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Elizabeth:

Ich kanns nicht fassen. Ich bin schon seit scheiß dreizehn Jahren bei der Komission und bei meiner neuen 'Mom'. Mit 26 Jahren bin ich nun klarer im Kopf und ich bin einfach nur wütend. Wütend darüber, das ich nicht nach Hause kann und wütend darüber, dass mich Fünf einfach im Stich gelassen hat. Er hätte wenigstens versuchen können zu mir zu kommen oder mich suchen können. Doch nichts. Gar nichts. Nicht einmal eine kleine Spur von ihm. Trotzdem vermisse ich ihn schon sehr. Doch ein Vorteil hat es mit sich gebracht hier so viele Jahre zu verbringen. Das ist auch der einzige gute Grund. Ich kenne meine Kräfte besser und ich kann jetzt viel besser kämpfen. Hier wurde mir nichts anderes gelernt, als mich zu verteidigen und zu töten. Ich musste diese ganzen Sachen machen, sonst hätte Mom mich umgebracht. Ich weiß, nicht gerade das beste Mutter Tochter Verhältnis doch sie ist in Ordnung. Genau wie meine neue Schwester Lila. Sie wurde am selben Tag wie ich geboren und ich komme ganz gut mit ihr klar. Meistens.

Ich sitze gerade mit Lila in Mom's Büro als sie uns dazu auffordert: " Ihr zwei werdet mir doch einen kleinen Gefalen tun. Nicht wahr? "

" Klar Mom. Sollen wir wieder jemanden umbringen? ", witzelt Lila als sie sich auf einer kleinen Couch niederlässt und ihre Füße auf den Tisch vor sich legt. Mom lacht kurz und wird sofort wieder ernster.

" Ihr Beiden müsst für mich etwas wichtigeres erledigen als töten. Naja also es hat schon ein bisschen damit zu tun aber nur indirekt. Ihr werdet in die Vergangenheit reisen und dafür sorgen, dass John F. Kennedy am 22. November 1963 ermordet wird. "

" Hast du nicht extra für sowas Angestellte Mom? ", sage ich und klinge dabei verwundert.

" Aber natürlich habe ich dafür Angestellte Lizzi. Aber keiner von ihnen hat den Mut dazu gehabt. Also müsst ihr das jetzt für mich erledigen. "

" Okay okay. Also habe ich das richig verstanden, dass ich und Lizzi nach 1963 reisen sollen und dafür sorgen müssen, dass Kennedy ermordet wird? "

" Da hast du Recht Lila. ", sagt Mom und setzt sich auf ihren Schreibtischstuhl. " Wisst ihr was Mädchen. Ihr könnt euch noch kurz darüber alleine unterhalten und es mir dann mitteilen. " Schon stehen ich und Lila auf und wir spazieren gelassen aus dem Büro. Als ich gerade hinter mir die Tür schließe, springt Lila herum vor Freude. " Wieso bist du jetzt so froh darüber? ", frage ich sie.

" Weil Lizzi, ich seit dem Tag an dem du hergekommen bist, darauf warte eine richtige Mission mit dir zu erledigen. Also? Machen wir's? " Ich schaue kurz auf die Wand hinter ihr und antworte schließlich nur mit einem Nicken. " Oh mein Gott. Oh mein Gott. Ich freue mich so. Danke Lizzi. "

" Ach komm runter. Wir müssen nur dafür sorgen, dass Kennedy ermordet wird. Das wird schon nicht so schwer werden. " Lila atmet kurz aus um sich zu beruhigen. Ich finde es immer wieder erschreckend, wie Lila manchmal so gut gelaunt sein kann. Ich öffne wieder die Tür des Büros, die mich sehr an Reginald's Büro erinnert, und gehen wieder hinein. Manchmal vermisse ich schon die anderen sehr. Ich frage mich oft was sie alle so treiben. Und wie es ihnen geht. Doch am meisten von allen vermisse ich Fünf. Aber es kann auch gut sein, dass er tot ist. Doch noch bevor ich fertig denken konnte reißt mich Mom aus meinen Gedanken und sagt: " Gut Lizzi. Seit ihr dann bereit? Ihr kommt morgen Früh nach dem Frühstück zu mir und dann gebe ich euch den Koffer. " Ich nicke bloß und Lila hängt mir ihren Arm um die Schultern. Lila ist so gut wie das Gegenteil von mir, doch ich habe sie in den ganzen Jahren wirklich lieben gelernt. Ihre aufgeweckte und verrückte Art bringt Farbe in mein Leben hinein. Sie ist fast so wie Allison als wir noch Kinder waren.

" Gut Mom. Dann sehen wir uns morgen früh. ", sagt Lila und sie führt mich mit ihrem Arm aus dem Büro hinaus. Sie löst sich von mir und stellt sich vor mich, sodass ich fast in sie hineinrenne. " Ist das nicht krass Lizzi. Morgen gehen wir auf unsere erste richtige Mission. "

" Du bist ja ziemlich aufgerregt deswegen. "

" Ehh hallo? Ist Lizzi zu Hause, die genau so sehr Missionen geliebt hat wie ich? " Sie klopft mir sanft mit ihrer Faust auf meine Stirn und es bricht Gelächter zwischen uns aus. Als wir gerade den Gang entlang und anschließend die Treppen in den Keller hinunter gehen, redet Lila die ganze Zeit ununterbrochen doch ich nicke nur oder gebe ein kurzes 'Mhm' von mir. Schon herzlos von unserer Mom, dass sie unser Zimmer in den Keller verlegt hat. Aber es ist der einzige Ort hier, an dem man seine Ruhe hat. Manchmal wollen sogar ein paar Angestellte von Mom mit uns reden doch dann verkriechen wir uns in den Keller und umgehen die Leute. Mom und Lila sind die ersten Menschen, die mich nicht bei meinem richtigen Namen nennen sondern mich Lizzi nennen. Das gefällt mir viel besser als Elizabeth. Zum ersten Mal fühle ich mich in meinem Leben geliebt und wohl in einer Familie. Auch wenn es nicht gerade eine Familie ist, aber so halb zumindestens.

Wir betreten beide unser Zimmer und Lila legt sich sofort auf ihr Bett. Sie starrt, mit inneinander verschränkten Fingern auf ihrem Bett, die Decke an. Ich sehe sie nur an und schüttle lächelnd den Kopf. Ich setze mich auf mein Bett, das an der anderen Zimmerseite steht, und greife an die Box unter meinem Bett. Ich ziehe sie heraus und stelle sie auf meinen Schoß. Darin sind viele Papiere und Zettel. In diesen ganzen Jahren habe ich natürlich nicht vergessen auch etwas mehr über Reginald herauszufinden. Ich weiß selber, dass es vielleicht besser wäre mit dieser Familie abzuhaken aber dieser Fall interressiert mich besonders. Lila dreht sich auf die Seite und platziert ihren Kopf in ihre Handinnenfläche.

" Du versuchst nicht wirklich immernoch etwas über diesen Reginald herauszufinden. "

" Doch ich bin so kurz davor es zu lösen. " Ich zeige mit meinem Zeigefinger und Daumen einen kleinen Abstand und Lila antwortet:
" Ja ist schon klar aber du versuchst mittlerweile seit dreizehn Jahren etwas darüber herauszufinden. Aber du hast es immernoch nicht geschafft. Vielleicht will das Schicksal nicht, dass du es herausfinden sollst. " Ich schaue am Zettel in meiner Hand vorbei und auf den Boden. Ich falte das Papier wieder zusammen und lege es wieder zurück in die Box. Anschließend sage ich: " Vielleicht hast du ja Recht Lila. " Vielleicht hat sie ja wirklich Recht. Ich suche seit vielen Jahren nach einer Antwort. Aber worauf? Ich schließe die Box wieder und schiebe sie unter mein Bett. Anschließend lege ich mich ebenfalls aufs Bett und starre die Decke an.

" Hey Liz. Versteh mich nicht falsch aber glaub mir ich habe Recht. "

" Ja mag schon sein. " Lila legt sich auch wieder auf den Rücken und starrt mit mir zusammen auf die Decke.

" Hey. Du hast mal etwas von einem Bruder erwähnt. Ich habe seinen Namen vergessen aber du hast ja so von ihm geschwärmt desswegen wollte ich nochmal nachfragen. "

" Oh. Du meinst Fünf. Ja er war mein Bruder, doch ich bin mir nicht mehr ganz sicher ob er tot oder lebendig ist. "

" Scheiße. Auch falls er tot sein sollte, du musst es hinter dir lassen. Menschen sterben sowieso früher oder später. Ich meine sieh uns an wir haben auch Menschen umgebracht und haben wir einmal an ihre Familie oder Freunde gedacht? Nein, denn wir wurden so trainiert, dass es uns am Arsch vorbeigehen soll. "

" Ich weiß. " In diesem Moment tuhen mir alle Angehörigen der Opfer leid, die wir ermordet haben. Doch Lila hat Recht. Wir wurden dazu trainiert, das es uns egal sein muss.

" Also? Wie war dieser Fünf so? "

" Er war. Fantastisch. Und echt süß. "

" Oho Liz. Lief da was zwischen euch? " Ich schaue zu Lila mit zusammengepressten Augenbrauen und sage: " Wir waren dreizehn! "

" Ich meine ja nicht das. Ich meine warst du in ihn verliebt oder sowas in der Art. "

" Keine Ahnung. ", antworte ich bloß. Schon drehe ich mich zur Wand und sage bloß noch: " Gute Nacht. " Von Lila höre ich auch nur noch ein ' Gute Nacht Liz '. Ich starre noch die Wand an und überlege. War ich in Fünf verliebt? Ich meine ich war vierzehn da wusste ich nicht was Liebe ist oder bedeutet. Ich weiß es ehrlich gesagt bis heute nicht. Trotz der Tatsache, dass ich wütend auf ihn bin, vermisse ich ihn schon sehr. Schließlich schließe ich meine Augen und schlafe sehr schnell ein.

It all changes fastWhere stories live. Discover now