Mia
Es war bereits ne Woche vergangen, seit dem riesen Streit und seit Wincent weggefahren war. Wir standen zwar in Kontakt, er fragte immer mal ob bei uns alles okei war und ich schickte ihm immer mal ein paar Bilder unserer Tochter. Über den Streit hatten wir aber bisher kein Wort verloren. Wie würde das werden, wenn er wieder da war? Dann mussten wir reden und ich musste ihm irgendwie klar machen, dass Basti mein Bruder war und nicht irgendein Kerl mit dem ich ihn betrog. Ich würde Wincent nie betrügen, das könnte ich gar nicht. Ich liebte Wincent über alles und ich würde nie etwas derartiges tun wollen und damit unsere Ehe aufs Spiel setzen. Emilia weinte schon den ganzen Tag und ich war langsam echt am Ende mit meinen Versuchen sie irgendwie zu beruhigen. Irgendwann schaffte ich es dann doch und sie war eingeschlafen. Ich hatte die ganze Zeit das Babyphone bei mir und hörte bei jedem kleinsten Mucks von ihr hin. Dann nach etwa einer Stunde begann sie wieder zu weinen. Ich stieg die Stufen hoch und ging ins Kinderzimmer. «Hey Mäuschen, was ist denn heute los.» sagte ich leise und hob sie hoch. Sie war ungewöhnlich warm und hatte einen roten Kopf. Ich fühlte mit der Hand ihre Stirn und merkte auch wie sie leicht verschwitzt war. «Hast du Fieber?» fragte ich leise und legte sie auf den Wickeltisch. Ich sah sie an und dann warf ich meinen Blick zum Fiebermesser. Das letzte Mal, als sie zum ersten Mal Fieber hatte, war es schon ein riesiger Kampf als ich ihr das Fiebermessen wollte. Erst als Wincent zu Hause war, hatten wir es mit unserem Teamwork geschafft. Er hatte sie damals abgelenkt und ihr etwas vorgesungen und ich hatte ihr das Fiebergemessen. Und als wir ihr da dann noch das Zäpfchen geben mussten, taten wir es genau auf dieselbe Art und Weise. Aber nun war Wincent nicht da, also musste ich es alleine versuchen.
Emilia schrie wie am Spiess und sie wehrte sich richtig gegen das Fiebermessen. Ich wusste langsam auch nicht mehr was ich machen soll und war leicht am Verzweifeln. Ich versuchte Angela zu erreichen, doch die hatte keine Zeit. Also rief ich Wincent an. Doch er ging nicht ran, beim zweiten Mal drückte er mich weg und schickte gleich eine Nachricht.
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W: Ich kann grad nicht. Melde mich nachher.
M: Emilia ist krank.
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War meine Antwort und es ging keine 10 Sekunden klingelte mein Handy. «Was ist los?» fragte er sofort und hörte wie unsere Tochter weinte. «Ich muss ihr das Fieber messen, aber ich schaff es nicht alleine.» sagte ich. Gerade jetzt war es das erste Mal seit dem Streit, dass wir zusammen redeten. Ansonsten waren es nur Nachrichten. «Mia bis ich bei euch wäre, vergehen Stunden. Hast du meine Mum versucht zu erreichen?» fragte er. «Ja, aber sie hat grad selbst einen Termin.» sagte ich leicht verzweifelt. Wincent entschuldigte sich kurz bei den Jungs und verliess dann den Proberaum. Mittlerweile war er nicht mehr in München, sondern in Berlin mit seiner Band. «Dann lass uns mal was versuchen. Lass uns Facetime starten und du stellt das Handy dann vor Mili hin und ich versuch sie abzulenken.» sagte er. Gesagt getan, das Handy stand nun auf dem Wickeltisch und Emilia hatte ihr Kopf bereits in die Richtung ihres Papas gedreht. Ich hatte keine Ahnung ob sie Checkte, dass sie Papa über einen Bildschirm sah. Jedenfalls hatte sie aufgehört zu schreien. Während Wincent mit Emilia redete, drehte ich sie auf die Seite und schaffte es dann doch ihr das Fieber zu messen «Und?» sagte dann Wincent. «38.5» sagte ich. «Mist.» sagte Wincent und ich sah ihn an. «Zäpfchen?» sagte ich und er nickte.
Ich wärmte es etwas in meinen Händen und während Emilia wieder quengelte, versuchte Wincent wirklich alles von Berlin aus um die Kleine irgendwie abzulenken. Dann begann er zu singen und Emilia war schlagartig ruhig und sah in seine Richtung und hörte aufmerksam zu. Ich ergriff den Moment und führte ihr das Zäpfchen ein. Natürlich ging da, dass Gebrüll wieder los und ich versuchte alles damit das Zäpfchen auch da blieb wo es sollte. «Hat es funktioniert?» fragte Wincent dann nach einem Moment als ich mich auch wieder entspannte und mir sicher war, dass sie das Zäpfchen nicht wieder rausgedrückt hatte. «Ja. Alles so wie es sein muss.» nickte ich leicht. «Gut.» sagte Wincent und wir lächelten uns etwas an. «Hör zu... Ich muss wieder rein. Ich melde mich später nochmal.» sagte er und ich nickte. «Ist gut. Bis dann.» sagte ich. «Bis dann.» verabschiedete sich auch Wincent und dann war das Gespräch auch schon vorbei. Irgendwie tat es ganz gut, wir hatten uns zusammengerauft und für unsere Tochter das Teamwork hervorgekramt. Ich zog dann Emilia gar nichts mehr ausser der Windel an und gab ihr so viel Tee wie nur möglich. Danach wurde sie richtig schläfrig und ich brachte sie wieder ins Bett wo sie sofort einschlief.
Emilia schlief und ich sass unten im Wohnzimmer, als es draussen plötzlich begann zu Regnen und ein heftiges Gewitter über Eutin einbrach. Wer mich kennt, der weiss ich HASSE Gewitter. «Nein...» murmelte ich und kauerte mich in die hinterste Ecke unseres Sofas und hoffte, das alles bald vorbei war. Aber es kam noch schlimmer, plötzlich war Stromausfall. Ich machte sofort das Licht auf meinem Handy an und rannte hoch zu Emilia. Die schlief tief und fest und es schien sie nicht zu stören, dass draussen gerade die Welt unterging. «Sicherungskasten, ich muss zum Sicherungskasten.» murmelte ich dann und ging wieder runter. Ich wusste der war irgendwo bei der Garderobe versteckt. Ich hasste es so im Dunkeln zu sein und suchte mir den Weg dahin. Kurz davor begann mein Handy zu klingeln und ich erschreckte mich tierisch. Es war Basti, der wissen wollte ob alles okei war bei mir. Er war gerade in seinem neuen Fitnessstudio das bald aufgehen würde. Ich erklärte ihm die Lage und er fragte mich ob er vorbeikommen soll. Erst zögerte ich, doch dann sagte ich ja. Seit dem Streit mit Wincent, war auch zwischen mir und meinem Bruder etwas Funkstille. Nachdem wir aufgelegt hatten, suchte ich den Sicherungskasten und öffnete ihn, ich drückte den Hebel von der rausgefallenen Sicherung wieder hoch und kurz danach brannte wieder Licht bei uns. Erleichtert atmete ich aus und liess mich da gegen die Wand sinken. Es donnerte und blitze noch immer und der Regen schien nicht aufzuhören. Kurz nachdem das Licht wieder brannte, klingelte es an der Tür. Ich zuckte zusammen und sah durch den Spion, draussen stand Basti und war bereits klatsch nass. Sofort machte ich die Tür auf und liess ihn rein.
«Scheisse... Ich bin komplett nass und das nur bei einer Distanz von ein paar Metern.» lachte er und ich holte ihm mal ein Handtuch. «Brauchst du... Trockene Klamotten?» fragte ich ihn und grinste leicht. «Naja...» sagte er und sah an sich runter. Ich bat ihn rein und ging dann nach oben. Ich holte von Wincent ein Shirt und Jogginghose und kam wieder runter. «Hier.» sagte ich und reichte ihm die Kleidung meines Mannes. «Ob sich Wincent freuen wird, wenn ich seine Kleidung trage?» fragte Basti und grinste mich an. Ich verzog keine Miene und ging in die Küche. Schnell zog er sich anders an und folgte mir dann. «Hab ich was falsches gesagt?» fragte er und ich drehte mich zu ihm. «Gib mir deine Klamotten ich schmeiss sie in den Trockner.» sagte ich und ging nicht auf die Frage ein. Basti sah mir verwirrt hinterher, als ich ihn einfach stehen liess. Nach 2 Minuten kam ich wieder zurück und Basti musterte mich. «Mia?» sagte er und sah mich an. «Willst du etwas trinken?» sagte ich und ging wieder in die Küche. «Hey!» sagte er und hielt mich am Arm fest. «Was ist los?!» fragte er mich. «Nichts. Ich hasse Gewitter.» sagte ich nur und wollte mich lösen. «Ich meine nicht das. Du verhältst dich echt komisch. Seit ner Woche habe ich nichts von dir gehört und nun weichst du mir und meinen Fragen aus!» sagte Basti und sah mich an. Gerade wollte ich etwas sagen, als es wieder Blitzte und zugleich laut Donnerte und die Sicherung wieder rausfiel.

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Wincent Weiss - Ich folge deinen Schritten
Romance3. Teil von Mia & Wincent. Viel Spass dabei