14 / 𝘢 𝘬𝘪𝘴𝘴 𝘸𝘪𝘵𝘩 𝘵𝘩𝘦 𝘥𝘦𝘷𝘪𝘭

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So fühlte es sich also an den Teufel zu küssen. Aus einem mir unbekannten Grund schlichen sich diese Worte als allererstes in meinen Kopf, als meine Lippen Cecilias berührten.

Fast schon erwartete ich, sie würde mich sofort wieder von sich stoßen, aber das tat sie nicht. Vermutlich hatte sie genug Alkohol intus um die Show zu genießen, die sie den anderen damit bot.

Cecilias Lippen fühlten sich genauso kühl an wie der Rest ihres Körpers- oder vielmehr ihrer äußeren Ausstrahlung. Dennoch verriet er mir mehr als ich zunächst erwartete.

Sie fachte eine nie dagewesene Leidenschaft in mir an, die es mir unmöglich machte mich von ihr zu lösen. Und obwohl sie auch nicht zögerte vor allen Anwesenden ihre Zunge in meinen Mund gleiten zu lassen, prallte ich innerlich trotzdem gegen eine eiserne Wand.

Ich war ihr so nah wie noch nie, aber sie wies mich immer noch von sich. Ich wusste, dass sie Angst hatte, irgendjemand könne merken wer sie wirklich ist. Sie fürchtete sich davor, mir unbewusst etwas von sich mitzuteilen.

Cecilias Hände lagen auf meinem Rücken und hielten mich eisern fest. Auch diese Botschaft brauchte sie nicht erklären. Es war erst vorbei, wenn sie mich losließ. Irgendwo war sie auch verdammt kontrollsüchtig.

Wie aufs Stichwort ließ sie mich plötzlich los und sah mich mit ihren großen grünen Augen an. Einen Moment hielt ich daran fest und es flackerte etwas auf, das ich noch nie zuvor bei ihr gesehen hatte. Verletzlichkeit.

Natürlich wusste ich immer, dass sie eine Wand um sich herum errichtete, aber nie zeigte sie es so wie jetzt. Doch binnen weniger Minuten verschwand dieser Ausdruck wieder und da war nur wieder Cecilia.

Meine Klassenkameraden jubelten betrunken und Vincent klatschte mir mehrmals auf die Schulter. ,,Du solltest morgen dringend duschen, Kumpel. Sonst riechst du am Montag immer noch nach ihrem widerlichen Zitronenshampoo", flüsterte er mir grinsend zu. Ich fand es beeindruckend wie wenig es ihm ausmachte, dass sein bester Freund seine Ex küsste. Andererseits wusste ich nichts über seine vergangene Beziehung, weshalb ich mir darüber nicht den Kopf zerbrechen sollte.

Ich nickte langsam und stand auf. ,,Bin gleich wieder da", murmelte ich. Aus irgendeinem Grund wollte ich hier weg. Schnell.

Also flüchtete ich aus dem Wohnzimmer und Vincent konnte mir nicht folgen, weil sein Schoß von Paola und sein anderes Bein mit Claire - oder wie auch immer sie sich im Lärm der Musik vorgestellt hatte - belagert wurde. Jedes Mal wenn Vincent mir gerade etwas erzählte hieß das Mädchen je nach Laune auch mal Clara oder Candence.

Klischeemäßig suchte ich das Badezimmer, weil sie das in Filmen immer taten, wenn sie alleine sein wollten. Eine bessere Alternative fiel mir nicht ein. Wahllos versuchte ich mehrere Türen, doch als ich gleich in zwei Pärchen anstatt ins Badezimmer rannte, ließ ich das lieber bleiben.

Sicherheitshalber entschied ich mich für die Treppe ins Obergeschoss. Als ich die Stufen nacheinander erklomm drehte sich der Raum seltsam um mich und es kostete mich viel Mühe, die richtige Stufe zu treffen. Meinen Alkoholkonsum sollte ich also nochmal überdenken.

Der obere Gang war menschenleer, weil die Party unten stieg. Ich war mir mehr als sicher, dass ich eigentlich nicht hier sein sollte. Im Moment wollte mein Kopf das aber nicht richtig wahrhaben und meine Beine trugen mich auch immer weiter. Diesmal erwischte ich wenigstens keine knutschenden Paare, als ich die Tür öffnete.

Stattdessen aber ein riesiges Zimmer mit einer hohen Decke und einer beachtlichen Fensterfront. Im Dunkeln draußen erkannte ich es nicht sofort, aber offensichtlich besaß das Zimmer einen riesigen Balkon mit Meerblick. Faszinierend. Ein großes Bett stand in der Mitte ganz an die Wand geschoben. Ich erkannte das Zimmer und die Schränke wieder. Hier hatte Cecilia das Live Video vor einigen Tagen gedreht - mit zugezogenen Fensterläden und jeder Menge Rauch.

Das Zimmer glich den anderen im Haus. Hohe Schränke, helles Licht, teure Möbel und Leere. Das könnte auch einfach ein unpersönliches Hotelzimmer sein.

Trotzdem packte mich die Neugier. Ohne Zweifel stand ich in Cecilias Zimmer und leider gab ich Bree Recht. Ich konnte mich nicht von diesem Mädchen und ihren Geheimnissen fernhalten. Es gelang mir nicht mich von Cecilias zerbrochener Seele fernzuhalten.

Und deshalb kannte mein betrunkenes Ich leider keine Rücksicht was das Durchsuchen fremder Gegenstände betraf.

Langsam öffnete ich eine weiß gestrichene Schublade an ihrem Schreibtisch. Die Stifte waren perfekt einsortiert und nach Farbe geordnet. Das blieb mir ein Rätsel. Sie war perfektionistisch, aber am nächsten Tag lag sie High auf dem Bett, weil sie sich zu schnell von Drogen mitreißen ließ.

Ich öffnete die nächste Schublade. Das sah schon interessanter aus. Unter einem Stapel Bücher entdeckte ich einen hässlich zusammengefalteten Zettel. Vorsichtig öffnete ich ihn und erwartete irgendeine langweilige Biologiehausaufgabe oder ähnliches. Stattdessen hatte jemand wenige Worte darauf geschmiert.

Du wirst für alles bezahlen, was du mir angetan hast

Ich starrte den Zettel fragend an und verstand nicht ganz was er mir sagen wollte. Doch die geschwungene und stark nach rechts geneigte Handschrift erkannte ich selbst im Traum. Ich sah sie jeden Tag in der Schule.

Bree.

Wieso schrieb Bree Cecilia solche Nachrichten.

,,Was machst du hier?", fragte eine messerscharfe Stimme hinter mir, die mich zusammenzucken ließ.

Als ich mich umdrehte, zuckte ich erschrocken zusammen, denn Cecilia stand nur einen Schritt hinter mir. Sie bebte vor Wut und ballte die Hände langsam zu Fäusten. Cecilia konnte man wirklich nicht leicht aus der Ruhe bringen, aber ihre Augen strahlten mehr als nur eine Morddrohung aus. Sie wollten mich erdolchen.

,,Tut mir Leid, ich war auf der Suche nach..."
Dem Badezimmer? Nein, eigentlich wusste ich, dass das mehr als Vorwand diente, um mir mein echtes Ziel nicht eingestehen zu wollen. Dieses Zimmer.

Cecilia ließ mich ohnehin nicht aussprechen. So wütend und kalt hatte ich sie noch nie erlebt. Brees Drohung riss sie mir geradezu aus der Hand und zerriss das Blatt in zwei Hälften. ,,Nach meinen Geheimnissen? Meinen Lügen? Meinem Leben?", fragte sie mit einem freudlosen Lachen und legte die Hände an meine Schultern, um mich kräftig nach hinten zu stoßen. Ich stieß unsanft gegen die Schreibtischkante, aber ich wehrte mich nicht dagegen. Verletzen wollte ich sie nicht und betrunken konnte ich meine Kraft nur schwer einschätzen. Cecilia stieß mich noch einmal, diesmal aber gegen die Wand.

,,Dann willkommen in meinem Leben. Was siehst du in diesem Zimmer, Leroy?", wollte sie plötzlich wissen und richtete die grünen Augen auf mich. Eisblau hätte auch sehr gut zu ihr gepasst.

Ich sah mich um, bekam aber keine Antwort zustande. Das übernahm Cecilia für mich, als sie eine weitläufige Geste mit den Händen machte. ,,Richtig. Nichts. Mein Leben ist nichts. Alles ist in diesen Schränken verstaut, die du durchsuchen wolltest, aber alles was du hier sehen kannst ist davon übrig. Ist es das, was du wissen wolltest?"

Cecilia ging einen Schritt auf mich zu, bis sie so nah an mir stand, dass ihr Gesicht nur Zentimeter von meinem entfernt war. Mit der Hand strich sie so leicht meinen Oberschenkel entlang, dass ich es nur als leichtes Kribbeln spürte. ,,Oder bist du doch hier, weil du meine Lippen jetzt schon vermisst."
Leicht streifte sie mit ihren Lippen meine, doch ich regte mich nicht, obwohl ich instinktiv den Atem anhielt und Cecilia in die tiefgründigen Augen sah. ,,Ich hoffe du bist nicht wie die anderen Idioten und bildest dir jetzt ein, dass du mir irgendwas bedeutest."

Ein kleines schmunzeln erschien aus ihrem Gesicht. Nett sah es nicht aus, eher siegessicher. ,,Ich könnte dich nochmal küssen, mit dir schlafen und das wiederholen. Immer und immer wieder. Und es würde mir nichts bedeuten."

Das reichte. Ich würde mich nicht von ihr herumschubsen lassen wie die anderen Idioten. So schwer es mir auch fiel, ihr drückte Cecilias Kopf zur Seite und befreite mich aus ihrem Griff. ,,Wie schön das wir das geklärt hätten. Dein Kuss hat mir nichts bedeutet. Um ehrlich zu sein hätte ich einen Eisklotz küssen können und es hätte sich gleich angefühlt."

Cecilia fuhr herum. Immer noch konnte ich ihr den Zorn deutlich ansehen. ,,Raus aus meinem Zimmer. Sofort."

Und diesmal ging ich.

Barbie DevilishМесто, где живут истории. Откройте их для себя