Johanna Mason - Vom Tributen zum Mentor | Kapitel 28

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Der Tod gehörte zum Leben dazu. Manchmal kam er schnell, manchmal kündigte er sich an und brauchte eine Weile bis er sein Ziel erreichte. Wenn es jemand anderen betraf konnte man sich oft nicht vorstellen, wieso sie so sehr weinten. Man wusste doch, dass man irgendwann sterben würde und so ging es eben auch den anderen Menschen. Wieso also sich dem Schmerz so hingeben? Die Leute übertrieben. Jeder übertrieb, bis es einen selbst betraf. Dann konnte man alles plötzlich verstehen und würde sich am liebsten das Herz rausreißen einfach um den Schmerz nicht mehr spüren zu müssen. Dann war es auch egal ob jeder irgendwann sterben musste, man wollte einfach nur dass man selbst es nie erleben musste.

Ich wusste nicht wie viel Zeit verging in der ich nur auf den Bildschirm starrte. Sie hatten den Leichnam längst geholt und bereits auf andere Tribute umgeschwenkt, als wäre nie etwas gewesen. Als hätte Treen nicht gerade eben sein Leben hergeben müssen und als hätte er mich dadurch nicht allein gelassen. Jetzt wirkte es gar nicht mehr real. Es war vorbei und vielleicht hatte es auch gar nicht wirklich stattgefunden. Begreifen konnte ich es jedoch nicht und ich wollte es auch nicht. Es fühlte sich falsch an auch nur zu denken, dass er nicht mehr hier war. Das konnte einfach nicht sein. Treen wollte zu mir zurückkommen. Er war so lange Teil meines Lebens gewesen und er hätte es auch noch viele weitere Jahre sein sollen. Doch das würde nicht mehr passieren. Er war tot.

Plötzlich wurde mir klar, dass es nicht nur Einbildung gewesen war. Es war alles real und das traf mich jetzt mit voller Wucht. Der Schmerz, die Wut, all das wollte heraus und ich ballte meine Hände zu Fäusten um nicht gleich meinen Schreibtisch auseinander zu nehmen.

„Johanna?", nahm ich jetzt eine Stimme war. Jason.

„Ich werde ihn umbringen.", gab ich mit einer mir fremden Stimme von mir.

Ja ich würde Snow töten. Langsam und qualvoll. Er war schuld am Tod von Treen. Man hatte die Mutation mit Absicht auf ihn gehetzt. Er hatte nie die Chance zu gewinnen, einfach nur weil er mir wichtig war. Er durfte meinetwegen nicht leben und das würde nie aufhören, außer Snow starb.

Ich stand auf und ging zur Tür, wobei ich um mich herum nichts wahrnehmen konnte. Es war als wenn ich nur mein Ziel vor Augen hatte und deshalb nur den Weg sehen konnte der mich dort auch hinbrachte. Alles andere zählte nicht und war mir ehrlich gesagt auch egal. Es spielte keine Rolle mehr. Ich würde ihn töten und wenn es mich selbst umbrachte. Was hatte ich denn auch zu verlieren.

„Wo bitte willst du hin?", wollte eine Stimme wissen, die mir scheinbar folgte. Jason.

„Ich gehe zu Snow. Irgendwie komme ich da hin und dann bringe ich ihn um.", erklärte ich als wenn mein Blick oder meine Haltung das nicht von allein erklären würden. Eigentlich müsste ihm das doch bereits nach Treens Tod klar gewesen sein.

„Du kannst nicht einfach zu Snow spazieren, bist du wahnsinnig?", ließ er nicht locker.

„Vielleicht.", war alles was ich zurückgab.

„Jetzt bleib endlich stehen, dann reden wir in Ruhe. Wenn du dich wieder beruhig hast.", sagte er jetzt und nun nahm ich ihn doch war. Mein Ziel musste einen Moment warten.

„Ich soll mich beruhigen?", fuhr ich herum und funkelte ihn an. „Ich kann und will mich gar nicht beruhigen! Sie haben Treen umgebracht! Er hat keine Falle ausgelöst noch ist er in irgendein Gebiet dieser Dinger gelaufen. Sie haben nicht alle angegriffen sondern nur ihn! Nur ihn Jason! Meinetwegen! Snow hat ihn ermorden lassen und zwar erst kurz vor Ende! Damit ich mir Hoffnungen mache und er sie dann niederschmettern kann! Ich will ihm wehtun! Er soll meinen Schmerz spüren und dann elendig sterben!" Ja meine Worte klangen wahnsinnig und das ließ meinen Geisteszustand vermutlich nicht besser dastehen, doch ich wollte einfach nur dass es aufhörte. Und wenn ich mir vorstellte, dass Snow dafür büßte, dann sah es in meinen Gedanken besser aus.

„Du musst eindeutig erst runterkommen. Lass uns hoch gehen.", beschloss Jason als hätte ich ihm nicht gerade erklärt wie es mir ging und was ich tun musste. Und zu seinem Pech packte er mich auch noch am Arm.

Ich schrie und schlug seinen Arm weg, der gleich darauf wieder nach mir greifen wollte, was mich noch wütender machte. Und im nächsten Moment stürzte ich mich auf ihn.

Ich schlug zu, schrie und Tränen rannten über meine Wange. Jemand packte mich von hinten und auch ihn wollte ich schlagen und treten, doch ich schaffte es nicht. Der Griff war fest und wurde auch nicht lockerer owbohl ich wie wild strampelte. Friedenswächter kamen, doch Jason winkte sie zurück als wäre nichts passiert, während ich immer noch schrie und zappelte. Finnick aber hielt mich weiterhin fest und trug mich dann einfach weg, egal wie sehr ich mich wehrte. Irgendwann merkte ich dann wie meine Kraft schwand und trotzdem dauerte es noch eine Weile, bis ich in seinen Armen zusammen sank.

„Es tut mir so leid.", flüsterte Finnick als wir in seinem Zimmer angekommen waren und für diese Worte wollte ich ihn am liebsten wieder treten, doch dann fügte er noch etwas dazu was mich vollkommen ruhig werden ließ. „Er wird büßen. Für alles was er getan hat und noch tun wird. Was er uns und all den anderen Familien angetan hat."

„Wie? Er hat gewonnen. Treen ist tot und...", begann ich ebenfalls flüsternd, doch dann hielt ich inne. Was und? Was war jetzt? Was war mit mir? Ich war allein, er hatte mir alle genommen. Wollte ich mich deshalb aufgeben? Würde ich deshalb tun was er von mir wollte? Oder mich selbst aus dem Weg räumen? Nein, das würde ich niemals tun, auch wenn er das vielleicht glaubte. Ich war niemand der sich zu Boden drücken ließ. Ich wollte Rache und die ließ mich aufrecht stehen, auch jetzt noch.

„Er denkt er hat jetzt gewonnen, aber das hat er nicht. Er kann uns verletzten und zu Boden werfen, doch wir stehen wieder auf. Bis er liegt und wir ihn nicht mehr hochkommen lassen.", knurrte ich. 


Johanna Mason - Geschichte einer Siegerin: Vom Tributen zum MentorWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu