chapitre vingt et un

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Alles schien einfach wahnsinnig surreal. Für mich war es schier unbegreiflich, dass ich mich wenige Zeit zuvor noch mit dem Thema Trauer beschäftigt hatte. Zwar auf ganz andere Art und Weise, aber für mich bedeutete der Besuch in meiner alten Heimat bei meinen Eltern einen massiven Meilenstein, um meinen eigenen inneren Frieden finden zu können.

Was also danach noch gefehlt hatte, war das Teilen dieses Moments mit Harry. Ein Neustart. Mit ihm an meiner Seite. Eine Zeit, in der Wunden verheilen sollten und ich sein Herz gewonnen hätte, um es auf ewig in Ehren halten und beschützen zu können. Das war der Plan gewesen. Und dann diese Hiobsbotschaft.

Aber nichts desto trotz verbaute mir dies nicht die Chance, Harry zu zeigen, wie viel er mir bedeutete. Nachdem ich ihn also dazu bewegen hatte können, zusammen mit mir hinauf in seine Wohnung zu gehen, kümmerte ich mich zuallererst darum, ihm ein heißes Bad einzulassen. Mit ein paar Duftkerzen um den Rand herum und seiner Lieblings-Playlist war der Raum im Nu in eine Entspannungsaura gehüllt, die hoffentlich auch ihn ein wenig entspannen ließ.

„Hey, ich äh-." Mit einem sanften Lächeln drehte ich mich zu ihm um. Es kostete mich wirklich sämtliche Bemühung, diese Visage nicht fallen zu lassen. Er hatte schon wieder geweint. Seine Augen samt seiner Nase waren noch immer deutlich gerötet, außerdem war seine Stimme verdächtig belegt. „Das Wasser müsste ungefähr die Temperatur haben, dass es dich zwar ordentlich aufwärmt, aber dennoch nicht verbrüht. Hast du schon was gegessen?"

Besorgt strich ich ihm mit dem Zeigefinger eine gekräuselte Locke aus der Stirn. Seine Haut glühte. Kein Wunder. Der ganze Stress, den sein Körper im Moment zu ertragen hatte, musste ihn wahnsinnig erschöpfen. Seine Hände allerdings waren im Gegensatz dazu eisig kalt und rau von den kalten Temperaturen draußen.

„Nimm du dir jetzt einfach alle Zeit, die du brauchst, okay?" Mit meinem Daumen fuhr ich ihm sanft über die Kerbe zwischen Handrücken und Finger, führte diese zu meinem Mund und hauchte einen sanften Kuss darauf.

Als ich zu ihm aufblickte, nickte Harry müde. „Danke, Louis", murmelte er meinen Blick haltend, dann sah er in Richtung Badewanne und wieder zurück. „Wegen deiner Frage, ich habe nicht wirklich Hunger. Aber du kannst dich gerne am Kühlschrank bedienen." „Okay." Auf leisen Sohlen entfernte ich mich von ihm, warf dann noch einen letzten Blick über meine Schulter ehe ich die Tür öffnete und wieder behutsam hinter mir zuzog. Einen Moment lang hielt ich inne, um mein weiteres Vorgehen zu überdenken. Doch allzu lange musste ich gar nicht überlegen.

Nachdem ich also zunächst dafür gesorgt hatte, dass alle Heizkörper maximal aufgedreht waren, durchforstete ich sämtliche Hängeschränke und Fächer von Harrys Kühlschrank, um ihm doch eine kleine Auswahl an Snacks bieten zu können. Gegessen hatte er bestimmt nämlich auch viel zu lange nichts mehr und vielleicht überkam ihn ja letztendlich doch der Hunger, wenn jemand anderes für ihn etwas vorbereitete.

So war mir das zumindest früher immer gegangen. Ironischerweise hatte aber nie meine Mutter den liebevollen Part übernommen, mir eine Brotzeit zu richten, sondern Mary, unser damaliges Mädchen für alles. Das war auch ein Thema, das ich unbedingt noch vor Harry ansprechen wollte. Doch nicht heute. Das konnte noch etwas länger warten.

Als ich also auch diese Grundbedürfnisse abgehakt hatte, verschlug es mich wieder zurück ins Wohnzimmer, wo ich erstmal einige Lichterketten anschaltete und schließlich auch Netflix auf dem Fernseher öffnete, um uns eine RomCom herauszusuchen. Notting Hill kam mir als erstes in den Sinn, da wir immer wieder diskutiert hatten, wer der eigentliche Star dieses Films war. Während ich nämlich ganz klassisch der Auffassung war, dass es definitiv Anna Scott gespielt von Julia Roberts war, vertrat Harry da eine ganz andere Meinung. Aber nicht etwa William Thacker, nö. Sein Lieblingscharakter war einfach Spike. Und falls du jetzt keine Ahnung von meinem Gequatsche haben solltest, schau dir sofort den Film an. Kulturbanause.

Un rêve de noël (larry stylinson)Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora