OS 10

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Für 15sternxe

"Neeeeiiiinnn!"
Nuathelia lag heulend auf ihrem Bett, in drei Decken eingewickelt, mit zwei Kekstellern vor ihr.
Soeben war ihr Lieblingscharakter aus dem Buch, das sie neuerdings laß, gestorben.
Nuathelia, auch genannt Nancy, weil keiner ihren Namen so richtig aussprechen konnte, war -ihrer Meinung nach- von Beruf die reinste Leseratte. 
Eigentlich war sie jedoch eine der Leibwachen Thranduils und Legolas.

In den Heulkrampf mischten sich nach kurzer Zeit auch Beleidigungen gegen den Autor, der ja komplett inkompetent sein musste, ihren Lieblingscharakter sterben zu lassen.
Durch ihre von Tränen verschwommene Sicht, blickte sie auf die Uhr und bekam einen rießigen Schock.
Gleich war es Frühstückszeit und sie hatte noch ihr Nachthemd an. Bei den ganzen männlichen Wachen plus König und Prinz zog sie das lieber mal aus.

Sie schaffte es grade noch rechtzeitig zum Frühstück, indem sie eine Wache umrannte und auf ihren Stuhl schlidderte.
Legolas und Thranduil, die gerade ihr Essen serviert bekommen hatten, zogen beide gleichermaßen die Augenbraue hoch.
Ja, sie speiste mit den beiden an einem Tisch in einem separaten Raum.
So ganz hatte sie noch nicht kapiert, warum eigentlich, aber sie ließ es sich bestimmt nicht zweimal sagen.
Mit dem König, der die schönsten Augen der Welt hatte, an einem Tisch zu sitzen, war ihr mehr als recht.

"Hast du geweint?", drang es an ihr Ohr, während sie noch in Gedanken versunken war.
Stahlblaue Augen trafen ihre grünen, als sich ihr Blick hob.
Andere Elbinnen hätten vermutlich nicht gewusst, wessen Augen es waren, denn die vom Prinz und seinem Vater waren sehr ähnlich.
Aber Nancy wusste es genau.
Sie würde diese Augen, die ihr einen Schauer über den Rücken laufen ließen, überall wiedererkennen.
"Ich schätze auf ein trauriges Buch", unterbrach Legolas die peinliche Stille am Tisch, die eingekehrt war.
"Exkat."
Nancy, die sich endlich von Thranduils Augen lösen konnte, war wieder fast die Alte und begann fröhlich, ihr Müsli zu löffeln.

Wenig später wurde die Nachspeise, bestehend aus Obst serviert.
Die beiden Elben knabberten vornehm an ein paar Erdbeeren, Nuathelia warf sich einfach ein paar Heidelbeeren mit in ihr Müsli.
Im Augenwinkel sah sie, wie der Prinz seinem Vater einen deutlichen Blick zuwarf und ihm unter dem Tisch auf den Fuß trat.
Was sollte das denn werden?
"Ich glaube, draußen ist etwas umgefallen, ich komme gleich wieder."
Legolas stand mit einem Kopfnicken zu Thranduil auf und verließ den Raum.
Komischerweise hatte er wohl was auf den Ohren, denn während des ganzen Frühstücks hatte Nancy keinen einzigen Laut gehört.

Unbekümmert  löffelte sie ihr Müsli, wobei ihr ihre langen, ombre braun-blonden Haare immerwieder ins Gesicht rutschten. Ihre Haarfarbe war sehr ungewöhnlich für Elben, aber sie mochte ihre Haare.
Naja...meistens, jedenfalls.
Hätte sie doch bloß an ein Haarband gedacht!
Genervt pustete sie sich eine Strähne aus dem Gesicht, als ihr etwas auffiel.
Der König war weg.
Und sie als Leibwache hatte es nicht gemerkt, sondern seelenruhig ihr Müsli gegessen.

Fast wollte sie panisch aufspringen, da spürte sie Hände an ihrem Nacken. Große, sanfte Hände, die ihre Haare zusammenfassten und aus dem Gesicht strichen.
Ihr blieb fast das Herz stehen.
Es war offensichtlich kein Geringerer, als Thranduil höchstpersönlich.
Vorsichtig drehte sie ihren Kopf.
Und da waren sie wieder -die eisblauen Augen, die einen ewig gefangen hielten.
Der König legte die andere Hand um ihre Taillie und zog sie vom Stuhl hoch, dass sie nur wenige Centimeter vor ihm stand.
Nancy hatte ziemlich Angst, man könnte ihr Herz klopfen hören, als sie immer mehr in den Bann dieser wunderschönen Augen gezogen wurde.
Sie war so fasziniert von Ihnen, dass sie die warme Hand an ihrem Kinn erst bemerkte, als diese ihren Kopf anhob.

Die Elbin starrte Thranduil, dessen rechte Hand ihre Haare losgelassen hatte und sich jetzt unter ihrem Kinn befand, mit großen Augen an.
Sie merkte gar nicht, wie seine linke Hand sie immer weiter zu ihm schob und er plötzlich seine Lippen auf Ihre legte.

Legolas seinerseits stand draußen vor der Tür und blickte lächelnd durch das Schlüsselloch.

Herr der Ringe/ Der Hobbit OneshotsWhere stories live. Discover now