chapitre cinq

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Den Nachteil, den meine unübliche Kaffeetrinkerei und der Zuckerschock am frühen Morgen mit sich zog, bekam ich auf dem Nachhauseweg von der Arbeit deutlich zu spüren. Mir fielen auf der Landstraße schon beinahe die Augen zu, gepaart mit dem aufkommenden Nebelschleier keine besonders gute Kombi, um sicher nach Hause zu gelangen.

Dort nach einer halben Ewigkeit angekommen hätte ich mich wirklich nur zu gerne auf die Couch gelümmelt und einfach ein Sandwich vertilgt. Vielleicht hätte ich sogar ein bisschen mit Kitty gekuschelt. Aber da hatten wir auch schon den nächsten Nachteil. Aufgrund meiner enormen Schlappheit hatte ich – wie sollte es auch sonst sein – vergessen, meine Einkäufe nach dem Wochenende zu erledigen. Und so blieb mir nach einem schnellen Blick in den Kühlschrank und auf Kitty, die mein Fensterbrett über der Heizung beschlagnahmt hatte, nichts anderes übrig, als mich ein weiteres Mal in dicke Klamotten zu schmeißen und hinaus in die abendliche Kälte zu stapfen.

Gut, es war gerade Mal halb fünf am Nachmittag, aber mein ganzer Rhythmus war durch das Koffein durcheinander geraten! Zum Glück waren meine Einkäufe schnell erledigt – gut, mit zwei prall gefüllten Tüten für mein Kätzchen alleine war ich vielleicht etwas ausgeflippt bei meinem kleinen Shopping Trip, aber diese ganzen Tierbedarf-Sachen waren einfach viel zu süß, um sie nicht mitzunehmen.

Die Besorgungen für mein menschliches Wohl beschloss ich auf dem Markt zu machen. Irgendwie war hier immer irgendein Grund für einen Markt vorhanden. Da gäbe es den Wochenmarkt, den Advents- und Wintermarkt, den Mittwochsmarkt und und und. Eigentlich wurden also in Hamington jeden Tag regionale und saisonale Produkte verkauft und ich musste wirklich zugeben, dass mir das gefiel und ich das Städtchen dadurch auch jeden Tag ein Stückchen mehr lieb gewann.

„Huhu! Louis, Darling! Was hast du denn vor mit all diesen Einkäufen, das sieht ja aus wie bei einer Großfamilie, Schätzchen!" Selbst wenn sie mir nicht sofort aufgefallen wäre auf der Parkbank, hätte ich Mary sofort unter womöglich allen Stimmen dieses Ortes wiedererkannt. „Mrs.Smith, wie schön Sie zu sehen", begrüßte ich sie ebenso fröhlich und überquerte nach einem achtsamen Blick nach links und rechts schnell die Straße.

„Was machen Sie denn hier draußen in der Kälte? Sind Anne und Harry noch in der Boulangerie beschäftigt?" „Ach, Nonsens", sie tätschelte auffordern neben sich auf die Parkbank, also folgte ich der Einladung und ließ mich neben ihr nieder. Heiliger Bimbam, war das Ding eisig! Wenn sich die liebe Mary da mal keine Blasenentzündung zuzog.

„Meine Tochter und mein Enkel kommen wunderbar zurecht, gerade ist gar nicht mehr so viel los. Aber ich bin am Nachmittag doch immer gerne für eine Weile draußen. Ein paar einzelne Sonnenstrahlen aufschnappen, das Zwitschern der Vögel hören - das, Liebchen, sind die wahren Freuden des Lebens." Mit einem zustimmenden Nicken meinerseits schien sie zufriedengestellt und lehnte sich mit einem tiefen Seufzen zurück.

Dabei rutschte ihr ein dickes Buch vom Schoß und fiel zu Boden. „Bleiben Sie sitzen, Mary, ich hab's schon", hielt ich sie zurück, als sie Anstalten machte sich im Sitzen danach zu bücken, und hob den Einband selbst auf. „Ist das ein Fotoalbum?", fragte ich neugierig nach, woraufhin die ältere Dame liebevoll lächelnd nickte.

„Oh ja, mein Lieber. Da drin, Darling, sind bestimmt gut zwanzig Jahre meines Lebens aufbewahrt." Ich wollte nicht aufdringlich sein, weshalb ich mich zurückhielt zu fragen, ob sie mir etwas daraus zeigen könnte und meine Manieren wurden belohnt. „Sieh mal", meinte sie zu mir gewandt, als sie das Buch ungefähr in der Mitte aufschlug. Eine junge Frau war zusehen, die Mary so unverwechselbar ähnlichsah, dass es einfach sie sein musste. Von meiner Erinnerung an die Weihnachtskarte durfte das Mädchen zu ihrer Rechten Anne, ihre Tochter sein. Und dann blieb nur noch der Mann zu Annes Rechten übrig. Das war dann wohl Brian.

Un rêve de noël (larry stylinson)Where stories live. Discover now