Spontaner Plan

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Nachdem Alucard von seinem kleinen Ausflug zurück ist, erzähle ich ihm genau, was passiert ist und wer was gesagt hat. "Ich gehöre also dir...", brummt er und grinst wie ein kleines Kind. Ich winke ab. "Wisch dir die Zufriedenheit aus deinem Gesicht. Zum Feiern ist nachher genug Zeit. Jetzt will ich sie tot sehen." Das Knurren klingt animalisch. Aber nicht wütend. "Ernst bist du-" "Jetzt nicht, Alucard." Dieser sieht mich amüsiert an, nickt aber. "Wie es sich meine Prinzessin wünscht." Auch, wenn es noch nicht so lange her ist. Ich gewöhne mich langsam aber sicher daran. "Wie wäre es mit einem schönen Abendessen?", fragt Alucard nun und ich denke kurz nach, bevor ich nicke. Immerhin ist es laut einer Uhr, welche im Fenster durchläuft, schon kurz vor 18 Uhr. "Klingt gut. Jeder seines?"

Deutsche schmecken anders. Einfach ein anderer Grundgeschmack, der aber nicht so meins ist. Es reicht, um satt zu werden. Aber ich kann die Frau nicht genießen, welche ich komplett aussauge. Mein Fehler. Hatte mich nicht unter Kontrolle. Nun ja. Eine weitere Seele. Seele Nummer acht. Ein kleines Polster, sollte etwas schief gehen. Sichergehend, dass ich kein Blut auf meiner Kleidung verteilt oder mehr im Gesicht habe, sehe ich an mir hoch und runter und auch in das Handydisplay. Nichts. Passt. Auch Alucard sichert sich selbst ab und auch ich sehe noch einmal drüber. Wir müssen noch einen kleinen Weg durch die Stadt gehen und ich will nicht, dass er auch nur ein Körnchen seiner Energie aufbraucht, in dem er die Schattenreise nutzt. Ein Wunsch von mir, dem er entspricht. "Bist du soweit, Prinzessin?", fragt er und stellt sich neben mich. Entschlossen nicke ich. "Vielleicht bekomme ich endlich ein wenig Ruhe."

Der Weg durch die Stadt gestaltet sich als schwierig. Jetzt sind schon die ersten betrunkenen unterwegs und pöbeln alles an, was bei drei nicht auf dem Baum ist. Und ich habe vielleicht hin und wieder mal einen schwachen Moment und helfe der angepöbelten Person. Wäre ich ein Mensch, würde ich auch wollen, dass mir jemand hilft. Wenn ich mich selbst nicht verteidigen könnte. "Du bist zu gutherzig.", brummt Alucard und sieht mich schon fast missbilligend an. Ich hingegen zucke nur mit den Schultern. "Ich glaube vielleicht nicht an Gott oder so etwas. Aber Karma kann ziemlich mies zuschlagen. Außerdem..., wenn du ein hilfloser Mensch bist, würdest du auch Hilfe wollen." Kurze Pause. "Gut. Du nicht so. Aber andere." Während er nur die Augen verdreht, stoße ich ihn lachend an. "Hey! Jetzt sei mal nicht so! Ich bin das erste Mal wieder seit ein paar Wochen draußen!"

Eine kleine Diskussion entbrennt, dass ich ja hätte rausgehen können. An den Hallen angekommen jedoch, verstummen wir beide. Es ist kurz vor sieben. "Wie ist eigentlich der Plan?" Alucard und ich haben dahingehend nichts besprochen und etwas ausgedacht, habe ich mir auch nicht. "Mach am Anfang das, weswegen wir jetzt hier sind. Und dann musst du mir nur noch vertrauen." Eine Hand an meinem Kinn und mein Kopf wird zu ihm gedreht. "Ich vertraue dir immer und überall, Prinzessin." Lächelnd nicke ich. "Dann ist es ja gut.", erwidere ich leise und kann entfernt schon die Macht von Marinetté spüren. "Da kommt sie ja schon." Alucard lässt mich los und wir sehen in die Richtung, von der aus die Macht kommt. Sie ist schnell, aber noch lange nicht so schnell wie ein Vampir. Sie wird auch nie ansatzweise so stark sein. Und Seelen zu sammeln ist für einen Freak auch unmöglich. Und selbst wenn... Ich bin sauer genug, um tausende und abertausende aus ihr heraus zu reißen.

Aus dem Schatten hervor tretend, verneigt sich Marinetté und richtet sich lächelnd auf, ehe sie auf uns zukommt. "Master. Wie schön, dass Ihr hier seid. Und... Alexandra." Das letzte versucht sie gerade noch so nicht auszuspucken. Dann lächelt sie Alucard wieder an. Ein schwarzes Kleid. Bis zu ihren Knien gehend. Ballerinas. Geschminkt. "Kommt bitte rein!" Sie führt uns in die Lagerhalle und schließt hinter uns das Tor. Die Halle ist, bis auf ein paar eingestaubte Möbel, leer. "Es ist nichts Besonderes, Master. Ich entschuldige mich!" Ich fühle mich angeekelt. Als wolle sie gleich vor ihm auf die Knie gehen und ihm die Stiefel lecken. Aber ich weiß genau, was sie lecken will. Und das bekommt sie sicherlich nicht. "Möchtet Ihr etwas? Ich habe frische Blutbeutel!" Ein altes Wort für gefangene Menschen. Wir können sie schon hören. Der Knebel macht es nicht einfacher, nach Hilfe zu schreien.

Doch Alucard hebt nur seine Hand. "Ich verzichte. Wir haben vorher schon gegessen." Ich bin zufrieden, als ihre Gesichtszüge nach unten gehen. Enttäuschung, dass sie ihm nichts bieten kann. Apropos bieten. "Zwar habe ich diesem Treffen zugestimmt, aber gib mir einen guten Grund, wieso ich dich ausbilden sollte." Da ist ja jemand in seiner Rolle und geht darin förmlich auf! Marinetté ist sofort wieder unterwürfig. Ihr Kopf ist gesenkt. Ihr Blick auf den Boden gerichtet. "Ich kann Euch mit vielem aushelfen. Ich kann viele Begierden stillen. Sexueller Natur. Blutiger Natur. Ich bringe Euch Euer Opfer und Ihr müsst es nur noch verspeisen, Master. Befehlt mir etwas und ich werde es tun." Mir wird schlecht. Dennoch gebe ich nach außen hin kein einziges Anzeichen dafür, was bald passieren wird.

"Ich brauche weder das eine, noch das andere. Was kannst du mir sonst noch bieten." Immer wieder sucht Marinetté nach Gründen. Spricht sie aus. Alucard braucht sie nicht. Sie wird immer verzweifelter. Und nun scheinen auch die dümmsten Gründe zu gelten. 'Ihr seid doch so großzügig!', 'Ich habe nur positives von Euch gehört!', oder auch: 'Ich werde alles für Euch machen, Master!'. Nichts, mit dem man etwas anfangen könnte. Der Urvampir sieht gelangweilt aus, während Marinetté immer mehr in Stress gerät. Frustriert wird und sich offensichtlich zusammenreißen muss, nicht auszuticken. Sie kriegt ihn nicht. Nicht einmal ansatzweise. Immer mehr staut sich die Wut und die Frustration bei ihr an und es ist sichtbar. Wie ein Quecksilberthermometer, welches nach oben steigt, fängt auch sie langsam aber sicher das Kochen an.

Mit einem Mal platzt aus ihr etwas heraus, worüber sie selbst überrascht ist. "WENIGSTENS KANN ICH EUCH BEFRIEDIGEN! SIE KÖNNTE DAS NIE UND NIMMER! SELBST IHR EHEMANN FAND SIE SCHEIßE IM BETT!" Im ersten Moment schlägt sie sich die Hände auf den Mund und hat ihre Augen weit aufgerissen, ehe sie sich räuspert, die Hände wieder sinken lässt und gelassen auf mich sieht. Herablassend. "George hat mir erzählt, wie langweilig du bist. Er war so frustriert, dass er auf ein besseres Modell umgestiegen ist. Und zwar mich." Dann sieht sie höchst zufrieden zu Alucard. "Die Vergangenheit lügt nicht, Master!" Ich bin so perplex, dass ich nur den Kopf schüttle. "Sag mal... habe ich ein medizinisches Wunder verpasst und du bist die erste, die ohne Hirn rumläuft? Oder bist du so verblödet...?" Ich kann es nicht glauben, was sie da von sich gibt. Vielleicht mag es stimmen. Aber so etwas zu sagen, während man eigentlich wissen sollte, dass die Frau zu DER man es sagt, zu dem Kerl gehört bei dem man arbeiten will...

Once I was seven years oldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt