chapitre dix-huit

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Montagmorgen um halb acht in der Früh zeigte das Display meines Wagens eine Außentemperatur von minus sieben Grad an – in etwa genauso eisig war auch die Stimmung im Inneren des Autos. Seit meines gestrigen Gefühlsausbruchs hatten Harry und ich kein einziges Wort mehr miteinander gewechselt. Mit großer Wahrscheinlichkeit hatte auch er sein Gästezimmer bis zum heutigen Morgen nicht mehr verlassen. Das Dienstmädchen hatte mir zumindest ein Sandwich und etwas Obst für jeden von uns zugesteckt, was erahnen ließ, dass er nicht am Frühstückstisch anwesend gewesen war.

Relativ sicher war ich mir außerdem, dass die Bedienstete dieses Mal nicht im Auftrag meiner Mutter gehandelt hatte. Hoffentlich blieb sie diesem Haus eine Weile erhalten, schließlich brauchte auch so ein Haushalt zumindest eine gute Seele, um nicht gänzlich den Bach herunterzugehen.

Man könnte nun davon ausgehen, das Verhältnis zwischen Harry und mir würde sich mit jedem zurückgelegten Kilometer wieder ein wenig mehr entspannen, doch dem war ganz und gar nicht so. Ein klassischer Montag also, das Pech meinte es mal wieder extra gut mit mir. Nur dieses Mal war es nicht auf abergläubischen Hokus Pokus zu schieben, sondern meine alleinige Schuld, was den Knoten in meinem Magen nur mehr anschwellen ließ.

Im Großen und Ganzen herrschte Chaos. Auch auf den Straßen. Die Autobahnen waren kaum befahrbar, so sehr hatte sich der Schneefall letzte Nacht verdichtet, es musste keine ruhige Minute in den Morgenstunden gegeben haben, denn vor lauter Schnee und Glätte ging es kaum vorwärts, sondern der Verkehr staute sich immer wieder.

„Musst du auf Toilette? Ich würde langsam mal eine Rastpause einlegen. Bei dem Stop-and-Go kommen wir momentan sowieso nicht weit." Ich hätte schwören können, dass Harry auf dem Beifahrersitz zusammengezuckt war, doch ich wollte es auch nicht weiter kommentieren. Zum Glück hatte er sich - wenn überhaupt - schnell wieder gefangen, denn er nickte zustimmend zu und deutete außerdem auf die Tankanzeige, die aufleuchtete. „Wir sollten am nächsten Rastplatz rausfahren, du hast Recht."

Wortlos stierten wir beide also hinaus auf die Fahrbahn bis die nächste Ausfahrt in Sichtweite kam und ich den Wagen in ihre Richtung lenkte. Dort angekommen tankte ich schnell auf, ehe ich den Wagen auf dem Parkplatz abstellte und ausstieg. Harry folgte ein wenig unschlüssig auch kurze Zeit später.

Als ich gerade im Begriff war zu verriegeln, meldete er sich mit einem leisen Räuspern zu Wort. „Magst du vielleicht einen Kaffee? Ich würde mir gerne einen holen. Ich kann dir auch etwas zu essen mitbringen, du kannst derweil ja schon mal aufs Klo gehen." Er versuchte es mit einem versöhnlichen Lächeln, und für einen kurzen Moment schoss mir durch den Kopf, ihn darauf hinzuweisen, dass wir bereits versorgt waren und ebenfalls auf ihn zuzukommen, aber urplötzlich war dieses Gefühl wieder weg. Und stattdessen machte sich ein ganz anderes in mir breit. Eines, das mich hätte warnen sollen, sogar vielleicht Angst machen. Denn mit einem Mal war mir absolut nicht mehr nach guter Miene zum bösen Spiel.

Schulterzuckend lief ich also schon ein paar Schritte gen Raststätte los, während ich leicht gereizt zurückgab: „Ich mag sowieso keinen Kaffee. Für mich brauchst du nichts mitbringen." Doch dann hielt ich inne. Genau wie Harry. Sein Blick war für mich undefinierbar, so kühl und resigniert hatte ich ihn noch nie schauen sehen. Und schon gar nicht erst, wenn er mich ansah. Zum ersten Mal war das Grün in seinen Augen keins, dass mich wohlfühlen ließ, sondern mir einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Denn genau das sagte seine Mimik aus: Kälte.

„Du magst keinen Kaffee?" Ich schluckte. Dann machte es Klick. „Nein, so war das nicht gemeint, Harry, wirklich nicht, glaub mir. Also ja, grundsätzlich mag ich keinen Kaffee, ich verabscheue ihn gerade zu, aber-." „Du verabscheust ihn? Na das wird ja immer besser." Er verschränkte seine Arme vor der Brust. Aber nicht einmal das sah gegen mich gerichtet aus, viel eher wirkte es, als wollte er sich selbst schützen, sich halten und nicht die Fassung verlieren wegen – ja, wegen mir.

Un rêve de noël (larry stylinson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt