chapitre sept

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„Pottah!" Oh hell nah, nicht schon wieder. Fünf, vier, drei, zwei – „Meow." Es hörte einfach nicht mehr auf. Gut, vielleicht war ich selbst schuld, weil ich der Meinung gewesen war, ein Harry Potter Marathon wäre genau das Richtige für diese Jahreszeit und das schlechte Wetter. Wer bitte hätte auch damit gerechnet, dass mein kleines, haariges Findelkind jedes Mal, wenn ein Draco oder Lucius Malfoy Harrys Nachnamen aussprach, einen absolut hysterischen Anfall bekam.

In Biologie hatten wir mal an der Schule etwas über klassische Konditionierung gelernt, vielleicht war das so ein Ding. Jedenfalls konnte ich es jetzt komplett vergessen, Kittys Aufmerksamkeit durch ihren Namen zu erlangen. Stattdessen war es so weit gekommen, dass sie mich nur noch zur Kenntnis nahm, wenn ich sie mit „Pottah" ansprach. Aber nicht Potter, freundlich und simpel, wie der Name eigentlich war. Nein, ich durfte es genauso dahin rotzen wie die Malfoys. Und erst dann hörte Kitty auf mich.

Aber ich konnte ein kleines Kätzchen doch unmöglich beim Namen Pottah rufen. Was würde das denn für ein Licht auf mich werfen?

Jedenfalls hatte ich also den Spaß meines Lebens, mit meiner Katze Kitty – neuerdings Pottah – die Harry Potter Filme zu schauen. Nicht. Ich war am Ende meiner Nerven. Miauen konnte süß sein. Wenn es mal vorkam. Nicht ständig. Nicht immer genau dann, wenn ein durchaus attraktiver, aber doch sehr arroganter, Blondschopf durchs Bild hüpfte.

Als dann zu allem Überfluss auch noch mein Handy klingelte und ich deshalb den Bildschirm stummschalten musste, war die Vollkatastrophe perfekt. Die Katze war bockig und am anderen Ende der Leitung war meine Mutter. Was wollte man mehr?

„Hm?" „Louis William Tomlinson, wo bleiben deine Manieren? Warum meldest du nicht anständig mit vollem Namen, wenn deine Mutter dich anruft?" War es schon zu spät, um noch aufzulegen? Vermutlich. „Entschuldige, bitte." Ich hielt extra mein iPhone kurz weg von meinem Ohr, um hörbar seufzen zu können. Tief ein- und ausatmen. Nochmal.

„Louis? Louis? Hast du gehört, was ich gesagt habe? Hast du Zeit morgen? Ach, was frage ich eigentlich, natürlich hast du Zeit. Was sonst solltest du an einem Sonntagmittag geplant haben, schließlich bist du Single und nicht gerade umringt von Freunden." Durfte ich vorstellen? Meine Mutter, die Liebevolle.

„Natürlich habe ich morgen noch nichts vor, Mutter", bestätigte ich ihren Monolog monoton. „Perfekt. Wir erwarten dich pünktlich um 12:30. Falls Stau sein sollte, plan' das vorher ein, wir wollen nicht wieder ewig wegen dir mit dem Essen warten müssen", wies sie mich noch zurecht, ehe sie sich auch schon verabschiedete, weil ihr Innenausstatter gekommen war. Das war auch wirklich wichtiger, dass jede Vase zum neuen Blumenschmuck der privaten Floristin passte, als sich mal nach dem Befinden des eigenen Sohnes zu erkunden.

Enttäuscht war ich nicht, dafür war ich ein solches Verhalten schon viel zu gewohnt. Aber immer kurz nach unseren Gesprächen schien sich mein Kopf mit meinem Herzen zu raufen, wer jetzt die Oberhand gewinnen würde. Entweder fing ich also an zu weinen oder ich wurde dermaßen zu einem Workaholic, dass ich nachts kaum mehr schlafen konnte.

Dieses Mal schien mein Kopf die Welle der Emotionen aber gut abblocken zu können, denn wenig später fand ich mich auf den Straßen Hamingtons wieder. Daheim war mir ein Zettel in die Hände geraten, den ich bei meinem Einkauf vor wenigen Tagen von Holly mit in eine Tüte gesteckte bekommen hatte. Das Städtchen hatte wohl so eine Art Wohltätigkeitsbasar für Bedürftige aller Art organisiert, im Endeffekt fand also ein Flohmarkt statt, dessen Erlös an irgendwelche lokalen Einrichtungen ging. Und genau dem wollte ich jetzt einen Besuch abstatten.

Vielleicht würde ich ja sogar fündig werden und etwas Persönlicheres für meine Eltern zu Weihnachten finden, als die alljährlichen Standard-Musicalkarten. Vielleicht aber auch nicht. Wenn sie sich morgen mal wieder danebenbenahmen, würde ich mich nur ärgern. Könnte aber auch sein, dass sie ausnahmsweise mal gut drauf waren und mir mal keine Vorhaltungen darüber machten, dass ich nur falsche Entscheidungen traf. Wir würden sehen.

Un rêve de noël (larry stylinson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt