Kapitel 18

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Jonathan hielt vor dem Haus an, in dem Lyra ihre Wohnung hatte. Sie sah ein paar von Lydias Hexen davor patrouillieren und fragte sich warum die Nachbarn sie nicht bemerkten. „Kann ich mit zu dir kommen? Ich habe grade nicht die Nerven, um mich um Lydias Scheiß zu kümmern.", seufzte Lyra. Jonathan war überrascht von ihrer Reaktion. Sonst war sie stark genug, um Schutzzauber aufrecht zu erhalten, möglicherweise ging es ihr schlechter als sie zugeben wollte. Bei ihm zuhause schmiss Lyra sich auf die Couch und checkte die Nachrichten auf ihrem Handy. Es gab nur eins an das sie denken konnte. Den Streit in der Bar und dass sie schon so lange nichts mehr von ihrer besten Freundin gehört hatte. Sie machte sich Sorgen, nicht zuletzt, weil sie Laura in die pikantesten ihrer Geheimnisse eingeweiht hatte. Das Display zeigte keine einzige Nachricht von Laura. Sie hatte ihre beste Freundin immer wieder angerufen und wurde jedes Mal abgewiesen. Sie vermisste Laura, sie war die einzig normale Person die sie noch kannte und auf dem Boden hielt. „Ich muss was trinken. Ist es okay, wenn...", rief Jonathan aus der Küche. „Ja. Mach nur.", antwortete Lyra, konnte aber nicht richtig sprechen. Jonathan lugte mit einem Transfusionsbeutel in der Hand aus der Küche hervor. „Alles okay bei dir?", fragte er unsicher. Lyra spürte wie sich Tränen in ihren Augen sammelten. Sie wollte nicht weinen, aber sie hatte so sehr gehofft etwas von Laura zu hören. Jonathan stand etwas hilflos im Türrahmen, entschied sich dann aber sich zu Lyra zu setzen. Lyra versuchte sich zusammenzureißen, legte das Handy weg und rieb sich die Augen. „Alles in Ordnung, ehrlich."

„Du lügst.", stellte Jonathan fest und trank ein paar Schluck. Lyra zog ihre Beine zu einem Schneidersitz zusammen und starrte auf den Blutbeutel. Manchmal fragte sie sich in was für einer Welt sie überhaupt lebte. Das alles war so absurd und sie hatte niemanden mit dem sie darüber reden konnte. „Laura redet nicht mehr mit mir, wegen dieser ganzen Hexen-Vampir-Mörder Sache. Denke ich. Ich weiß es nicht. Sie will ja nicht... sie ignoriert mich seit Wochen." Jonathan wusste nicht recht was er sagen sollte und zog um Zeit zu gewinnen erstmal an seinem Blutbeutel. „Als Tanya an meiner Tür geklingelt hat, dachte ich erst, dass es Laura ist. Ich hatte so große Hoffnung, dass sie wieder...warum erzähle ich dir das überhaupt?", wunderte Lyra sich und warf ihren Kopf in die Hände.

„Das mit Laura klärt sich schon irgendwann. Vielleicht ist das einfach nur zu viel für sie. Sie ist nur ein Mensch, sie kann das alles nicht verstehen.", versuchte Jonathan sie zu beruhigen. „Aber sie hat es doch früher auch immer verstanden. Was hat sich denn geändert?"

„Du warst die letzten fünf Jahre keine richtige Hexe. Du warst wie sie. Vielleicht hat sie gehofft, dass es so bleibt.", vermutete Jonathan, machte damit aber alles nur noch schlimmer.

„Dann hasst sie mich für das was ich bin?", fragte Lyra verzweifelt und konnte ihre Tränen nur noch schwer zurückhalten.

„Das habe ich nicht gesagt. Ich meine nur... ich weiß es auch nicht.", versuchte Jonathan die Situation zu retten, es gelang ihm nicht.

„Okay, nicht weinen.", sagte er, legte den Blutbeutel weg und nahm dafür eine von Lyras Händen. Er wusste nicht so recht was er machen sollte. Das letzte Mal als er jemanden weinen gesehen hat, war in einer äußerst kritischen Phase seines Lebens und damals tat es ihm nicht so leid wie jetzt. Lyras Augen waren rot und angeschwollen und ihr Herz schlug enorm schnell. „Das wird schon wieder."

„Und wenn nicht? Wie hast du es geschafft alle Freunde einfach so hinter dir zu lassen? Das geht nicht!" Damit hatte Lyra einen empfindlichen Nerv getroffen. „Ich habe Dinge getan auf die ich nicht unbedingt stolz bin.", antwortete Jonathan zögerlich. Lyra sah ihn irritiert an. „Das wirst du aber nicht. Du bist eine Hexe, kein blutrünstiger Mörder.", erklärte Jonathan. Er hatte das Gefühl, dass egal was er sagte, es falsch rüberkam. „Was würde ich dafür geben wieder ein Mensch zu sein.", seufzte er. Lyra konnte sich einigermaßen fangen als sie das hörte und brachte ein kleines Lachen hervor. „Aber das bist du doch auch, irgendwie.", entgegnete sie. Jonathan schüttelte den Kopf. „Selbst wenn nicht, du hast mir nie etwas Gutes aus deiner Zeit als Mensch erzählt und als Vampir kannst du Dinge die kein anderer kann."

BloodlineWhere stories live. Discover now