Kapitel 33: Wie ein Schwur und ein bisschen singen vieles ändert

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Erzähler

In steriler Schutzkleidung steht Makoto neben dem Operationstisch, während sein Blick die ganze Zeit auf dem bewusstlosen Haruka liegt. Harukas Atem bildet kleine Wölkchen in der Atemmaske und das Piepen der lebensanzeigenden Geräte erfüllt den Raum. Makoto ist mit einem Sichtschutz von der eigentlichen Operation getrennt. Nicht dass er etwas sehen wollen würde, es genügt ihm Haruka sehen zu können und diesmal an seiner Seite zu sein. Auch wenn er weiß, dass es absurd ist, fühlt er sich dadurch besser. Endlich kann er für Haruka da sein und lässt ihn nicht so wie letztes Mal alleine. Gebannt betrachtet er das Gesicht seines Verlobten und hält in seinen Gedanken Harukas Hand. Dennoch belastet ihn diese Situation. Die ganze Umgebung scheint so kalt so abweisend, als wenn niemand wollen würde, dass Haruka wieder gesund wird. Er fühlt sich vollkommen isoliert und allein gelassen, obwohl er neben Haruka und inmitten der ganzen Personen des Operationsteams steht. Das einzig Lebende scheint sein Verlobter auf dem Tisch zu sein, ansonsten scheinen alle anderen wie Roboter in Menschengestalt. Mit ihren alles bedenkenden Kitteln, den Schutzhandschuhen, den wenig farbenfrohen Kopfbedeckungen und den Masken, die jegliche menschlichen Züge oder Emotionen verdecken. Alles wirkt so kalt und abweisend, obwohl Makoto nicht besser aussieht. Auch er trägt diese erforderliche Kleidung und ein kleines bisschen ist er über diesen Zustand froh. So kann niemand sein betrübtes Gesicht sehen und seine stillen Tränen werden durch die Maske verschleiert. Er will nicht weinen, doch er fühlt sich so einsam und neben Haruka zu stehen, zerstört ihn mehr, als es eine äußerliche Wunde jemals könnte.

So zumindest stellt sich Makoto eine Operation vor. Wenn er mit in den OP hätte gehen und Haruka unterstützen können, aber stattdessen sitzt er in einem leeren Krankenhauszimmer und weint. Er weiß nicht einmal, was schlimmer ist. Die Vorstellung neben Haruka im OP zu stehen, ihn aber doch unterstützen zu können oder aber seine jetzige Situation, in der er zwar nichts traumatisches sehen kann, er aber Haruka auch wieder nicht unterstützen kann. Wieder lässt er ihn allein. Er fühlt sich so nutzlos, er wollte doch bei ihm bleiben und ihn unterstützen, aber er darf es nicht. Wieder kann er nur warten und wieder kann er seine Tränen nicht zurückhalten. Ungehindert laufen sie über seine Wangen.


Haruka

Wo bin ich? Ich sehe mich verwirrt um. Wo bin ich, bitteschön? Alles ist so weiß und scheint so unrealistisch. Ich richte mich auf. Ich liege alleine inmitten eines großen weißen Raumes auf einem kalten Tisch. Nur der Tisch steht in diesem Raum, ansonsten ist hier nur gähnende Leere. Was mache ich hier? Verwirrt sehe ich mich um und stehe auf. Wo bin ich hier und wo ist Makoto? Alles ist so kahl und nur in mein Operationsgewand gekleidet gehe ich zur weit aufstehenden Tür. Ich trete durch sie hindurch und komme auf einen genauso kargen Flur. Das alles wirkt so surreal und ich frage mich, wo die ganzen Menschen sind. So als wenn ich der einzige Mensch auf dieser Welt wäre, gehe ich durch die alle gleich wirkenden Flure und nirgends ist auch nur eine Lebensform zu sehen. Was mache ich hier? Wo ist Makoto? Und wie bin ich eigentlich hier her gekommen? Ich überlege, an was ich mich erinnern kann, aber alles ist leer. Alles scheint so komisch, auch die Wände. Sie scheinen keine wirkliche Grenze zu sein, fast so, als wären sie aus Wolken geformt und mehr aus Jux strecke ich meine Hand aus, um dieses Mysterium zu ergründen. Aber meine Hand gleitet einfach durch die Wand hindurch. Erschreckt stolpere ich zurück und falle direkt durch eine andere Wand hinter mir. Was ist hier los? Werde ich langsam verrückt?? Hastig rappele ich mich auf. Wo bin ich hier?? Was ist hier los? Wo ist Makoto? Wo sind die Anderen? Wo bin ich?? Schnellen Schrittes laufe ich durch die leeren Flure. Es ist alles so beängstigend.


Dann höre ich etwas. Abrupt stoppe ich. Was ist das? Neugierig folge ich dem Geräusch, bevor ich vor einer Wand stehen bleibe. Bin ich vielleicht doch nicht alleine? Neuen Mutes trete ich kurzerhand durch die Wand und bleibe wie angewurzelt stehen. Das, was ich sehe, trifft mich tief ins Herz und unfähig mich zu bewegen verharre ich in meiner Position, während ich zu Makoto sehe, der schluchzend in der Ecke kauert. Er weint so, wie ich noch nie jemanden heulen sehen habe. Warum weint Makoto so? Wer hat ihm das angetan? Ich spüre sofort Wut in mir aufkommen. Wer hat es gewagt ihn so zu verletzen, dass er so zusammen bricht? Wer war das?! „...bitte verlass mich nicht..", schluchzt Makoto leise und ich gehe näher an ihn heran, damit ich ihn besser verstehen kann. Was hat er gesagt? „Bitte verlass mich nicht. Ich kann nicht ohne dich leben.", kann ich sein trauriges Geflüster verstehen. Wer soll ihn nicht verlassen? Was ist denn passiert? Ich will schon meine Hand ausstrecken, um ihn zu beruhigen, aber als er meinen Namen sagt, stoppe ich augenblicklich. „Bitte Haru, bitte bleib bei mir.", flüstert er unter Tränen und endlich begreife ich. Ich bin für Makotos Tränen verantwortlich. Er weint wegen mir! Wenn ich auf jemanden wütend sein sollte, dann auf mich!

♥ Für immer mit dir schwimmen ♥ MakoharuWhere stories live. Discover now