Kapitel 66

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Wincent

Die ersten zwei Konzerte waren ein voller Erfolg. So viele strahlende Gesichter und allen voran Mia. Es war richtig toll und alle genossen es wieder auf Tour zu sein. Es war Tag 5 auf unserer Tour und Off-Day. Wir spielten immer ein Konzert und der Tag darauf war ein Off-Day, also richtig gemütlich. Emilia hatte sich relativ schnell an alles gewöhnt. In der ersten Nacht war sie öfters wach, aber seither schlief sie tief und fest. Am Tag hatten wir kaum etwas mit ihr zu tun, denn sie war immer wieder bei jemandem anderes. Entweder bei der Band oder Amelie, Tom hatte sie auch zwischen durch mal umgeschnallt. Sie war wirklich pflegeleicht und fühlte sich bei allen wohl. „Wo ist eigentlich unser Baby?" fragte ich Mia und sie sah mich an. „Ähm... vorhin war sie bei Manu." sagte sie und grinste verschmitzt. „Sind wir schlechte Eltern?" fragte ich lachend. „Weil wir nicht wissen wo unsere Tochter ist?" grinste Mia und ich nickte. „Ich... weiss nicht." sagte Mia Schulter zuckend.

Wir schoben dann ein ungeplantes Meet&Greet ein. Amelie holte einfach 4 Leute die schon mal die Location für das morgige Konzert abcheckten, in unseren Backstage. Ich liebte es Fans mit solchen Sachen zu überraschen. Aber hätte ich gewusst, was draussen so abging, hätte ich da nie zugestimmt. Nach 20 Minuten beendeten wir das Ganze und 4 glückliche Fans verliessen den Backstage. Als ich nach vorne kam, stürmte sofort eine aufgelöste Mia auf mich zu. „Babe was ist los?" fragte ich sie. „Wincent... Im Ernst jetzt!! Wo ist Emilia?!" sagte sie und sofort machte sich ein ungutes Gefühl in mir breit. „Sie ist nicht bei Manu?" fragte ich und Mia schüttelte den Kopf. „Und auch sonst bei keinem. Wincent was wenn sie jemand entführt hat." begann Mia zu weinen. „Hey... Stopp! Süsse sieh mich an." sagte ich und wischte ihre Tränen weg. „Entführt wird hier niemand. Es war nur die Crew hier und von denen entführt sicher niemand unsere Maus." sagte ich ruhig. Jedenfalls war ich das nach aussen hin. Innerlich tobte alles in mir und ich hatte eine riesen Angst um unser Kind. Das Emilia weg war, verbreitete sich in der Crew wie ein Lauffeuer und alle begannen zu suchen. „Wir sind die miesesten Eltern auf der ganzen Welt." weinte Mia und ich hielt sie im Arm als wir nach unendlichen Minuten noch immer nicht wussten wo unsere Tochter war. „Sind wir nicht." sagte ich leise und hielt sie fest. Mia weinte nur noch und auch mir gings gerade echt mies. „Sollen wir die Polizei rufen?" sagte ich dann leise und bei den Worten schluchzte Mia nur noch mehr.

Wäre Mia nicht hier gewesen. Wäre ich wahrscheinlich brüllend und völlig in Panik versetzt umher gerannt. Aber ich musste für meine Frau ruhig bleiben. Sie war sowieso schon ein komplettes Nervenbündel und wäre ich auch noch ausgetickt, hätte sie das wohl voll und ganz aus der Bahn geworfen. „Ich komm gleich wieder." sagte ich zu Mia und ging zu Manu, Tim und Flo. „Hat... hat jemand schon beim Fluss nachgeschaut?" fragte ich leise und die drei schüttelten den Kopf. „Meinst du sie hatte die Ausdauer bis dahin zu krabbeln?" fragte Manu. Ich zuckte nur die Schultern und ging langsam los. Der Fluss war nicht weit weg von hier. Er grenzte eigentlich genau an unserer Konzertlocation. „Wohin gehst du?!" hörte ich dann Mia hinter mir. „Mia geh zurück!" sagte ich. Ich wollte nicht, dass wenn... Falls ich Emilia finden würde... Ich konnte den Gedanken nicht fertig denken. „Denkst du sie ist in den Fluss gefallen?!" sagte Mia und ich zuckte nur leicht mit den Schultern. „Wincent nein..." begann Mia wieder zu weinen. „Bleib jetzt einfach hier!" befahl ich meiner Frau und liess sie stehen. Die schlimmsten Gedanken schossen durch meinen Kopf und ich bereitete mich wirklich auf das schlimmste Bild meines Lebens vor. Ich zog mir meine Schuhe aus und ging runter zum Fluss. Ich lief durch das kalte Wasser und suchte alles ab. Von weitem sah ich ein Gestrüpp und da drin war etwas farbiges. Emilia war eh immer bunt angezogen und hatte heute auch ein buntes Sonnenhütchen an. Sofort beschleunigte ich meine Schritte, mein Herz raste wie wild und ich merkte nicht mal wie ich an einem spitzen Stein meine Fusssohle aufschnitt.

Sofort riss ich an den Ästen und leichte Hektik machte sich breit. Doch als ich sah was es war, spürte ich ein Gefühl der Erleichterung. Es war ein bunter Ball und Gott sei Dank nicht meine Tochter. Meine Suche endete vor einem Rohr mit einem Gitter davor. Hier war sie also eindeutig nicht. Die Erleichterung, dass ich Emilia hier nicht fand machte sich in mir breit und ich unterdrückte die aufkommenden Tränen und wischte mir übers Gesicht. Ich ging alles zurück und stieg wieder hoch auf die Wiese und da merkte ich wie etwas an meinem Fuss brannte. Ich wischte mir den Schmutz weg und zog die erste Socke und den ersten Schuh an. Dann wollte ich alles beim zweiten Fuss wiederholen. Da bemerkte ich dann dass ich ziemlich blutete. „Scheisse." murmelte ich und wischte den Dreck vorsichtig weg. „Wincent!!!!!" hörte ich Mias Stimme die mehrmals nach mir rief. Sofort war der Schmerz vergessen und ich zog mir meine Socke und den Schuh an und rannte mit leicht schmerzverzerrtem Gesicht zu ihr. „Was ist?!" kam ich leicht panisch bei ihr und den Anderen an. Sie weinte und konnte kaum reden. „Baby was ist los?!" fragte ich sofort und mit zitternden Händen hielt sie mir ein Handy hin. „Was soll ich damit?!" fragte ich während ich Mia an mich zog. „Tom... Sie ist bei Tom." weinte sie und tippte mit zittriger Hand auf Toms Instastory. Da spazierte er über den Weg unweit von hier. Im Tragetuch hatte er Emilia die wahrscheinlich schlief. Man sah ihr Gesicht nicht, weil er ihr die Mütze tiefer gezogen hatte damit man sie nicht erkannte.

Gerade wollte ich ihn anrufen als Amelie mich davon abhielt. „Er ist gleich da. Ich hab ihn angerufen." sagte meine Managerin und ungeduldig warteten wir. Keine 3 Minuten später kam er mit Emilia zurück. „Leute ich habs euch aber gesagt!!!" sagte er sofort und als Mia bei ihm war reichte er ihr sofort Emilia. Ich ging auf Mia zu und schloss meine Arme um Mia und Emilia. Meine Frau weinte immer noch und sah sich Emilia genaustens an. Auch in mir machte sich eine riesige Erleichterung breit und ich drückte meine Mädels fest an mich. Ich legte mein Kinn auf Mias Kopf und versuchte erneut die Tränen der Erleichterung wegzublinzeln. Ich nahm Mia dann Emilia ab und drückte meine kleine Tochter fest an mich. Dann drehten wir uns zu Tom, der uns mit einem riesigen schlechten Gewissen an sah. „Leute es tut mir leid. Ich dachte ihr habt es geschnallt als ich es euch gesagt hab." sagte er sofort. „Wann hast du uns das gesagt?" fragte Mia dann, die sich mittlerweile die Tränen getrocknet hatte. „Als ihr über irgendwas am diskutieren wart. Ihr hab mit sogar beide geantwortet." sagte er. Mia und ich sahen uns an und dann wieder zu Tom. „Mann Leute! Ihr habt beide okei gesagt!" sagte er. „Ey seid nicht sauer auf mich." sagte Tom. „Sind wir nicht." sagten Mia und ich dann gleichzeitig.

Nachdem die Aufregung um Emilia abgeflacht war, gingen alle wieder ihrer Arbeit und den Vorbereitungen für morgen nach. Gemeinsam mit Mia und Emilia ging ich zum Bus. Naja gehen war übertrieben. Nach dem mein Adrenalin wieder normal war, kamen sofort die Schmerzen in meinem Fuss. Also hinkte ich eher neben meiner Familie her. „Wincent was ist los?" fragte mich Mia. „Halb so wild, ich hab mich beim Suchen von Mili nur etwas am Fuss verletzt." sagte ich und betrat den Bus. Wir verschwanden oben in unserem Zimmer und da zog ich dann mal meinen Schuh aus. Meine weisse Socke war einfach nur noch rot. „Mist." murmelte ich und Mia fielen fast die Augen aus dem Kopf als sie das Blut sah. „Wincent..." sagte sie und vorsichtig zog ich die Socke aus. „Aahh.." stöhnte ich leise auf vor Schmerz als ich die Wunde anfasste. Mia legte Emilia aufs Bett und legte das Kissen vor sie, damit sie nicht vom Bett fallen konnte. „Schatz wir müssen zum Arzt." sagte Mia sofort. „Nein müssen wir nicht. Ich muss nur die Wunde auswaschen und nen Verband drum. Dann geht das schon." murmelte ich und stand auf. Ich hüpfte die Stufen auf einem Bein runter und ging auf die Bus Toilette und wusch die Wunde kurz aus. Dann suchte ich nach dem erste Hilfekasten, sprühte mir irgendwas drauf, was höllisch brannte und machte dann nen Verband drum.

Wincent Weiss - Ich folge deinen SchrittenWhere stories live. Discover now