Johanna Mason - Vom Tributen zum Mentor | Kapitel 30

520 30 2
                                    

Es war ein anderer Weg als beim letzten Mal. Vielleicht wollten sie mich einfach ein wenig verwirren damit ich nicht zu ihm fand, sollte ich es tatsächlich an den Friedenswächtern vorbei schaffen. Was auch ihr Grund war, ich merkte es mir trotzdem und verglich es dann mit dem ersten Mal. Manches überschneidet sich und mit einen wenig planlos durch die Gegend irren und dann zufällig die richtige Straße finden würde ich schon zu ihm gelangen.

„Der Präsident weißt Sie darauf hin...", begann einer der Wachen doch ich unterbrach ihn mit meinem Lachen.

„Woraufhin? Ihm nicht an die Gurgel zu gehen? Keine Beschimpfungen in seine Richtung zu werfen? Den teuren Teppich nicht zu ruinieren? Allgemein nichts kaputt zu machen? Vielleicht halte ich mich daran, vielleicht auch nicht.", sagte ich und konnte nicht anders als böse zu grinsen. Vor allem da mich der Mann ein wenig überrumpelt ansah. Er hatte überhaupt nicht mit so einem Auftreten von mir gerechnet, das wurde mir in dem Moment klar. Und wenn die Lakaien schon meinten, dass ich gebrochen war, dann musste der Präsident erst recht davon überzeugt sein.

„Sich zu benehmen.", kamen irgendwann die Worte doch noch über seine Lippen.

„Ich wurde schlecht erzogen, ich kann also gar nicht anders.", seufzte ich theatralisch und stieg dann aus dem Fahrstuhl kaum dass sich die Türen geöffnet haben. Schnell folgten mir die beiden Männer damit sie mich wieder flankieren konnten.

„Es würde Konsequenzen haben.", wollte der andere Kerl noch etwas zum Gespräch beitragen, doch ich unterbrach wieder mit einem Lachen. Dieses Mal mit einem spöttischen und irgendwie auch wütenden.

„Welche denn? Sie wollen jemanden etwas antun an dem mir etwas liegt? Hm, leider falsch kalkuliert. Die Munition wurde schon aufgebraucht, sagt man das so unter Friedenswächtern?"

„Sagt man nicht.", knurrte der Mann zurück. Er war ein Mistkerl, das roch man schon 20 Meter gegen den Wind.

„Vielleicht solltet ihr es aber sagen?", schlug ich vor, als wir die Bürotür des Präsidenten erreichten.

Ich wäre ja einfach eingetreten, doch die beiden Männer hechteten beinahe nach vorne und klopften, ehe wir hineingelassen wurden.

Snow saß hinter seinem Schreibtisch. Eiskalte Augen lagen auf mir, während ein zufriedenes Lächeln erschien als er mich sah.

"Miss Mason. Es ist eine Freude dich wieder einmal zu sehen.", behauptete er und deutete auf einen Stuhl vor dem Schreibtisch. Ich setzte mich und lächelte ihn dann an.

„Wenn Sie mich so gerne sehen kann ich Ihnen gerne ein Foto von mir zukommen lassen.", bot ich ihm an und nun musste ich noch ein Stück breiter grinsen.

Kurz verrutschte seine Maske, doch dann hatte er sich wieder unter Kontrolle.

"Dein männlicher Tribut hat sich gut geschlagen. Schade, dass er dann doch sterben musste."

Innerlich kochte ich vor Wut und am liebsten wäre ich wirklich an seine Gurgel gesprungen, doch irgendwie schaffte ich es wieder ruhiger zu werden. Trotzdem war er ein Mistkerl! Er wusste genau wie er mich treffen konnte! Ich durfte aber nicht zulassen, dass er sich dessen bewusst wurde und er dann die Oberhand gewann. Vielleicht saß er am längeren Hebel und hatte mehr Macht, doch ein Wortduell gegen mich würde er auf keinen Fall gewinnen.

„Er hat gekämpft bis zum Schluss. Und er hätte gewonnen, wenn Sie nicht den Befehl gegeben hätten. Das war Spielmanipulation und zählt nicht. In meinen Augen hat er gewonnen und wenn er könnte würde er Ihnen jetzt auf den Tisch spucken."

Okay, ich hatte mich doch ein wenig von der Wut hinreißen lassen, doch damit konnte ich leben.

Snow lächelte nur kalt.

"Oh gib mir nicht die Schuld für etwas das du getan hast. Er ist tot weil du nicht nach den Regeln spielen wolltest."

„Soweit ich mich erinnere haben Sie nie Regeln aufgestellt. Stattdessen haben Sie einfach jeden umgebracht den ich liebe ohne auch nur zu erwähnen wie schnell ich das stoppen könnte. Jetzt ist es allerdings zu spät. Es ist niemand mehr übrig. Also, wie wollen Sie mich jetzt dazu bringen auch nur zu lächeln wenn Sie das so wollen?", erwiderte ich und grinste ihn an. Ein Grinsen für das ich jemand anderen am liebsten ins Gesicht geschlagen hätte und welches ich doch so gut beherrschte. Arrogant, überheblich, frech.

"Ach wirklich? ", erwiderte Snow. "Aber ich kann deine Fehler auf andere abladen. Jason oder Finnick?"

„Es sind Sieger die Sie brauchen. Besonders Finnick, nicht wahr? Und wenn Sie jemanden von ihnen etwas antun werden sie auch nicht mehr mitmachen. Und das wollen Sie doch nicht. Finnick Odair, Liebling der Frauen und Schoßhündchen des Kapitols. Den muss man halten.", erwiderte ich und redete absichtlich spöttisch über Finnick. Snow musste ja nicht wissen wie sehr mir der Fischer bereits am Herzen lag.

„Du wirst deine Meinung noch ändern.", meinte er plötzlich deutlich feinselig. „Irgendwann wird es wieder jemanden in deinem Leben geben an dem dir etwas liegt. Und wenn du diese Person nicht gleich wieder verlieren willst, wirst du dich an die Regeln halten."

„Ich kann ziemlich stur sein.", erwiderte ich und funkelte ihn an. „Und wer weiß was sich bis dahin alles verändert hat."

Ich hasste ihn. Mehr als alles andere auf der Welt. Und ich freute mich auf den Tag an dem er von dieser Welt verschwand.

„Nun ich sehe, heute gibt es zwischen uns nicht mehr zu sagen. Ich freue mich auf unser nächstes Treffen.", behauptete er und machte mir mit einer Handbewegung deutlich, dass ich wieder gehen konnte. Das Gespräch war nicht ganz so verlaufen wie er wollte, das wusste ich. Da ich nicht gebrochen war hatte er es mit erpressen versucht, doch ich war nicht dumm. So lange ich niemanden an mich heranließ hatte er nichts gegen mich in der Hand. Außer diese Personen waren Sieger.

Ich hatte keine Ahnung wie lange ich mit diesem Trumpf spielen konnte, immerhin wollte ich nicht mein Leben lang alleine sein. Doch ich war erst 16 und bis dahin konnte ich mir ja noch etwas überlegen. Und vielleicht war Snow dann ja bereits tot und das Kapitol ging unter. Hoffen konnte man ja. Hoffen und ihm gleichzeitig alles Schlechte an den Hals wünschen. Irgendwas musste ja mal hängen bleiben.

Ich fing gleich mit der Pest an, ehe ich mich lächelnd von ihm verabschiedete und dann das Zimmer verließ. Zwischen uns gab es keinen wirklichen Sieger. Er hatte nicht bekommen was er wollte, doch der Preis den ich dafür zahlen musste war zu hoch um es als Sieg werten zu können.

Es war niemand mehr übrig den ich liebte.

Und trotzdem würde ich weiter kämpfen. Ich war stur und diesem Menschen gönnte ich auch nicht den Hauch eines Sieges. Erst wenn ich wirklich gewonnen hatte und er tot war wäre ich zufrieden.


ENDE 

Hier geht es weiter :)
https://www.wattpad.com/myworks/53406228-johanna-mason-geschichte-einer-siegerin-die-74


Johanna Mason - Geschichte einer Siegerin: Vom Tributen zum MentorWhere stories live. Discover now