chapitre quinze

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Bernstein versus Quellwasserblau Runde drei. Fünf, sechs, sieben, blink. „Ha! Gewonnen!" Mit einem kleinen Siegestanz hüpfte ich um den Sofatisch herum, während ich unentwegt meinem kleinen Kätzchen die Zunge herausstreckte oder ein teuflisches Muhahaha losließ. Vielleicht sollte ich doch wieder zum Arbeiten ins Büro gehen. Aber bis es soweit war, genoss ich dann doch die Blickduelle gegen mein Haustier, die ich in der Regel recht häufig gewann.

Leider wurde dieses Sieges-High allerdings von meinem Klingelton unterbrochen, weshalb ich eine Revanche auf später verschob und Pottah sich daraufhin einmal um die eigene Achse drehte, sich streckte und genüsslich schnurrend die Augen schloss. Eines musste man ihr lassen: verlieren konnte sie deutlich besser als ich.

„Tomlinson", hob ich gut gelaunt ab, ohne vorher aufs Display zu schauen. Was sich als grober Fehler herausstellte, denn am anderen Ende der Leitung bellte mir meine Mutter eisig wie immer entgegen: „Ich habe es dir jetzt schon ein paar Mal gesagt, dass du dich mit ganzem Namen melden sollst, wann wirst du das endlich lernen?"

War es zu spät um noch aufzulegen? Denn meine Eltern waren ungefähr die letzten Personen auf dem Erdball mit denen ich gerade zu sprechen wünschte. Da unterhielt ich mich lieber zehn Stunden im Miau-Dialog mit meiner Katze als zehn Minuten mit den Egoisten.

„Was gibt's, Mutter?" „Du musst vorbeikommen", lautete die plumpe Anweisung. Kein höfliches Anfragen, ob ich es denn einrichten könnte, nein. Wenn die feinen Leute riefen, dann musste gefolgt werden. „Weshalb und wann? Warum kommt ihr nicht hierher?", konterte ich kühl. Eigentlich wollte ich sie nicht im Geringsten hier haben, aber dieses ewige Herumkommandieren ging mir einfach gegen den Strich.

„Mach dich nicht lächerlich, Louis. Dein Vater hat Wichtigeres zu tun als sich für drei Stunden ins Auto zu setzen, um zu dir zu fahren. Plus dann nochmal das Gleiche für den Rückweg in Kauf nehmen, nein danke. Du kommst über das Wochenende hierher, es gibt vieles zu diskutieren." „Oh ja, das ist ja die Regel, wenn ich mich bei euch blicken lasse." Es tat mir schon fast weh, dass ich bewusst unser Haus bei euch nannte und nicht etwa mein Zuhause.

„Hat das nicht auch noch die zwei Wochen Zeit bis Weihnachten, wenn ich dann eh für eine Woche wieder hochfahre zu euch?" Kurz herrschte Stille in der Leitung. Dann räusperte sich meine Mutter und mit einem Mal klang sie tatsächlich ein klein wenig sanfter als sonst. Doch selbst das war vollkommen eingeplant. Denn der Inhalt sollte mich dafür umso mehr vor den Kopf stoßen. Da konnte man schon mal einen freundlichen Tonfall an den Tag legen.

„Wir werden Weihnachten dieses Jahr unglücklicherweise nicht zusammen als Familie feiern können. Dein Vater und ich sind auf einen wichtigen Ski-Business-Trip eingeladen worden, also sind wir bis Neujahr außer Lande. Charlotte ist ebenfalls mit den McLarens in deren französischen Chalet zum Skifahren. Die Zwillinge werden zu den Großeltern reisen."

Wundervoll. Auf meine Schwestern schob ich noch nicht mal den größten Groll, aber selbst auf die war ich stinkwütend. Meine Eltern jedoch hatten erneut den Bogen viel zu sehr überspannt. Ich sollte nach ihrer Pfeife tanzen? Na gut, das tat ich eh die meiste Zeit, da sollten sie sich wirklich endlich aufhören zu beschweren. Dass sie jetzt aber Weihnachten – das hieß also auch meinen Geburtstag – nicht mit mir verbringen würden, nur weil die beschissene Kanzlei mal wieder wichtiger war – das nahm ich ihnen mehr als übel. Denn das tat weh. Aber so richtig. In solchen Momenten wusste ich, dass die Wunde in meinem Herzen, die ich mit ein bisschen Zeit und Menschen wie Harry wieder Stück für Stück flicken konnte, mit einem Mal wieder komplett aufklaffte.

„Ich verstehe", gab ich jedoch trotz meines innerlichen emotionalen Chaos einigermaßen gefasst zurück, „dann sehen wir uns am Wochenende." Es klickte, dann tutete es monoton in der Leitung vor sich hin. Sie hatte aufgelegt. Wie jedes Mal. Und wie jedes Mal hoffte ich, ich hätte mich endlich an den Schmerz gewöhnt, doch wieder wurde ich bitter enttäuscht. Und als die Tränen wieder rollten und sogar Pottah sich besorgt dazu aufraffte in meinen Schoß zu krabbeln, fühlte ich mich zum allerersten Mal seitdem ich hierher gezogen war mutterseelenallein.

Un rêve de noël (larry stylinson)Where stories live. Discover now