11 / 𝘦𝘯𝘦𝘮𝘪𝘦𝘴

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Natürlich startete Cecilias Geburtstag mit dem besten Sonnenschein, den man sich wünschen konnte. Als ich die Vorhänge beiseitezog, durchflutete helles Licht mein Zimmer. Kaum eine Sekunde später betrat meine Mutter mein Zimmer.

Sie war eine recht große Frau mit freundlichen blauen Augen und braunen Haaren, die sie stets zu einem tiefen Zopf zusammengebunden hatte. Ihr Kleidungsstil war recht eigenwillig und beinhaltete stets bunte Farben, die sie selbst nach Papas Tod beibehalten hatte. Ich war froh darüber. Das bedeutete, dass sie ihm nicht ihr Leben lang hinterhertrauerte und nach vorne blickte. Meine Mutter vertrat die Meinung, dass sie irgendwie weitermachen wollte - ganz so wie mein Vater es immer wollte. Auch ihre fröhliche und positive Art erlangte sie nach und nach zurück.

,,Guten Morgen", begrüßte sie mich fröhlich und öffnete das Fenster, wie sie es immer im ganzen Haus tat. ,,Frühstück ist gerade fertig. Beeil dich."
Sie drehte sich um, doch dann fiel ihr noch etwas ein. ,,Du hast Besuch."

Ich hob verwundert eine Augenbraue. ,,Besuch?"

,,Ein Mädchen. Sie hat sich mit Bree vorgestellt glaube ich."

Was wollte Bree denn morgens um zehn bei mir Zuhause? ,,Ich komme gleich."

Meine Mutter nickte und eilte die Treppe hinunter. Seufzend zog ich mich um und überprüfte mein Handy. Anscheinend hatte jeder das Bedürfnis Cecilia auf irgendeiner social Media Platform zu gratulieren. Mir fiel wieder ein, dass Vincent und ich heute Abend zu ihrem Geburtstag gehen würden und wenn ich ehrlich war... ich konnte es kaum erwarten. Mich interessierte wie sie lebte und feierte. Vielleicht wurde ich dann aus ihr schlau.

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Bree saß an unserem Esstisch und unterhielt sich schüchtern mit meiner Mutter. Offensichtlich hatte die sie gezwungen sich auch ein Spiegelei zu nehmen, die sie immer gerne am Samstagmorgen zum Frühstück briet.

,,Morgen Bree", begrüßte ich sie und setzte mich gegenüber. ,,Was machst du hier?"

Bree sah mich an und es schien ihr sichtlich Unbehagen zu bereiten, vor meiner Mutter mit mir zu sprechen. Glücklicherweise erkannte diese ohne das ich etwas sagte, dass Bree keinen Ton herausbrachte und lächelte leicht. ,,Ich habe noch Wäsche unten, um die ich mich kümmern sollte."

Als sie dann mit einem vielsagenden Blick den Raum verließ, konnte ich nur die Augen verdrehen. Typisch.

Nun schien Bree selbstbewusster zu sein oder es zumindest zu versuchen. Sie sah aus, als hätte sie lange darüber nachgedacht, was sie sagen sollte. ,,Es tut mir Leid, Leroy. Ich bin neulich in der Schule ein bisschen zu weit gegangen. Ich hätte Vincent nicht bloßstellen brauchen, nur weil er mich überreden wollte auf die Party zu gehen."

,,Schon in Ordnung. Entschuldige dich bei ihm, nicht bei mir. Du hast dich mir gegenüber nicht falsch benommen und ich denke Vincent verzeiht dir schnell. Er ist nicht nachtragend", antwortete ich lächelnd. Ich war nie sauer auf Bree gewesen.

Bree lachte nervös. ,,Ich weiß, aber ich wollte das klarstellen. Ihr solltet einfach verstehen, dass ich nicht auf Cecilias Party gehen kann. Ich kann es einfach nicht."

,,Wieso nicht? Ich werde dich nicht zwingen, aber ich will es... verstehen."

,,Cecilia hasst mich. Wieso sollte ich dann auf ihre Party gehen?", wollte Bree wissen und sah mich aus großen Augen an. Manchmal wirkte sie auf mich wie ein Kind.

