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Elizabeth:

Eine erneute Woche vergeht. Ich kann mich an nicht mehr viel erinnern, doch eines weiß ich noch ganz genau. Als ich das
' Peng ' hörte und auf meinen Bauch herunter sah. Schließlich blickte ich in die kalten Augen der Leiterin, die mal meine
' Mum ' war. Wieso bin ich nicht früher darauf gekommen, dass sie und mein Onkel zusammen arbeiten könnten? Es war genau vor meinen Augen doch ich bin einfach nicht darauf gekommen.

Heute werde ich wieder zum ersten Mal das Haus verlassen. Richtig verlassen. Ich ziehe mein T-shirt am Bauch hoch und ziehe vorsichtig das weiße etwas größere Pflaster herunter. Als es sich nun endlich von meiner Haut löst, sehe ich, dass sich die Wunde erneut entzündet hat. Mittlerweile ist das schon das fünfte Mal oder so. Ich presse meine Lippen aufeinander und gehe schließlich zu meinem kleinen Nachttisch. Ich öffne die schmale Schublade und hole ein weiteres Pflaster, Desinfektionsmittel und eine Salbe heraus. Ich lege die Sachen auf mein Bett und ich schmeiße das benutzte Pflaster, in den Mülleimer neben mir. Ich öffne vorsichtig das Desinfektionsmittel und schütte ein wenig auf ein Tuch. Das vollgesogene Tuch tupfe ich vorsichtig um die Wunde herum und es brennt höllisch. Doch ich beiße meine Zähne zusammen und fahre fort. Das Tuch platziere ich auf dem Bett und nehme mir anschließend die Salbe. Ich gebe ein bisschen von der Salbe auf meinen Finger und ich schmiere es um die Wunde herum. Abschließend klebe ich das neue saubere Pflaster darauf. Ich gebe mein Shirt wieder runter und streiche es glatt. Anschließend räume ich die Sachen wieder in die Schublade.

Ich gehe aus mein Zimmer und möchte nach draußen gehen. Ich versuche vorsichtig die Treppen hinunter zu gehen doch bei jedem Schritt zieht sich mein ganzer Körper zusammen und ich spüre den Schmerz überall. Mit meiner einen Hand halte ich mich am Geländer fest und die andere platziere ich auf der entzündeten Wunde. Als ich fast ganz unten angekommen bin, kommt plötzlich Vanya durch die Eingangstür. Sie schließt den schwarzen Regenschirm und von ihm perlen viele Regentropfen ab. Sie klappt den Regenschirm zusammen und stellt ihn in die Ecke. Zuerst bemerkt sie mich nicht doch dann fällt ihr Blick auf mich.

" Oh, hey Elizabeth. Geht's dir besser? ", fragt sie.

" Klar. Schon viel besser. ", lüge ich. Vanya nickt. " Wo warst du? ", frage ich sie.

" Ich? Ich war nur ein bisschen spazieren. "

" Aber es regnet. "

" Ich liebe den Regen. ", argumentiert sie und lächelt kurz. " Gut. Ich möchte dich dann nicht weiter stören. "

" Du störst mich nie, Vanya. ", antworte ich ihr und in ihrem Gesicht macht sich ein Lächeln breit. Weiter lächelnd geht Vanya an mir vorbei und ich gehe kurz darauf direkt zur großen schweren Holztür. Mit aller Kraft versuche ich sie zu öffnen. Es ist deutlich schwieriger als zuvor. Völlig erschöpft blicke ich nun in den Regen. Der Himmel ist grau und voller dunkler Wolken. Es regnet wie aus Eimern, doch das hindert mich keinesfalls hinaus zu gehen. Der kühle Wind streift meine nackten Unterarme und ich bekomme sofort überall eine Gänsehaut.Langsam gehe ich in den Regen hinaus und die nassen Tropfen prallen an meinen Kopf ab. Ich verschränke meine Arme inneinander und setze meinen Weg fort. Nach ungefähr zehn Minuten gelange ich an einen Park. Er ist völlig leer. Wahrscheinlich sitzen die ganzen Leute bei diesem Scheißwetter lieber zu Hause anstatt raus zu gehen. Ich gehe den mit Kiesel belegten Parkweg entlang und gehe an einem kleinen Teich vorbei. Ich sehe den Enten zu, wie sie so im Wasser herumschwimmen.

Wie gelassen und ruhig sie dort ihr Leben genießen. Ein scheißnormales Leben. Ohne völliger Verantwortungen oder Probleme. Ich starre weiter die Enten an als ich mich plötzlich beobachtet fühle. Langsam drehe ich mich um doch dort stehen keine menschens Seele. Ich drehe mich wieder den Enten zu und beobachte sie länger. Meine langen braunen Haare sind mittlerweile klatschnass und liegen schwer über meine Schultern. Die Regentropfen rinnen mir das Gesicht herunter als ich neben mir plötzlich etwas höre. Langsam drehe ich mich nach links und sehe dort einen Mann mit einem Regenschirm in der Hand. Der Regenschirm verdeckt sein halbes Gesicht, wesswegen ich es nicht erkennen kann. Ich schaue weiter auf die Gestalt. Der Mann hat einen weinroten Anzug an und schwarze Lackschuhe. Wer zieht sowas bei so einem Wetter an? Langsam hebt er den Regenschirm und jetzt erkenne ich ihn. Ich erkenne seine kleinen blauen Augen und sein spitzes Gesicht. Es ist mein Onkel. Sofort balle ich meine Hände zu Fäusten und trete ein paar Schritte zurück. Ich sehe ihn verärgert und wütend an.

" Ich dachte nicht, dass du noch lebst. ", sagt er mit seiner rauen Stimme aus der Stille heraus.

" Doch. Siehst du doch Bastard. ", beschimpfe ich ihn.

" Du musst doch nicht gleich solche Wörter benutzen Liebes. " Er kommt langsam näher.

" Ich bin nicht dein ' Liebes '. Du hast mich sterbend zurück gelassen. Und wenn meine Geschwister nicht gekommen wären, wäre ich tot. "

" Es wäre besser für dich und alle anderen gewesen. ", meint er und kommt weitere Schritte auf mich zu.

" Verpiss dich Arschloch. Du hast deinen USB-Stick. Also lass mich endlich in Ruhe. " Aus reflex sehe ich schnell hinter mich doch es ist keiner da. Zum Glück.

" Wieso hast du nicht gleich deine Partnerin gebeten dir den Stick zu bringen. ", frage ich ihn aufgebracht.

" Du meinst die Leiterin der Kommission. Nein. Nein sie ist nicht meine Partnerin. Ich habe ihr nur einen Gefallen getan. " Langsam kommt er immer näher. Ich versuche in meinen Händen Energie zu erzeugen doch nichts passiert. Es ist als hätte jemand einen Schalter umgelegt, damit ich keine Kräfte mehr habe.

" Was für ein Gefallen denn? "

" Als sie herausgefunden hat, dass ich weiß wo du steckst, hat sie mich gebeten dich zu ihr zu locken. "

" Was meinst du? ", sage ich ängstlich. Ängstlich? Ich hätte nie gedacht, dass ich ihm gegenüber ängstlich wirken würde.

" So wie jetzt. " Scheiße. Schlagartig drehe mich um und blicke in das Regen unterlaufene Gesicht von Lila.

" Tut mir leid, Liz. ", sagt sie und drückt mir ein Tuch auf den Mund- und Nasenbereich. Sofort werde ich schwach und ich sacke auf den Boden. Meine Augen klappen zu und ich falle in Ohnmacht.

It all changes fastWhere stories live. Discover now