Kapitel 21

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Wincent

Stinksauer tigerte ich Backstage umher. In den Bus konnte ich nicht, da war Mia und gerade wollte ich sie echt nicht sehen. Amelie hatte gerade neue Technik für uns organisiert und auf die warteten wir nun ungeduldig. Die Zeit wurde knapp und das Abschlusskonzert stand auf der Kippe. Ich konnte es kaum glauben was heute passiert war und mich nervte echt alles. Gerade machte ich mir den dritten Tee und summte leise vor mich hin und testete meine Stimme. Ich hatte seit etwa drei Tagen Halsschmerzen und der Soundcheck von vorhin, hatte meine Stimmbänder doch wieder etwas strapaziert. «Wincent ist alles gut bei dir?» fragte mich Manu und ich nickte leicht. «Ja klar. Etwas Halsschmerzen, vielleicht ne leichte Erkältung.» sagte ich und trank einen Schluck vom Tee. «Wann hast du dich denn erkältet?» fragte er mich und ich musste kurz überlegen. «Ich glaube da, als es geregnet hatte den ganzen Tag. Da wars abends relativ frisch.» zuckte ich die Schultern und verliess den Aufenthaltsraum und suchte mir einfach einen Ort wo ich etwas alleine sein konnte. Ich hatte heute nur eine kleine Garderobe die aber direkt mit der, von der Band verbunden war und ich wusste, dass ich auch da nicht lange alleine war. Deshalb ging ich einfach auf den Platz und suchte mir den entferntesten und einsamsten Platz den ich finden konnte und setzte mich da hin. Ich hing meinen Gedanken nach, surfte etwas im Internet und landete schlussendlich auf Instagram und checkte mal die neusten Beiträge. Ich sah dem Treiben auf dem Platz zu und beobachtete meine Crew die alles versuchten um den heutigen Abend perfekt zu machen. Die neuen Geräte schienen zu funktionieren und das beruhigte mich dann doch etwas.

«Hier.» hörte ich dann plötzlich eine weibliche Stimme neben mir und blickte hoch. Neben mir stand Amelie und hielt mir Lutschtabletten für meinen Hals hin. «Hat Manu gepetzt?» fragte ich leise und griff nach der Packung. «Er will nur, dass du den Abend überstehst.» sagte meine Managerin und setzte sich neben mich. Wir sagten nichts zu einander, aber ihre Anwesenheit tat mir einfach gut. Amelie war toll, sie war meine beste Freundin, eine meiner Vertrauten die alles über mich wusste. Ich liebte Amelie auf einer rein platonischen Basis, sie war irgendwie meine Seelenverwandte. Sie musste mich nur ansehen und wusste was los war. «Redest du noch mit Mia?» fragte sie mich dann. «Vor dem Konzert?» fragte ich zurück und sah einfach nur gerade aus. «Ja.» nickte Amelie. «Nö.» sagte ich und stand auf und wollte gehen. «Wincent bleib hier.» sagte die rot haarige und hielt mich an der Hand zurück. Ich blieb stehen, doch hatte den Rücken zu ihr gedreht. «Setzen.» sagte sie und zog an meiner Hand. Ich liess mich auf meinen Allerwertesten sinken und stützte meine Unterarme auf meinen Beinen auf und verschränkte die Finger miteinander und sah auf den Boden. «Ich weiss du bist sauer auf sie, du weisst auch, dass sie sauer auf dich ist und das ärgert dich. Die Ohrfeige war krass, aber du warst auch nicht grad nett zu ihr. Ich weiss auch, dass du dich nicht aufs Konzert konzentrieren kannst, wenn ihr es nicht davor noch beredet.» sagte Amelie und es ärgerte mich, dass sie gerade in meiner Wunde rumstocherte. «Ich hab keine Lust mit ihr zu reden. Bald ist Einlass und dann verzieh ich mich Backstage und bereite mich aufs Konzert vor. Ich hab keine Zeit zu reden.» sagte ich. «Wincent du weisst genau, dass du grad lügst. Und ausserdem kommt deine Familie in den nächsten Minuten an. Meinst du nicht die merken nicht, dass da was nicht stimmt?» sagte Amelie und grad mochte ich sie auch nicht so. Ich wollte doch einfach alleine sein.

