(5)

1.4K 52 0
                                    

Elizabeth:

Nach dem Essen entscheide ich mich, mich den restlichen Tag in meinem Zimmer zu verkriechen. Diesen Brief und dieses Messer hätte ich eindeutig nicht sehen dürfen. In meinem Zimmer angekommen, schlage ich meine Tür zu und lasse mich auf meinem Bett nieder. Diese Situation überfordert mich ein wenig, wesswegen mir sofort Tränen in die Augen schießen. Ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen und ich schluchze kurz. Ein paar Minuten später klopft es an meiner Tür. Mit nassen Augen und feuchten Handflächen schaue ich auf und sage: " Ja? "

Durch die Tür spricht eine Stimme, die ich kenne. " Ich habe gesehen, dass du in dein Zimmer gestürmt bist. Ich wollte nachfragen ob alles okay ist. " Ich identifiziere die Stimme sofort. Es ist Fünfs Stimme.

" Ja klar. Alles okay. ", antworte ich und wische mir meine Tränen weg.

" Das klingt aber nicht so. Darf ich reinkommen? " Ich schaue auf die Wand rechts von mir und antworte : " Ja okay. " Die Tür öffnet sich und Fünf kommt langsam in mein Zimmer herein. Hinter ihm schließt er wieder die Tür und steckt seine Hände in seine Hosentaschen. Er sieht mich an und kommt langsam auf mich zu. Mit seiner Hand zeigt er neben mich auf das Bett und fragt leise:

" Darf ich mich setzen? " Ich nicke bloß. Langsam lässt er sich neben mich aufs Bett sinken. Er sieht zu Boden als er fragt:
" Was ist passiert? "

" Was soll passiert sein? ", frage ich ihn und setze mir ein falsches Lächeln auf.

" Sag mir bitte, was auch immer passiert ist während wir weg waren. " Ich kann Fünf gleich wenig davon erzählen wie Allison. Doch irgendjemanden muss ich davon erzählen.

" Ich kann es dir nicht jetzt erzählen. Nicht hier. ", sage ich vorsichtig.

" Okay. Dann komme ich heute Nacht zu dir und dann führe ich dich zu einem Ort an dem du es mir in Ruhe sagen kannst. " Ich grinse kurz und nicke anschließend. Fünf lacht und sagt: " Gut. Dann komme ich später nochmal. " Er lächelt weiter und stolziert aus meinem Zimmer.
        _________________________________________________________________________
Ich liege in meinem Bett und schaue aus meinem Fenster. Ich starre die Sterne am Nachthimmel an. Aus meinen Gedanken werde ich gerissen, als Fünf plötzlich neben mir erscheint. Ich fasse mir ans Herz und atme dabei schnell ein und aus. Mit meiner Hand spüre ich wie mein Herz wie verrückt klopft. Es scheint so stark zu sein das ich denke man könnte es mit eigenen Augen sehen. Ich schaue auf und da steht Fünf im blauen Pyjama.

" Oh entschuldige habe ich dich erschreckt? ", flüstert er mir besorgt zu.

" Nein schon okay. Ich dachte nur, du kommst durch die Tür.  "

" Nächstes mal denke ich dran versprochen. ", lacht er kurz, " Komm gehen wir. " Er hällt mir seine Hand hin und ich sehe für eine Sekunde in seine Augen. Anschließend nehme ich seine Hand und ich stehe vom Bett auf. Als wir gerade aus meinem Zimmer gehen, drückt sich Fünf den Finger auf die Lippen und sagt: " Shhh. " Ich nicke und wir gehen geduckt die Treppen hinauf. Am Ende der Treppe bleibt Fünf stehen und sieht sich kurz um. Immernoch geduckt schleichen wir weiter. Schließlich kommen wir an einer weiteren Treppe an. Sie ist viel schmaler und älter aussehender als die anderen im Haus. Vorsichtig führt er mich auf die knartschende Treppen und wir kommen anschließend an einer großen Holztür an. Fünf öffnet langsam die Tür und ich konnte erkennen, dass es ein Teil des Daches ist, dass ich bisher nie gesehen habe. Es hängen ein paar Lichterketten herum und es stehen zwei alte Stühle herum. Der kalte Herbstwind verschafft mir Gänsehaut.

" Natürlich habe ich daran gedacht. ", sagt Fünf, als er meine Gänsehaut entdeckt hat. Er lässt meine Hand los und geht kurz um die Ecke. Er kommt zurück und hällt zwei Jacken in der Hand. Er überreicht mir eine und die andere zieht er sich an. Schnell schlüpfe ich in sie hinein und Fünf weist mich zu den zwei Stühlen. Wir lassen uns beide auf ihnen nieder und Fünf sagt aus der kurzen Stille heraus: " Also erzähl mir jetzt was heute war. " Kurz atme ich aus und aus meinem Atem wurden kleine Rauchwolken.

" Als ihr auf der Mission wart dachte ich mir ich nutze die Gelegenheit und trainiere ein kleines bisschen. " Ich mache eine kurze Pause und Fünf hört gespannt zu. Mittlerweile sind seine Wangen und seine Nase gerrötet von der Kälte. Ich setze fort:
" Und ich habe mit meiner Kraft einen Apfel zum schweben gebracht, dass habe ich bis jetzt noch nie geschafft. Ich habe mich aufeinmal erschrocken, weil im oberen Stock etwas auf den Boden fiel. Dann bin ich hinaufgegangen und dieser Knall kam von Reginald's Büro. Anschließend bin ich hineingegangen und habe eine Akte gefunden. " Fünf hört immernoch gut zu und nickt.

" Was war in dieser Akte drin? ", fragt er.

" Ein Brief und ein-", stoppe ich.

" Ein? ", fragt Fünf.

" Ein Dolch mit ein bisschen Blut an der Klinge. " Plötzlich schießen mir Tränen in die Augen. Ich sehe Fünf an und er sieht mir ebenfalls in die Augen. " Komm her. ", sagt er und steht auf. Er lädt mich auf eine Umarmung ein. Ich stehe sofort auf und schlinge meine Arme um ihn. Ich vergrabe mein Gesicht in seiner Schulter und ich merke, wie er mich fester an sich drückt.

" Was stand in dem Brief? "

" Nichts wichtiges. " Unmöglich kann ich ihm auch noch vom Briefinhalt erzählen. Langsam lösen wir uns voneinander und sehen uns kurz an. Zentimeter trenen unsere Gesichter. Ich sehe weiter in seine Augen. In ihnen sind kleine Stellen, die von den Lichterketten erhellt werden. Ich werde nervös und löse mich schnell vom ihm. Ich sehe zu Boden und streiche mir eine Haarsträhne hinter mein Ohr.

" Willst du wieder ins Bett gehen? ", fragt er leise und ich nicke nur langsam.

It all changes fastWhere stories live. Discover now