Kapitel 32

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Lyra wachte von einem lauten Knall auf und fasste an die leere Stelle neben sich. Sie blinzelte verschlafen und stellte fest, dass es hell war. Jonathan musste gegangen sein. Sie hatte von einer Hochzeit geträumt und einem Mädchen, welches sie irgendwo schon mal gesehen hatte. Sie spürte eine unglaubliche Hitze auf ihrer Haut, es tat schon fast weh. Ein weiterer Knall ließ sie erneut erschrecken. Irgendwas stimmte nicht, etwas war anders als sonst. Plötzlich spürte sie einen steckenden Schmerz in ihrer Hand, welche sie sofort zurückzog und noch etwas schlaftrunken betrachtete. Sie war gerötet und tat weh. Erst der dritte Knall ließ sie wirklich erwachen, da sie etwas an der Schulter streifte und einen enormen Schmerz hinterließ. Sie hörte das Knarren von Holz über sich und realisierte erst jetzt wo die Hitze herkam. Ihre Wohnung stand in Flammen. 

„Scheiße!", schrei sie erschrocken und versuche von ihrem Bett zu klettern. Die Flammen kletterten bereits ihre Decke hoch und zerstörten alles was sie erreichen konnten. Dieses Feuer war verdammt laut, dachte Lyra, war sich allerdings sicher, dass jedes Feuer laut sein musste. Die Hitze und der Qualm trieben ihr Tränen in die Augen und machten das Atmen schwer. Sie entschloss sich so schnell es ginge zur Tür zu rennen und sich dann nach Draußen zu flüchten. Natürlich nur unter der Voraussetzung, dass das Treppenhaus noch nicht so sehr in Mitleidenschaft gezogen worden war, wie ihre Wohnung, die lichterloh brannte. Sie fasste all ihren Mut und trat in die Flammen, welche ihre Füße sofort verbrannten. Wie konnte Feuer so unglaublich heiß sein? So schnell sie konnte rannte sie zur Tür, fasste den Griff und verbrannte sich ihre Hand an dem Metall. Sie schrie auf machte einen Schritt zurück und hörte erneut ein lautes Knarren direkt über sich. Wie konnte sie nicht bemerkt haben, dass es in ihrer Wohnung brannte? Das Knarren wurde lauter. Wie konnte sich Feuer so verdammt schnell ausbreiten? Es krachte unerträglich laut. Bevor sich Lyra eine weitere Frage stellen konnte, spürte sie etwas unglaublich Schweres auf ihre Schultern drücken und sie fiel zu Boden. Die Flammen leckten an ihrer Haut und hinterließen unerträgliche Schmerzen. Das konnte kein normales Feuer sein. Lyra versuchte sich unter dem Holzbalken herauszuziehen, der über ihr lag. Sie konnte kaum noch etwas erkennen, aber sie war sich sicher, dass sie etwas hören konnte. Sie hörte Sirenen, die sich näherten und ein Lachen. Es war Lydias Lachen. Chloe hatte sich geschworen nie wieder einen Fuß ins Dartmoor zu setzen bis sich ihr Problem mit Lydia erledigt hätte. Sie hatte den Faktor „Marcus" in ihrem Plan allerdings nicht mit eingerechnet. Dieser schubste sie geradezu durch die weißen Flure des Krankenhauses in Exeter, ein Ort, der Chloe zu nah am Dartmoor lag. Es roch nach Desinfektionsmittel und Krankheit. Eine Mischung, die in Krankenhäusern nun mal nicht unüblich war. Aus jedem Zimmer an dem sie vorbeiging konnte sie das Piepen der Überwachungsmonitore hören, kein schönes Geräusch. Marcus packte sie an der Schulter und drückte sie in Richtung einer Tür, hinter der sie nichts Gutes erwartete.

Marcus sah aufgebracht aus, als er sie aus der Bar in Cardiff geholt hatte, er sah auf der Fahrt nach Exeter angespannt aus und auch jetzt wo er die Türklinke herunterdrückte sah er mehr als aufgeregt aus. Er hatte Chloe erzählt was passiert war, trotzdem war es für sie bis zu diesem Augenblick nicht wirklich real gewesen. Er führte sie in das Zimmer mit nur einem Bett, stellte sie davor ab und zog den Vorhang zur Seite. Blankes Entsetzen machte sich auf Chloes Gischt breit, als sie Lyra ansah. Ihre Haarspitzen und die eine Hälfte ihres Gesichts waren komplett verbrannt. Auch ihre Arme und ihr Hals sahen nicht viel besser aus. Chloe wollte gar nicht erst nachsehen, wie der restliche Körper unter der Decke aussah.

„Du kriegst das wieder hin, oder?", fragte Marcus, ausnahmsweise mehr zögerlich als fordernd.

Chloe sah auf den Intubationsschlauch, auf den Monitor, der Lyras Herzschlag aufzeichnete und die Infusion, die sie vor einem Schock bewahrte. Sie nickte. Sie war es Lyra schuldig das wieder in Ordnung zu bringen. Allerdings würde es nicht einfach werden und ihr viel Kraft abverlangen. Vorsichtig hob Chloe die Decke, welche die Brandwunden auf Lyras restlichem Körper verdeckte. Die Ärzte schienen das gemacht zu haben was sie konnten. Aber was sollen die schon groß anrichten, bei einem Feuer, das nicht natürlich war?

BloodlineWhere stories live. Discover now