Ein Lätzchen für den Urvampir

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Wie von Alucard 'vorgeschlagen', mache ich das Licht aus und lege mich in mein Bett. Lasse Baskerville zu mir kommen und sich neben mich legen. Er ist in den letzten Wochen wirklich handsam, nett und ein guter Begleiter geworden. Das muss ich ihm zugutehalten. Da ich nun um einiges entspannter bin, einige Sachen sind ja jetzt geklärt und zwar mehr als nur oberflächlich, lege ich einen Arm um den Höllenhund, kuschle mich an ihn heran und schließe die Augen. Ich habe im Moment das Bedürfnis, eine gewisse Nähe zu jemandem zu haben. Und Baskerville ist der einzige, der im Augenblick in der Nähe ist. Ich bin mir sicher, dass Alucard nichts dagegen hätte. Aber übertreiben wollen wir es nicht gleich. "Gute Nacht...", flüstere ich, bevor ich meine Gedanken treiben lasse und schneller einschlafe, als ich gedacht habe.

Die geflüsterten Worte hallen in seinen Ohren wider und Alucard muss ich eine Hand vor den Mund halten, damit das Lächeln nicht allzu sichtbar und auffällig ist, sollte ihn jemand sehen. Was die Frau mit ihm anstellt ist wahnsinnig. Aber er muss zugeben, dass es interessant ist, eine wirklich weiche Seite zu haben. Der Urvampir hat nun eine große Schwachstelle. Denn Lady Integra kann sich selbst verteidigen und wenn sie stirbt... er kann nur sein bestes Versuchen. Mehr ist nicht drin. Seras kann sich gut selbst verteidigen und wenn die Lady nicht mehr da ist, ist alles andere auch egal. Aber Alexandra... Sollte ihr irgendetwas passieren, was er hätte verhindern können, dann würde er es sich nie verzeihen. Und wenn es nur ein Kratzer auf ihrer Haut ist. Wenn er es hätte verhindern können...

Das Gefühl des umarmt werdens von Baskerville und Alexandra stellt sich langsam aber sicher ein und am liebsten würde er den Höllenhund aus ihren Armen reißen und sich selbst da hin legen! Aber erstens wurde er von der Lady gerufen und zweitens sollte er es nicht übertreiben. Auch, wenn es ihm schwer fällt es zu akzeptieren. Selbst nach ein paar Jahrhunderten hängt sie noch an ihrem Ehemann und kommt über ihn und vor allem den Verrat nicht hinweg. Alucard würde, wenn er könnte, ihr den Schmerz und die Unsicherheit nehmen. Selbst wenn es hieße, dass er alles spüren müsste. Aber das geht nicht. Sie muss es allein schaffen. Alles was er machen kann, ist ihr als Unterstützung zu dienen. Als Fels in der Brandung und als sicherer Ort, an dem sie entspannen kann. Er ist froh, dass er nicht die Gefühle gezeigt hat die er hatte, als sie ihm sagte, wie lange sie schon nichts getrunken hatte. Egal wie sehr er Alexandra liebt. In diesem Augenblick hätte er sie gern gegen die Wand katapultiert und gefragt, ob sie noch ganz bei Sinnen wäre.

Bei Lady Integra angekommen, macht er die Tür auf und bekommt sofort einen komischen Blick ab. "Wenn du nicht essen kannst, solltest du dir ein Lätzchen für Babys besorgen.", begrüßt sie ihn kalt und er zieht eine Augenbraue hoch, ehe er an sich hinunter sieht. Ah. Die Farbe von ihrem Gesicht. Gelassen rückt er sich seinen Mantel zurecht und sieht schmunzelnd zu seiner Herrin. "Da will man mit der Kunst anfangen und dann passt es auch wieder nicht. Aber genug davon. Wie kann ich Euch diesmal dienlich sein?", fragt er und verneigt sich, ehe er auf den Tisch zu geht. Seufzend hebt die Blondine ein Blatt hoch. Darauf abgebildet: Eine Frau, mittleren Alters. Alucard stockt, als er die Ähnlichkeit auf dem Bild erkennt. Sie sieht fast so aus wie die Geliebte von George. Mit der Alexandra ihn erwischt hat. "Marinetté Clouie. Finde sie. Töte sie. Sie ist eine Gefahr, was die Vampire angeht."

