13 / 𝘢 𝘴𝘵𝘶𝘱𝘪𝘥 𝘨𝘢𝘮𝘦

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Nach etwa zwei Stunden befand sich gut die Hälfte aller Gäste in einem Zustand zwischen angetrunken und komplett weg. Ich hatte noch nie so viele Menschen auf einmal gesehen, die sich die teuren Getränke reinkippten, als wäre es lediglich Leitungswasser. Die reichen Kids feierten Party wie eine Horde wilder Tiere. Es gab neben dem Alkohol auch allerlei Trinkspiele, sicherlich auch Drogen, Rauchen und wildes Rummachen, das sofort von jemandem gefilmt wurde. 

Vincent verbrachte die meiste Zeit inmitten der Partygäste und sorgte stets für gute Stimmung und das steckte mich an. Auch ich trank mehr als ich wollte und amüsierte mich besser als gedacht. Vincent behielt Recht. Die Reichen wussten, wie man feierte.

,,Zeit für das nächste Partyspiel!", schrie Jordan in die Menge und erntete dafür lauten Jubel von allen. Cecilia klebte immer noch an ihm. Wie erwartet sah sie betrunken aus. Außerdem trug sie nicht mehr das Glitzerkleid von vorhin sondern eine kurze Hose und ein silbernes Top, dass genauso glitzerte.

,,Leroy mein Freund. Bring deinen afrikanischen Partylöwen mit und zeig uns, dass du auch Party machen kannst und nicht nur mit Strebern abhängst."
Damit meinte er zweifellos Bree. Der Kommentar über Vincent nervte mich ebenso, doch ich verkniff mir eine provokante Antwort dazu.

,,Was spielen wir denn?", fragte ich und überhörte seine Kommentare, doch Jordan klopfte bereits Vincent auf die Schultern und hakte sich bei ihm ein. Dafür ließ er Cecilia los, die ohne seine Hilfe ein bisschen nach vorne kippte und stolperte. Reflexartig hielt ich sie fest, bevor sie auf dem Boden fallen konnte und atmete tief durch. ,,Du willst dich doch nicht vor deinen Gästen blamieren", sagte ich schmunzelnd.

,,Flaschendrehen. Das spielen wir", antwortete sie und richtete sich auf, indem sie sich an mir festhielt. Nicht, dass ich ein 'Danke' erwartete, doch es wäre nett gewesen.

Ich hasste dieses alberne Spiel, aber nun redete auch Vincent wild auf mich ein, sodass ich keine Wahl hatte.

Unfreiwillig saß ich also mit einem Haufen anderer Leute in Cecilias Wohnzimmer auf dem Sofa. Da der Alkohol aber seine Wirkung zeigte, sah ich es eigentlich recht entspannt und war stolz darauf einer der wenigen zu sein, die immerhin noch so viel verstanden, um das Spiel überhaupt bewerten zu können.

Das Wohnzimmer war erstaunlich dunkel. Die Fensterfronten wurden von schweren Vorhängen verdeckt und es roch nach Rauch und Party. Im Hintergrund feierten die anderen fröhlich weiter. In unserem Kreis saßen neben Vincent und mir noch Jordan, Cecilia, Larissa und Paola. Letztere machte es sich auf Vincents Schoß neben mir bequem und sang lautstark- und leider absolut falsch das Lied mit, das gerade lief. Cecilia hielt eine Flasche in der Hand und den Rest der Runde kannte ich nicht einmal.

Larissa übernahm die Ehre und drehte die Flasche einmal.

,,Die erste Runde geht an...", meinte Larissa und drehte die Flasche. Gespannt sahen alle der sich drehenden Flasche zu, die sich schließlich verlangsamte und ganz stehen blieb. Direkt auf Cecilia. ,,...an das Geburtstagskind, wie schön."

,,Top ausziehen oder trinken!", johlte Jordan neben mir gegen die laut aufgedrehte Musik an und trank selbst einen Schluck aus seinem Glas. Genau deshalb hasste ich dieses Spiel. Es war einfach nur oberflächlich.

Da niemand einen anderen Vorschlag brachte, stand Cecilia auf und forderte uns auf, sie anzufeuern. Ich hätte vielleicht nicht mitgemacht, aber der Alkohol riss mich ein bisschen mit und ich ertappte mich, dass ich gespannt wie alle anderen darauf wartete, ob sie es wirklich tat. Enttäuscht wurde keiner.
Langsam streifte Cecilia sich mit unserem Ansporn das dünne Top über den Kopf und präsentierte sich selbstbewusst in einer kurzen Hose und ihrem blauen Bikinionerteil. Dennoch nahm sie einem Schluck aus der Flasche und setzte sich begleitet vom Gejubel der Mitspieler wieder.

Die nächsten Runden zogen wie im Fluge an mir vorbei. Ein paar tranken wenn sie an der Reihe waren anstatt die nicht sehr tiefgründig überlegten Aufgaben zu machen, jemand ließ sich in den Pool werfen, Jordan küsste Larissa, Paola küsste Vincent und die anderen, die sich küssten kannte ich nicht. Bei manche  Aufgaben passte ich schon gar nicht mehr auf. Alles in allem war ich froh, dass sich niemand wirklich auf mich konzentrierte und ich ganz entspannt meinen Rausch genießen konnte.

Solange jedenfalls, bis die Flasche unglücklicherweise bei mir stehenblieb. Leider ergriff Jordan als erster das Wort, weshalb die Aufgabe natürlich auch in die entsprechende Richtung ging, die ich befürchtete. ,,Küssen!", rief er nur Sekunden nach dem Stillstand der Flasche.

Um ehrlich zu sein fühlte ich mich wie in einem schlechten Highschoolfilm, der jedes verdammte Klischee erfüllte. Ich sollte also irgendjemanden küssen. Wahrscheinlich eine Person, die ich nicht einmal kannte. So etwas machte ich normalerweise nicht, aber mir blieb wohl keine andere Wahl und um ehrlich zu sein war es mir egal.

,,Lassen wir die Flasche entscheiden, wer die andere Person ist'", kündigte Larissa feierlich an. Mir blieb keine Gelegenheit um zu widersprechen. Glücklicherweise hatte ich genug Alkohol intus.
,,Solange ich nicht die andere Person bin", rief Jordan und erntete Gelächter aus der Runde.

Die Flasche blieb natürlich nicht vor irgendeinem Fremden hängen, wie ich innerlich gehofft hatte. Denn dann wäre das absolut unpersönlich gewesen. Nein, die Flasche stoppte stattdessen direkt vor Cecilia.

Vincent lachte am lautesten und klopfte mir feierlich auf die Schulter.. ,,Verdammt, Kumpel. Ich hoffe du bist ein guter Küsser. Nicht, dass Miss Barbie ihre Krallen ausfahren muss."

Ja, versuchen wir nicht darüber nachzudenken, dass ich die Ex meines besten Freundes küssen sollte. Am besten ich brachte das einfach kurz und schmerzlos hinter mich.

Doch so sehr ich es auch hassen wollte... Ich fand es nicht so schlimm wie erwartet. Möglicherweise konnte ich diese Gedanken auf den Alkohol schieben. Andererseits sollte ich nicht alles immer sofort auf den Alkohol schieben.

,,Jetzt macht schon. Wir wollen heute noch fertig werden", drängte Jordan. Dafür, dass er vorhin noch "Zeit in Cecilias Zimmer" verbrachte, nahm er das doch sehr gelassen auf. Ich wollte mich nicht beschweren, aber es zeigte mir nur, dass Cecilia wirklich keine ernsten Beziehungen einging. Jordan schien es egal zu sein.

Schließlich stand sie auf und ich spürte, wie Vincent neben mir wie wild an meinem Arm rüttelte. Die Botschaft war eindeutig. Also stand ich ebenso auf. Der Raum drehte sich ein bisschen und die Dunkelheit machte es nicht besser.

Wieso war ich jetzt aufgeregt? Es war nur ein dämlicher Kuss auf einer Party. Einen Moment lang schloss ich die Augen und atmete tief durch. Dann legte ich meine Hände an Cecilias Taille und zog sie zu mir heran. Da sie nach wie vor nur ihr Bikinionerteil trug konnte ich ihre kühle Haut unter meinen Fingern spüren. Und dann überwand ich jegliche Zweifel einfach, indem ich mich nach vorne beugte und sie küsste.

Barbie DevilishWhere stories live. Discover now