16 / 𝘐 𝘢𝘮 𝘵𝘩𝘦 𝘣𝘦𝘢𝘶𝘵𝘺 𝘢𝘯𝘥 𝘵𝘩𝘦 𝘣𝘦𝘢𝘴𝘵

188 24 25
                                    

☆CECILIA☆

Du wirst für alles bezahlen, was du getan hast

Die Fetzen von Brees Nachricht lagen in meinen Händen. Als Leroy sie fand, war mir innerlich das Herz stehengeblieben. Er durfte das nicht sehen. Niemand durfte diese Nachricht sehen. Als ich sie damals in meiner Schultasche fand, hatte ich mich kurz schuldig gefühlt. Ja, ich verdiente es dafür zu bezahlen. Aber dann merkte ich, wie sehr mich das zerstörte und beschlossen. Es war viel einfacher nichts mehr zu fühlen. Keine Schuld, kein Gewissen, nichts. Es fiel erstaunlich leicht eine Mauer um sich zu errichten. Die Blicke der anderen zu ignorieren perfektionierte ich im Laufe der Zeit und als ich endlich auf die Highschool wechseln durfte, verfolgte mich der ewige Schatten von der Lily - Sache nicht mehr.

Hier kannten wenige Menschen überhaupt ihren Namen. Hier konnte ich neu beginnen, aber Bree machte es mir nicht einfach. Vor Bree konnte ich nicht fliehen. Bree musste ich immer noch jeden Tag sehen. Also wies ich Brees ständige Vorwürfe einfach ab und begann sie zu hassen. Es war so viel einfacher jemanden zu hassen. Da Bree mich auch hasste, fand ich das okay. Es beruhte auf Gegenseitigkeit.

Ich hasste diese unschuldigen Augen, das schüchterne Lächeln und den glanzlosen Kleidungsstil so sehr.

An diesem Morgen nach meiner Geburtstagsparty wurde unerwarteterweise Bree zu meinem ersten Problem.

Sie zu ignorieren war manchmal schwerer als erwartet, denn als ich mein Auto wie üblich auf dem Parkplatz ganz vorne in der ersten Reihe parkte und ausstieg, sah ich das schüchterne Mädchen bereits auf mich zukommen. Augenverdrehend schob ich mir meine gespiegelte Sonnenbrille ins Gesicht und griff nach meiner Handtasche auf dem Rücksitz.

,,Was hast du mit Leroy getan?", fragte Bree mich direkt und blieb vor mir stehen. Normalerweise erzitterte sie halb vor Angst wenn sie mir mir sprach, aber heute wirkte sie... wütend. 

,,Geh mir aus dem Weg", fuhr ich Bree an und ging an ihr vorbei. Nicht aber ohne sie noch einmal an der Schulter zu rammen. Gewöhnlich reichte das um sie loszuwerden. 

Heute reichte es nicht

Bree eilte hinter mir her und zog mich an der Schulter zurück. Sofort fuhr ich zu ihr herum und funkelte sie wütend an. ,,Aha, wo hast du denn heute die schüchterne, kleine Bree gelassen? Du kannst dich nicht mit mir anlegen, also verschwende nicht meine wertvolle Zeit mit deinem Unsinn. Du wirst nie über diese reizenden Sommersprossen, dein hinreißend süßes Lächeln und deine kleinen Rehaugen hinwegkommen, Bambi, während ich dich mit einem einzigen Satz fertigmachen kann. Also versuch es nicht und beweg deinen Hintern aus meinem Weg."

Bree zuckte kurz zusammen und knickte ein bisschen ein. Heute musste ich wohl mehr auf ihr herumhacken als sonst, damit sie endlich Ruhe gab. Ich wusste, dass ich an ihrer schüchternen und zurückhaltenden Art nicht unbeteiligt war. Gerade durch mein Verhalten verlor sie einiges an Selbstbewusstsein. Selbst Schuld, wenn sie nicht stark genug bleiben konnte.

,,Wenigstens habe ich es nicht nötig Geschichten über andere zu erfinden. Leroy hat nicht mit dir geschlafen. Das würde er niemals tun und wir beide wissen das. Du verbreitest diese Geschichte nur, damit du dein Schoßhündchen Jordan gegen ihn aufbringen kannst, mit dem du im übrigen ebenfalls nur deine hinterhältigen Spielchen spielst."
Fast hätte ich applaudiert. Bree klang heute wütend und entschlossen. Würde es mich nicht nerven, hätte ich sicher applaudiert.

Stattsessen befreite ich mich elegant aus ihrem Griff und trat einen Schritt weg. Nicht, dass man mich hier auf dem Parkplatz noch dabei erwischte, wie ich mit Looser Bree redete. ,,Woher willst du das wissen? Nicht jeder ist ein heiliger. Vielleicht hast du dich in deinem kleinen Freund Leroy auch einfach nur getäuscht."