Während des Austausches von Details, wo man sie zuletzt gefunden hat und wo man sie nun vermutet, kann der Urvampir es kaum glauben. Diese verdammte Schlampe hat es überlebt. Und ist auch noch ein Vampir! "Sagt bitte Alexandra davon nichts. Sie..." Alucard nimmt das Bild in seine Hand und starrt darauf, als könnte er die Person darauf in Flammen aufgehen lassen. "Es gibt eine persönliche Vergangenheit. Eine unschöne persönliche Vergangenheit. Egal was passiert, wir dürfen sie nicht an diese... Person heran lassen." Denn dem schwarzhaarigen ist klar, dass Alex mehr als nur in Rage geraten würde. Sie würde Marinetté in so vielen verschiedenen Wegen Foltern und im Anschluss qualvoll Töten. Ihm ist bewusst, dass Alexandra ihn dafür hassen wird. Weil er ihr keine Chance mehr gegeben hat, vielleicht doch endgültig damit abzuschließen und- Er stoppt. Ein Mundwinkel geht nach oben. "Wenn ich es mir recht überlege..." Alucard legt das Bild auf den Tisch und sieht die Lady grinsend an. "Ich werde warten, bis Alexandra wach ist. Und dann werde ich sie mitnehmen."

Dass Lady Integra keine genaue Erklärung bekommen hat, was genau hier los ist, scheint sie ein wenig sauer gemacht zu haben. Aber sie vertraut Alucard. Und das ist manchmal gut und manchmal... weniger gut. Mit dem Bild in der Manteltasche und den Informationen im Kopf, geht er zu Seras und klärt diese über den Plan auf, Alexandra mitzunehmen. Um 'ihre Standfestigkeit im realen Kampf und mit einem Auftrag im Hinterkopf zu testen'. Seras nickt nur ab und erklärt sich bereit, bis zu seiner Rückkehr alles zu übernehmen, was die Sicherheit und Notfallmissionen angeht. Und sich auch darum zu kümmern, dass sich Pip mal wieder nicht verletzt. Ist in den letzten Wochen öfters vorgekommen. Der gehirnamputierte Kerl würde sich beim Atmen umbringen, wenn es ginge. Aber bis das möglich ist, scheint er wohl auf konventionelle Art und Weise dem Tod nahe kommen zu wollen. Alucard könnte helfen! Aber das ist dann von der Lady nicht gern gesehen. Nichts kann man der Recht machen.

Alucard checkt noch einmal die Lage, bevor er sich dazu entscheidet, sich an einem Menschen gütlich zu tun. Alexandra hat mehr genommen, als er von sich behauptet hat und er wird seine volle Macht brauchen, damit er das kleine Kätzchen mit Aggressionsproblemen davon abhalten kann, Marinetté ohne seine Hilfe aufzuspüren und zu töten. Das würde er ihr durchaus zutrauen. Deswegen wird das morgen wohl eine kleine Überraschung für sie. Ob sie gut oder schlecht ist... Das wird er sehen. Aber erst soll sie sich ausruhen. Das braucht sie. Dass er sich einmal so viel Sorgen um ein Weib macht, welches ihm überraschend nahe steht, hätte er vor guten 500 Jahren auch nicht gedacht. Und dass es das kleine Kind ist, welches ihn beim Sterben nicht allein lassen wollte... Alle Wege führen nach Rom. Nur hat seiner 589 Jahre gedauert. Ein wenig lang für seinen Geschmack. Aber das Ziel... Das Ziel ist es wert.

Once I was seven years oldحيث تعيش القصص. اكتشف الآن