Ich zuckte die Schultern.

,,Ich hasse sie auch. Früher habe ich sie gehasst, weil sie mir Lily weggenommen hat. Damals war sie auch schon kalt, aber das hat sich alles verschlimmert. Cecilias Herz besteht aus Eis, aber das ist nicht ihre Schuld."
Bree senkte den Blick konzentriert auf das Teller und ich glaubte fast so etwas wie Traurigkeit in ihren Augen zu erkennen. ,,Ihre Eltern wollten immer, dass sie perfekt ist. Deshalb ist sie so geworden. Lily hat ihr gezeigt, dass sie nicht perfekt sein muss und auf einmal hat sie gelacht und war ein Kind wie jeder andere."

,,Was ist zwischen Lily und ihr passiert, Bree?", fragte ich leise.

Als Bree stumm den Kopf schüttelte, seufzte ich enttäuscht. Ich wollte endlich die Geschichte zu Ende hören, die Bree andeutete. So wie Bree es formulierte war ihre Schwester nicht Zuhause, vielleicht in einem Internat. Oder sie war einfach fortgegangen, weil sie sich mit Cecilia gestritten hatte. Irgendetwas aber musste passiert sein, denn sonst wäre Cecilia immer noch das Mädchen, das sie mit Lily gewesen war.

,,Ich darf nicht darüber reden, Leroy. Es tut mir Leid", entschuldigte sich Bree schnell und lächelte gezwungen. ,,Alles was ich dir sagen kann ist, dass alle Cecilia nach dieser Sache ausgestoßen haben. Es war ihr egal - zumindest hat sie so getan. Dann hat sie sich keine Mühe mehr gegeben ihren Hass auf mich zu verbergen und ich hasste sie auch, aber ich will eigentlich keinen Streit mit ihr. "

Sie atmete kurz durch. ,,Auf der Highschool hat sie angefangen zu trinken, dann hat sie geraucht und jetzt nimmt sie anscheinend Drogen. Sie hat Vincent um den Finger gewickelt und vor ihm viele andere. Wenn du nicht endlich aufhörst dich mit ihr zu beschäftigen, dann wird dir dasselbe passieren."

Bree war dennoch gesprächiger als erwartet, aber ihre Worte hinterließen einen bitteren Beigeschmack. Bitter als Cecilias Duft nach Zitrone.
,,Wieso sagst du das ständig, Bree? Ich will nichts von ihr", wollte ich mich herausreden und biss mir leicht auf die Unterlippe.

,,Doch Leroy. Du glaubst, dass sie gerettet werden kann. Du fühlst dich von ihren Geheimmissen, ihren Lügen und ihrer zerbrochenen Seele angezogen. Genau deshalb stellst du so viele Fragen und kannst nicht locker lassen. Icn weiß nicht was du von ihr willst, aber es ist mehr als "nichts". Mach nicht denselben Fehler wie Vincent und fallen auf sie herein. Ich habe schon nach der Sache mit Lily begriffen, dass das nur Wunschdenken ist."

Bree stand auf und griff nach ihrer Tasche. ,,Viel Spaß auf der Party, Leroy. Aber sei vorsichtig und pass auf Vince auf. Er weiß nie, wann genug ist."

Bree drehte sich um, wodurch ihre dünnen dunkelbraunen Haare an ihrem Rücken schwangen und die einfallenden Sonnenstrahlen durchs Küchenfenster betonten die zarten Sommersprossen in ihrem Gesicht.

Ich hielt sie instinktiv am Arm fest. Ihre Worte wollten mir nicht aus dem Kopf gehen.

Ich brauchte nicht einmal etwas zu sagen, um eine Antwort von Bree zu bekommen. Ihre Augen sahen noch größer, noch trauriger aus als vorher. Sie glaubte wohl, dass mir bald dasselbe geschah wie Vincent.

,,Sie ist verloren und sie hat alles verloren. Sie wird sich nicht verändern. Nie wieder."

Barbie DevilishWhere stories live. Discover now