,,Er hat nicht mit dir geschlafen", wiederholte Bree überzeugt. Ihre Meinung kümmerte mich nicht mehr als meine nicht gemachten Hausaufgaben. Niemand glaubte Bree solange ich das Gegenteil behauptete.

Langsam beugte ich mich ein bisschen zu Bree nach vorne. ,,Erst hat er mir seine Zunge in den Hals gesteckt, dann hat er mit mir geschlafen. Ich erspare dir die Details, aber dein Freund hat es wirklich genossen. Wir sollten besser nicht riskieren, dass rauskommt er hätte mich dazu gezwungen."
Ich wusste, dass diese Drohung fies klang, aber um Bree loszuwerden hätte ich jetzt alles gesagt.

Es klappte.

Damit  gewann ich. Bree sah aus, als wollte sie mich für diese Aussage schlagen, aber ich könnte mich so noch einfacher als Opfer dastehen lassen. Weil sie das wusste, drehte sie mir stattdessen den Rücken zu und ging. Endlich. 

Im Klassenzimmer begegnete mir Jordan schneller, als ich ihn sehen wollte. Ich spielte absichtlich mit seinen Gefühlen. Er stand schon ewig auf mich und seit ich halbherzig eine Beziehung mit ihm eingegangen war, fiel es mir noch leichter, ihn auszunutzen.

Jetzt zum Beispiel konnte ich ihn dazu benutzen, mein Problem mit dem Neuen zu klären.
Leroys kleiner Ausflug in mein Zimmer handelte ihm nur Ärger ein und er verdiente eine kleine Lektion. Er stellte zu viele Fragen und interessierte sich einfach zu viel für mein Leben. Damit sollte er aufhören. Ich wollte nicht gerettet werden.

Nur in einem kleinen Moment der Schwäche flackerten kleine Schuldgefühle in mir auf für die Lüge. Doch ich redete mir einfach ein, es sei das richtige. So verschwanden diese Schuldgefühle wieder. Erst verstand ich diese ungewöhnlichen Gefühle nicht, aber dann wurde es mir schlagartig bewusst. Leroy interessierte sich ernsthaft für meine Probleme und nicht für mein Geld oder meinen Körper wie Jordan. Leider machte mich das verletzlich und dem musste ich entgegenkommen.

,,Redest du jetzt wieder mit mir?", fragte Jordan, als ich mich auf den Platz direkt vor ihm setzte und betont langsam meine Tasche durchsuchte. Eigentlich ging er mir auf die Nerven, aber ich durfte ihn erst loswerden, wenn ich Leroy seine Lektion erteilt hatte. Davor musste ich weiterspielen.

,,Tut mir Leid. Mir ging es gestern nicht gut. Zu viel Alkohol an meinem Geburtstag", antwortete ich also mit einem falschen Lächeln und küsste Jordan kurz auf den Mund. Dabei fühlte ich nichts. 

,,Das hat doch nichts mit diesem Leroy zu tun oder? Magst du ihn etwa?", fragte Jordan mit finsterem Blick. 

,,Wie schon gesagt war ich sehr betrunken. In diesem Augenblick hatte ich einfach keine Chance mehr nachzudenken, Jordan", erklärte ich ausdruckslos und leider gelang es mir nicht einmal so zu tun, als täte mir Leid, was ich angeblich getan hatte. In Wirklichkeit hätte es mir nicht einmal Leid getan, wenn ich wirklich mit Leroy geschlafen hätte. 

,,War er auch betrunken?", fragte Jordan weiter. Bei unserem Kuss hatte es ihn auch nicht interessiert. Ich wusste wird. Mein Kuss mit Leroy war ein Spiel gewesen. Meine Lüge bezog sich auf die Realität.
Um meine Rache allerdings realer zu gestalten, musste ich eine kleine Lüge mehr aussprechen. ,,Ich glaube nicht. Ein bisschen vielleicht."

Es funktionierte. Jordan wurde noch wütender. Zwar auch auf mich, aber vor allem auf Leroy.  Letzteres war mein Ziel gewesen. Ob er mich nun immer noch leiden konnte oder nicht störte mich nicht im geringsten. Die nächste Stunde hatten wir alle gemeinsam und das würde sicherlich eine tolle Show abgeben.

,,Weißt du eigentlich, dass du eine verdammte Bitch bist, Cecilia? Und dein kleiner Freund kann sein blaues Wunder erleben. Denn wenn ich mit ihm fertig bin, wird er dich nicht einmal mehr ansehen."

Innerlich lachte ich beinahe. Wenn Jordan nur wüsste, dass genau das meinem Plan entsprach. Er hielt sich perfekt ans Drehbuch. 

Leroy war nicht der erste, den ich so behandelte und lange nicht der letzte.

Wieso fühlte es sich dann immer noch nicht vollkommen richtig an?

Barbie DevilishOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz