihren ganzen Körper. Noch bevor sie seine Stimme hörte, wusste sie wer sie festhielt. „Sie wird sich schon wieder abregen.", raunte er in ihr Ohr und Lyra begann sich mit jeder Sekunde unwohler zu fühlen. „Wenn du willst kannst du mit zu mir kommen und ich..." „Nein!", unterbrach Lyra ihn ruhig, aber bestimmt. Seine Hände machten eine Bewegung, die sie dazu zwang sich zu ihm zu drehen. Lyra stockte der Atem. „Immer sagst du nein. Was ist aus der alten Lyra geworden? Aus der, die noch so zum Flirten aufgelegt war? Die Lyra, mit der ich so viel Spaß hatte?", fragte er und schaute ihr durchdringend in die Augen. Lyra wünschte sich nichts sehnlicher als Jonathan bei sich zu haben. Wenn sie darüber nachdachte, hätte sie sogar Marcus um Hilfe gerufen, auch wenn sie noch nicht wusste was sie von ihm halten sollte.

„Ich habe nie mit dir geflirtet.", stritt Lyra ab und versuchte sich vergeblich aus seinem Griff zu befreien. Ihr Gegenüber lachte nur. „Natürlich hast du das. Dachtest du ich hätte es nicht bemerkt?", Lyra hatte keine Antwort darauf. Sie starrte ihn verständnislos an und suchte nach einem Ausweg. „Wann bist du so geworden?", wunderte sie sich. 

„Hey! Was machst du da mit ihr?", rief eine Stimme, die Lyra erleichternd aufatmen ließ. Leos Hände entfernten sich sofort von ihrem Körper. „Nichts was dich etwas angehen könnte.", sagte er und abfällig und lächelte selbstgefällig. „Ist schon okay Jo. Es ist nichts passiert.", versuchte Lyra Jonathan zu erklären und packte seinen Ärmel. Sie sah die Wut in seinem Gesicht aufsteigen und hatte Angst, dass er Leo verletzen könnte. Auch wenn Leo eindeutig zu weit gegangen war, hatte er nicht das verdient, was Jonathan mit ihm anstellen könnte. Leo hob beschwichtigend die Arme und machte sich aus dem Staub. „Was war das gerade?", fragte Jonathan sie, immer noch wütend.  Lyra wusste nicht recht darauf zu antworten, so genau wusste sie auch nicht was das gewesen war. „Er dachte ich würde mit ihm flirten.", stammelte sie, um irgendetwas zu sagen.  Jonathans Stimmung wurde durch diese Antwort allerdings auch nicht besser. „Ich hab's aber nicht gemacht.", versuchte Lyra ihn zu beruhigen. „Darum geht es doch gar nicht. "Worum geht es dann?" Jonathan antwortete nicht. Er packte ihre Hand, die sich immer noch in seinen Ärmel krallte und zog sie hinter sich her. „Ich bring dich jetzt nachhause."

Lyra kramte den Haustürschlüssel aus ihrer Jackentasche und schloss die Tür auf. Sie war schon halb drinnen, als ihr etwas einfiel, was sie den ganzen Weg über Fragen wollte. „War es Zufall, dass du da warst?" Jonathan sah sie nachdenklich an. „Du hast mich gerufen, ich bin gekommen." „Ich habe dich doch nicht...", Lyra dachte darüber nach was er gesagt hatte. „Ooooh.", langsam wurde ihr alles klar. „Funktioniert das auch andersrum?" „Theoretisch ja, aber das wird nie passieren." Vermutlich hatte er Recht. Jedenfalls so lange bis sie in der Lage war ihre Magie voll zu entfalten. „Ähm, tja...dann danke.", versuchte Lyra ein peinliches Schweigen zu verhindern. Jonathan stand immer noch vor ihrer Tür. „Alles okay?", vergewisserte er sich. Lyra sah immer noch aufgewühlt aus. „Ja. Klar. Ich gehe dann mal rauf.", erklärte sie und schloss die Tür.

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