Als Amelies Handy klingelte war ich ehrlich gesagt froh, so hatte ich nochmal n Moment Zeit um alleine zu sein. Aber leider war das alles viel zu kurz. «Wincent komm. Sie sind da.» sagte sie und ich stand auf und folgte ihr. Unterwegs trank ich meinen Tee leer und schmiss den Becher in den Müll. «Wo sind sie?» fragte ich Amelie. «Im Aufenthaltsraum.» sagte sie und ich nickte. Ich hatte noch nen kleinen Fussweg zeit mich auf meine Familie vorzubereiten und hoffte, dass Amelie nicht recht hatte und sie mir ansahen, dass etwas nicht stimmte. Als sie die Tür öffnete und mich reinliess standen da meine Mama, Shayenne, Oma und mein Opa. Und ich musste automatisch lächeln. Mein Opa drückte mich fest an sich, meine Oma liess mich auch kaum mehr los. Meine Mama drückte mir nen Kuss auf die Wange und umarmte mich kurz und Shayenne zerdrückte mich fast, als sie mich umarmte. «Wo ist Mia?» fragte Shay dann sofort und sah sich um. «Sie ist im Bus. Sie ruht sich etwas aus.» sagte ich und eigentlich wollten wir meiner Familie heute sagen, dass sie schwanger war. Aber das liessen wir dann heute einfach auch mal sein. «Ist sie krank?» fragte meine Oma und ich sah sie beruhigend an. «Nein nein... Sie ist das Tourleben nur nicht mehr so gewohnt.» schmunzelte ich etwas und zum Glück waren sie alle schnell zufrieden. «Ihr werdet sie nach dem Konzert sehen.» sagte ich und wir setzten uns noch etwas hin und redeten etwas, bis ich mich dann langsam fertig machen musste und meine Familie sich auf ihre Plätze begaben.

Es war nur noch ein paar Minuten vor dem letzten Konzert der Sommertour und wir versammelten uns alle hinter der Bühne. Meine Band, Amelie, meine Techniker einfach alle hatten sie kurz ihren Arbeitsplatz verlassen um hier zu sein. Auch Mia stand da und wir hatten uns nur kurz angesehen, normalerweise stand sie neben mir, aber sie wählte den Platz mir gegenüber zwischen Tom und Amelie. Alle hatten wir nen Kurzen in der Hand, ausser Mia sie hatte einfach nen Becher mit Wasser. «Leute, mal wieder ist es soweit. Eine weitere Tour geht zu Ende. Und eigentlich sag ich immer dasselbe ich weiss. Aber ich kann mich nicht oft genug bei euch bedanken was ihr für mich auf euch nehmt, was ihr für mich tut. Ihr seid die Besten und ohne euch wäre es nicht dasselbe. Danke für alles. Und jetzt haben wir nen letzten unvergesslichen Abend und rocken das Ding.» sagte ich und wir stiessen an. Alle gingen sie wieder an ihre Arbeitsplätze und ich hatte noch mein kleines Ritual mit meiner Band. Wir standen alle im Kreis und hielten uns in den Armen. «EY!», «BÜFFEL!» hörte man dann von uns und wir gingen auseinander. Noch kurz schnappte ich mir eine Flasche Wasser und trank nen Schluck. Ich schmiss mir auch noch kurz ne Lutschtablette ein und dann ging mein Blick nochmal zu Mia. Wir sahen uns nur kurz an, beide sagten wir nichts und dann wollte ich ebenso zu den Jungs die bei der Rampe warteten. Irgendwie tat es mir weh, wie wir uns behandelten. Und ich wusste, dass es Mia auch nicht kalt liess. Nur waren wir einfach zwei Dickköpfe, die den Streit zwischendurch brauchten. Nur war es heute einfach komplett aus dem Ruder gelaufen.

Plötzlich spürte ich eine Hand die sich um mein Handgelenk schloss und ich blieb sofort stehen. Ich wusste, dass es Mia war. Sie zog leicht an meiner Hand und ich drehte mich langsam zu ihr. Wir sahen uns in die Augen und bei beiden war die Wut aus den Augen verschwunden, nur der Kopf war noch ein kleines Hindernis. Sie hob ihre Hand und strich mir mit den Fingern sanft über meine Wange wo sie mich heute geohrfeigt hatte. Dann strich sie zu meinem Nacken und zog mich zu sich. Ich beugte mich zu ihr runter und nur einen kurzen Moment später küssten wir uns sanft. «Viel Spass. Und geniess deinen Tour Abschluss.» sagte sie leise und hauchte mir dann nochmal nen Kuss auf die Lippen und liess mich dann wieder los. Ich konnte gar nichts sagen, denn sie liess mich stehen und ich wusste, dass sie nun auf dem Weg zu meiner Familie war. Ich sah ihr nach, mir war klar, dass wir das was heute passiert war noch bereden mussten. Aber durch diesen Moment ging ich entspannt und zufrieden auf die Bühne und startete das letzte Konzert dieser Tour.

Wincent Weiss - Ich folge deinen SchrittenWhere stories live. Discover now