Kapitel 26

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Marcus gab seinen Männern den Befehl den Sarg nach Cardiff zu schaffen und sie begannen ihn auf die Ladefläche eines Trucks zu hieven. Grade als sie es geschafft hatten, spürte Lyra einen Windhauch neben sich, hörte ein leises Knacken und sah die Männer zu Boden fallen. Ihr entfloh ein kurzer Schrei bei diesem Anblick, fasste sich allerdings schnell wieder, als sie erkannte wer den Männern das Genick gebrochen hatte. „John, ich wusste, dass du hier früher oder später aufschlagen würdest.", bemerkte Marcus gereizt, während er eine Nachricht auf seinem Handy tippte. Es schien ihn in keiner Weise zu interessieren, dass die drei Männer fürs erste ausgeschaltet waren und würdigte seinen Abkömmling keines Blickes.

„Das ist Wahnsinn, Marcus! Du musst es beenden, bevor es zu spät ist.", schrie Jonathan und deutete dabei auf den Sarg.

„Du wagst es meine Entscheidungen in Frage zu stellen?", fragte er und zog eine Augenbraue nach oben.

„Ich muss dir nicht blind folgen. Du hast mich frei gegeben, also ja, ich stelle das alles hier in Frage."

Marcus griff Jonathan an die Kehle und sah ihm tief in die Augen. „Du hast doch nur Angst vor dem, was sie mit dir anstellen wird."

Jonathan versuchte sich nicht aus dem Griff zu lösen, er wusste, dass Marcus ihn wegen einer Meinungsverschiedenheit nicht töten würde. „Ich habe vor gar nichts Angst. Aber du solltest dir überlegen, was passiert, wenn sie erfährt, dass du noch existierst. Ich denke ja sie wird dich zuerst töten.", vermutete er mit einem Lächeln und wurde kurz darauf von Marcus zu Boden geschleudert. Jonathan lachte wie ein Verrückter. „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass sie dich verschont?"

„AUFHÖREN!", schrie Lyra schließlich. Sie hatte sich dieses Drama lange genug angesehen. „Ich weiß nicht was sie mit euch anstellen wird, wenn ich sie da raushole. Aber wenn ihr jetzt nicht aufhört, dann wird das was ich mache sehr viel schmerzhafter sein.", drohte sie. Sofort hatte sie die ungeteilte Aufmerksamkeit der beiden Vampire und sah wie Marcus von Jonathan abließ. „Du musst sie nicht zurückholen, Lyra. Du hast eine Wahl.", versuchte Jonathan auf sie einzureden. „Ich habe keine Wahl, wenn ich mich nicht länger vor Lydia verstecken will. Wann verstehst du das endlich?", Jonathan sah Lyra kopfschüttelnd an und sah für einen kurzen Augenblick Alexandra aus ihren Augen sprechen.

Ich hatte keine Wahl, wenn ich mich nicht länger vor ihm verstecken wollte. Wann verstehst du das endlich? Lyra konnte Marcus davon überzeugen, dass es für sie einfacher wäre das Siegel zu brechen, wenn er den Sarg nach Exeter bringen würde. Der Weg dorthin war ein paar Minuten länger, während denen sie darüber nachdenken konnte, was sie als nächstes tun sollte. Das Siegel, welches sie auf dem Deckel gesehen hatte, ergab in ihren Augen keinen Sinn. Es war durcheinander und wies keinerlei Verbindungen zu einem Zauber auf. Erschwerend dazu kam, dass es in einer Sprache war, die sie kaum verstand. Sie rief Chloe an, um ihr zu sagen, dass sie zurück ins Dartmoor gehen würde und ein paar Angelegenheiten klären müsste. Zu ihrem Erstaunen war Chloe weder wütend noch traurig darüber, dass sie in Cardiff zurückgelassen wurde. Marcus musste noch etwas erledigen, was Lyra dazu zwang mit Jonathan zurückzufahren. Sie konnte es immer noch nicht fassen, dass er tatsächlich aufgetaucht war, um sie davon abzuhalten diesen Sarg zu öffnen. Er konnte es wohl einfach nicht lassen, sich in ihr Leben einzumischen.

Die Straßen erschienen Lyra wie immer endlos und das angespannte Schweigen schien jede Sekunde zu verlängern. Das Ticken von Jonathans Armbanduhr machte sie langsam aber sicher wahnsinnig und die Dunkelheit strengte ihre Augen an, sodass sie Kopfschmerzen bekam. Es war seltsam mit ihm in einem Auto zu sitzen. Er wollte nicht, dass sie ihm noch eine Chance gibt, warum ließ er sie dann nicht einfach mit Marcus zurück? „Es ist dir egal was passiert, wenn du diesen Sarg öffnest, oder?", beendete Jonathan schließlich die Stille. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er mit ihr reden würde. Lyra musste erkennen, dass sie sich bisher wirklich keine Gedanken darüber gemacht hatte was passieren würde, wenn sie Alexandra von den Toten zurückholt. Sie schüttelte den Kopf.

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