OS 21

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Für EmilyVivien

"Und ihr meint wirklich, dass Rehe nicht träumen?"
Livia sah die verzweifelte Wache vor sich fragend an.

Die junge Elbin war seit einem halben Jahr Thranduils Ehefrau.
Sie liebte ihn von ganzem Herzen, aber auf langweilige Verhandlungen mit den Zwergen hatte sie keine Lust.
Sie überließ die Gäste also ihrem Mann und streifte durch den Palast, immer auf der Suche nach unnötigen, aber zeitvertreibenden Diskussionen.
Die mochte sie am liebsten.

Im Moment hatte sie eine Wache in ein angeregtes Gespräch verwickelt, ob Tiere -insbesondere Waldtiere- träumen konnten.
Der Elb, der seiner Königin zu seinem Leid nicht entfliehen konnte, sah aus, als würde er gern freiwillig in Ohnmacht fallen.
"Nein", seufzte er.
"Aber das wäre doch sehr traurig, meint ihr nicht?"
Livia strich gedankenverloren über ihren silbernen Ehering, der an ihrem Ringfinger glänzte.
"Mhm."
Die Wache versuchte es jetzt also mit einsilbigen Antworten, stellte sie fest.
Fast konnte er einem Leid tun...aber immerhin wurde er dafür bezahlt.
Da konnte er sich ja wohl anständig mit ihr unterhalten!

"Von was könnten Eichhörnchen träumen?", grübelte Livia laut.
Die Wache gab ein fast schon wimmerndes Geräusch von sich: "Nüsse?"
"Also das wäre ja furchtbar klischeehaft!", entrüstete sich die junge Königin.
Langsam konnte man Angst bekommen, dass der Elb sich wirklich gleich die nächste Brücke hinunterwarf.

"Aber, aber", ertönte eine ruhige Stimme hinter Livia.
Ihr lief ein Schauer über den ganzen Rücken, als sich große Hände auf ihre Hüften legen.
Die Wache wusste vor Scham gar nicht, wo er hinsehen sollte und trat mit einer Verbeugung und einem "mein Herr!" einen schnellen Rückzug an, vermutlich zur nächsten Brücke.
"Seid ihr euch einig geworden?", flüsterte Livia leise zu Thranduil und lehnte ihren Kopf nach hinten an seine Brust.
"Halbwegs", brummte der König, "Kompromisse bedeuten eben, dass niemand das bekommt, was er will."

Thranduil seufzte und legte seinen Kopf auf den seiner Frau.
"Ich liebe dich, Livia."
Die Angesprochene hob grinsend eine Augenbraue: "das will ich doch hoffen, du hast mich nämlich geheiratet..."
Thranduil blickte ihr ernst in die Augen, aber in seinem Blick lag der liebevollste Ausdruck, den Livia je gesehen hatte: "und ich werde es niemals in meinem Leben bereuen."

Und er küsste sie so fest, leidenschaftlich, sanft und liebevoll, dass es seiner Frau den Boden unter den Füßen wegzog.

Herr der Ringe/ Der Hobbit OneshotsWhere stories live. Discover now