Drei Mal Kaffee

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"Dann sollte ich nur aufpassen, dass ich nicht derjenige bin, auf den du sauer bist. Ich glaube, das könnte dann böse enden." Nickend stimme ich ihm zu. Das kann und WIRD böse enden, wenn es so weit kommen sollte. "Aber du müsstest einen echt riesigen Mist angestellt haben, um mich so sauer zu machen." Ich sehe nach vorn und weiche einem Pärchen aus, das Händchenhaltend den Gehweg entlang geht und lacht. "Solange ich noch fluche, schreie und um mich schlage, kann man mich noch beruhigen. Aber wenn ich ruhig werde und mich auf den Grund konzentriere, wieso das passiert ist..." Den Satz unbeendet lassend, sehe ich mich ein wenig um. "Hier hat sich viel verändert." Gut. Das letzte Mal, als ich hier war, war es kurz nach dem zweiten Weltkrieg. Dafür ist es gut geworden!

Eine Hand legt sich um mein rechtes Handgelenk. Ich werde auf die Seite gezogen. Perplex sehe ich den Laternenstempen an, in den ich hinein gelaufen wäre. "Vielleicht solltest du dich mehr auf deine Umgebung konzentrieren und nicht nur auf den Grund und die Stadt.", meint Alucard und ich grinse ihn entschuldigend an. Vielleicht sollte ich mich im Moment wirklich auf meinen Weg konzentrieren. Seufzend lasse ich meine Schultern sinken. Das Ganze geht echt an meine Nerven. Eine gewisse Unruhe stellt sich ein. Sie sorgt dafür, dass ich auf meinen Lippen herum kaue und ein Problem bekomme, mich überhaupt noch auf irgendetwas zu konzentrieren. "Du schaffst das. Und wenn ICH das sage, dann wird das seine Richtigkeit haben." Mein Blick geht zu Alucard und er nickt mir zu, bevor ich überrascht auf meine rechte Hand sehe. Seine Hand hat sich von meinem Handgelenk gelöst. Und sich dann um meine Hand geschlungen.

Mit einem Lächeln muss ich zugeben, dass Alucard sich wohl jetzt schon in mein Herz geschlichen hat. Und zwar so tief, dass ich ihn da nicht mehr raus bekomme. Wieder sehe ich zu ihm hoch und sehe mir seine Reaktion an, während ich meine Finger zwischen seine schiebe und ihn somit fest halte. Seine Augen leuchten kurz auf. Schnell genug, als dass man es nur als Sonneneinstrahlung abtun kann. Seine Mundwinkel gehen hoch. Seine Hand drückt meine. Und meine Unruhe? Die flacht immer mehr ab. Ich habe Alucard. Wenn etwas schief laufen sollte, dann ist er da. Ich kann ihm vertrauen. Ich kann auf ihn setzen. Er ist mein bestes und einziges Pferd im Stall und ich werde immer wieder alles auf ihn setzen. Und wenn es mein Leben ist.

"Wo müssen wir eigentlich hin? Ich hab das Gefühl, dass wir irgendwie im Kreis laufen." Die roten Augen Alucards treffen meine und er nickt. "Tun wir auch. Aber das ist Teil des Plans. Wir laufen Kreise. Größer werdend. Es wurde berichtet, dass sie sich gern an alte Vampire hängt. Wenn wir also einfach nur gehen, wird SIE uns finden. Nicht anders herum. So können wir gemütlich ein wenig herum schlendern und die Arbeit macht sich von selbst." Von mir kommt nur ein entgeistertes: "Hm..." Ein fragender Blick Alucards und ich ziehe kurz meine Augenbrauen hoch und wieder runter. "Ich bin nicht der Fan davon, dass meine Opfer zu mir kommen. Zu viel könnte schief gehen. Aber mal schauen, wie das hier ausgeht." Ich werde ein wenig an ihn gezogen und stolpere fast gegen ihn. "Das wird gut ausgehen. Vertrau mir."

Langsam zeigt sich ein Lächeln auf meinem Gesicht und wir bleiben, da die Fußgängerampel rot zeigt. "Ich vertraue dir. Deswegen mache ich hier keinen Aufstand." Als es auf grün umspringt und das ticken anfängt, damit auch die Blinden ihren Weg finden, gehen wir los. "Würde ich dir nicht vertrauen, wäre ich nicht einmal in den Jet gestiegen. Hätte nicht zugelassen, dass du während des Fluges neben mir sitzt. Hätte dir nicht erlaubt, mitzuhören. Und ich hätte dir nicht geglaubt als du meintest, dass du die Info erst gestern bekommen hast." Das sollte ihn verstehen lassen. Und ich kann den Stolz und die Zufriedenheit schon fast spüren, die er ausstrahlt. Da ist jemand glücklich. Na wenigstens einer. Ich hingegen muss zugeben, dass ich wieder bei Marinetté bin. Wie kann ich sie am besten töten? Welche Foltermethode kann ich am besten einsetzen?

Alucard und ich bleiben gleichzeitig stehen. Wir sehen uns an und nicken uns zu. Diese Macht. Vampirähnlich, aber noch lange nicht vollständig. Ein Freak. Und alt, wenn man nach der Stärke der Macht geht. "Ich muss sagen, dass ich mich auf eine längere Wartezeit eingestellt habe.", meint er und zieht mich dann hinter sich her in ein Café. "Kannst du Deutsch?", fragt er und ich nicke. "Kaffee?" "Für drei.", erwidert er nur, wir setzen uns an einen Vierertisch und ich bestelle uns drei Mal Kaffee. Die Bedienung sieht ein wenig unsicher zu Alucard, doch ich lächle so freundlich, wie ich es bei meinen Patienten immer gemacht habe. Das scheint sie zu beruhigen. "Mal sehen, ob sie unsere Einladung versteht." Ich richte mich auf und lasse seine Hand los. Zögerlich lässt er es zu und ich hole mein Handy raus. "Das werden wir sehen.", murmle ich und lenke mich ein wenig ab.

Jemand setzt sich neben mich. Ich spüre keine Macht und sehe deswegen von meinem Handy hoch. Es kommt ein plumpes: "Hey." Meine Augen gehen bei dem Kerl hoch und runter. In seine Gedanken einzudringen, ist für mich kein Problem. Ich soll also meine Nummer geben, weil ich einen guten Körper habe. "Hey.", erwidere ich und lächle leicht. Der Kerl, ich schätze ihn einfach mal auf 16 oder 17 Jahre, fängt ebenfalls das Grinsen an. "Kann ich deine Nummer haben? Du siehst heiß aus!" Seine Augen bleiben an meinen Brüsten hängen und gehen dann wieder zu meinen, ehe er die Augenbrauen hoch und runter zieht. Deutsch. Ich schüttle nur den Kopf. "Sorry, kleiner. Erstens bist du mir zu jung und zweitens habe ich schon einen." Die Gesichtszüge gehen nach unten und er sieht nun ein wenig aggressiv aus. "Der alde Vadda? Wat will der? Der richtige Preis sitzt hier...!", meint er und deutet auf sich.

Alucard sieht mich fragend an, doch ich schüttle nur leicht den Kopf. "Preis.", fange ich an und sehe ihn kalt an. Meine Stimme wird ein wenig lauter. "Wenn DU ein Preis bei einem Rennen wärst, würde ich rückwärts laufen. Und wenn du dich nicht noch mehr blamieren willst rate ich dir, dich zu verziehen." Er wirft mir einen stinksauren Blick zu, ehe er sein Gesicht verzieht und aufsteht, um zu seinen Jungs zu gehen. Die lachend am Tisch sitzen. Ohne auf die Frage zu warten, erkläre ich Alucard, was passiert ist und was ausgetauscht wurde. "Verdammt... Du wirst jedes Mal noch anziehender... weißt du das?", raunt er mir zu und legt seine Stirn wieder, wie im Jet, an meine Seite. "Vielleicht auch mal ausziehend.", flüstere ich und von ihm kommt ein: "Was?", während er sich überrascht aufrichtet. Mit großen Augen, da ich nicht wusste, dass ich das ausgesprochen habe, sehe ich zu ihm hoch. "Was?" Aus dem irritierten Gesichtsausdruck wird ein schmunzeln und er leckt sich über seine Unterlippe. "Vielleicht...?" Bevor wir beide in Lachen ausbrechen. Wir können beide nicht wirklich glauben, was ich da gesagt habe.

Once I was seven years oldWhere stories live. Discover now