Johanna Mason - Vom Tributen zum Mentor | Kapitel 10

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Wir hatten nicht wirklich viel zu besprechen. Außer, dass ich mich benehmen sollte und auf keinen Fall irgendwelche Sachen unternehmen durfte. Treen befand sich in der Hand der Spielmacher. Die Spielmacher gehörten zum Kapitol und das stand ja bekanntlich unter der Herrschaft von Snow. Ich musste also brav bleiben, um nicht den Zorn von ihnen, vor allem nicht den von Snow, auf mich zu ziehen. Leichter gesagt als getan, doch ich versprach, dass ich es auf jeden Fall mal versuchen würde. Auch wenn ich am liebsten in das nächste Taxi gestiegen, mit ihm zum Haus des Präsidenten gefahren wäre, um mit meiner Axt das Haus zu stürmen. Was dann passieren würde, veränderte sich in meiner Fantasie immer noch.

Nachdem er mir noch ein wenig in die Arbeit eines Mentors eingeweiht hatte, durfte ich wieder gehen, was ich auch umgehend tat. Ich ging zurück zu Treen und blieb dort auch, bis wir am nächsten Tag im Kapitol ankamen. Dort musste ich mich dann wieder von  meinem besten Freund trennen, da er zu seinem Vorbereitungsteam gebracht wurde, während ich mir die Zeit irgendwie vertreiben musste, ehe die Parade anstand und ich ihn wieder abholen musste. Er sah einfach nur bescheuert aus und ich nahm die Möglichkeit seinen Stylisten deshalb anzuschreien, dankend an. Es tat gut etwas Dampf abzulassen und sei es nur aufgrund eines furchtbaren Paradeoutfits.

„Wehe du winkst. Sei grimmig, du bist ein Bär.“, erinnerte ich ihn, was ihn grinsend auf den Wagen stieg ließ.

„Geht klar, das kann ich. Ich muss mir einfach nur vorstellen, wie du wohl gucken würdest, dann klappt das schon.“, erwiderte er.

Kurz funkelte ich Trenn aufgrund dieser Bemerkung an, doch da sich die Wägen in der nächsten Sekunde auch schon in Bewegung setzten blieb eben nicht mehr viel Zeit dafür.

„Ein riesen Kerl, den ihr heuer habt.“, ertönte plötzlich eine Stimme hinter mir und als ich mich umdrehte blickte ich in seegrüne Augen. Dieser Odair schon wieder.

„Er ist größer als deine beiden Tribute.“, grummelte ich.

„Aber ob er auch stärker ist?“, gab er zu bedenken und grinste dabei, was mich rot sehen ließ.

„Was willst du Fischer, hm? Jemanden dumm anreden? Dann such dir einen anderen Mentor oder ich garantier dir, dass wir bald herausfinden, wie veilchenblau zu deiner Augenfarbe passt.“, knurrte ich und wandte mich dann ab.

„Sie meint es nicht so.“, behauptete Jason, woraufhin ich ihn sofort anfunkelte.

„Oh und ob ich das so meine. Dieser Idiot kann nicht einfach herkommen und mir sagen, welche Chancen Treen vielleicht haben könnte. Das braucht er nicht, okay? Das braucht er nicht.“

Meine Stimme wurde gefährlich brüchig, weshalb ich mich schnell abwandte und Ausschau nach Camilla hielt. Ich wollte hier weg, wollte in das andere Gebäude um Treen und Elaiza empfangen. Doch natürlich fand ich sie nicht, stattdessen kam Jason und zog mich zu einer kurzen Umarmung heran. Wirklich nur ganz kurz, was auch gut so war. Es tat gut doch länger hätte ich schon wieder nicht ausgehalten.

„Ich denke Odair wollte einfach nur Smalltalk betreiben. Er kann nicht wissen, um wie viel es für uns hier geht.“, meinte er leise. Es nervte mich, dass er diesen Schönling in Schutz nahm, doch dass er „uns“ gesagt hatte, besänftigte mich.

„Muss ich mich jetzt entschuldigen gehen, oder was?“, fragte ich spöttisch.

„Ja das wäre gut.“, erwiderte er.

„Wie bitte?“

„Er ist nicht so arrogant wie er vielleicht wirkt. Außerdem könnte es Treen zu den Karrieros schaffen, da brauchen wir Finnick vielleicht noch.“

Ich dachte über seine Worte nach und kam zu dem Entschluss, dass er vielleicht, aber nur vielleicht, sogar Recht haben könnte.

„Na gut. Aber erst später.“, brummte ich deshalb.

„Braves Mäd…“

„Untersteh dich.“, drohte ich und schlug gegen seine Schulter, ehe ich mich wieder in Bewegung setzte. Auch wenn ich keine Ahnung hatte wohin ich gehen musste, doch zum Glück kam Jason und überholte mich, sodass ich ihm nun folgen konnte.

Von der Parade hatte ich, dank Odair, überhaupt nichts mitbekommen. Und erneut dank ihm konnte ich Treen auch nicht sofort fragen, da ich unten wartete, während sie bereits nach oben in unser Appartement fuhren. Zum Glück musste ich nicht lange auf den Sieger aus Distrikt 4 warten.

„Hast du eine Minute?“, fragte ich ihn, als er mit seinen Tributen und Mags, einer etwas älteren Siegerin, auf mich zukam. Sie war eine der ersten Tributen, die die Hungerspiele gewonnen hatten. Und sie war der erste Sieger überhaupt aus Distrikt 4.

„Ich hätte auch mehr.“, erwiderte er grinsend und bedeutete seinen Begleitern dann vorzugehen, was sie auch umgehend taten.

„Eine Minute reicht.2, beschloss ich und wartete dann, bis auch noch die letzten Tribute und Mentoren an uns vorbei gegangen waren, ehe ich seufzte. „Es tut mir leid. Also wegen vorhin. Ich war ein wenig… nun ja… sagen wir unbeherrscht.“

„Unbeherrscht trifft es gut. Du hast mich als Idiot und Fischer bezeichnet.“

„Bist du denn keiner?“

„Was? Ein Idiot oder ein Fischer?“, hakte er nach.

„Beides.“, rutschte es mir aus.

„Ich bin kein Fischer von Beruf, falls du das meinst. Ich fische nicht mal wirklich gerne in meiner Freizeit. Habe ich als Sieger auch gar nicht nötig. Mein Vater war aber einer. Und ob ich ein Idiot bin… schwer, aber sagen wir ja.“, meinte er grinsend, was mich, keine Ahnung warum, sogar ansteckte.

„Gut zu wissen Idiot. Also, bis dann.“, sagte ich und wandte mich dann wieder ab um zu den Fahrstühlen zu gehen. Heimlich drehte ich mich jedoch noch einmal um und sah, dass er immer noch breit lächelte.

Verdammt, Jason hatte wohl Recht. Vermutlich war er gar nicht so übel und wenn ich ihn vielleicht noch brauchen konnte, um Treen zu helfen, dann sollte mir das nur recht sein. Dafür würde ich ihn dann auch nicht mehr als Idiot bezeichnen. Außer er verhielt sich als einer, dann hatte ich natürlich keine Wahl.

Johanna Mason - Geschichte einer Siegerin: Vom Tributen zum MentorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt