Johanna Mason - Vom Tributen zum Mentor | Kapitel 15

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Ich schaffte es nicht zu Treen, ohne alle zwei Meter aufgehalten zu werden. Immer wieder wollte irgendein Kapitolsmensch kurz mit mir sprechen, was mir tierisch auf die Nerven ging. Aber schreckte sie meine eindeutige Feinseligkeit ab? Nein, natürlich nicht. Sie fanden das alles nur beeindrucken und versicherten mir dann, wie sehr sie meine einzigartige Persönlichkeit doch liebten. Ich wünschte ich hätte meine Axt bei mir gehabt um ihnen zu zeigen, wie einzigartig sie wirklich war.

Als ich nach einer gefühlten Stunde endlich bei meinem besten Freund angekommen war hatte ich natürlich alle Beschimpfungen vergessen, die mir zuvor noch auf der Zunge gelegen waren, weshalb ich mich auf einen heftigen Schlag gegen seine Schulter beschränkte, ehe ich ihn wütend zu den Aufzügen scheuchte, ehe ich doch noch einen Mord begehen musste. Zum Glück war fotografieren in diesem Saal verboten, sonst gäbe es vermutlich tausend Fotos die aussahen wie eine halbe Morddrohung. Ich hasste die Menschen hier eindeutig.

„Johanna, warte.", rief plötzlich eine bekannte Stimme gerade als ich auf den Knopf drücken wollte, der den Aufzug zu uns brachte. Seufzend hielt ich inne. Das hatte ich fast vergessen.

„Hey Finnick.", sagte ich und drehte mich zu dem Mentor aus Distrikt 4 herum.

„Hey Jo."

„Jo?", wiederholte Treen mit hochgezogener Augenbraue und blickte von mir zu Finnick.

„Seit wann nennst du mich so?", fragte ich und zog ebenfalls eine Augenbraue nach oben.

„Seit eben. Ich finde wenn du mich Odair, Fischer und Idiot nennen darfst, steht mir wenigstens ein Spitzname zu.", meinte Finnick, was mich sogar schmunzeln ließ.

„Was willst du Bademeister?", setzte ich noch einen drauf.

„Eine Antwort.", erwiderte er grinsend.

„Was für eine Antwort?", fragte Treen misstrauisch.

„Ob du bei den Karrieros mitmachst. Jetzt wo du ihn vor dir stehen hast kannst du ihm dein Ja persönlich geben.", wies ich ihn an.

„Also ja.", sagte Treen brav und Finnick nickte zufrieden.

„Sehr schön. Ich werde es den anderen Mentoren weiterleiten. Hat mich gefreut Treen. Bis morgen Waldelfchen."

„Oh Gott Finnick. Nenn mich noch einmal Waldelfchen und ich muss dir das Genick brechen.", drohte ich ihm, woraufhin er nur lachte.

„Okay, ist abgespeichert.", behauptete er und verschwand dann wieder in der Menge. Obwohl ich nur seinen Rücken sehen konnte wusste ich, dass er noch immer grinste.

„Irgendwie ist der schräg.", meinte Treen, als wir uns wieder dem Aufzug zuwandten und einstiegen, als er sich für uns öffnete.

„Ist er. Aber gleichzeitig auch ziemlich okay. Von den Siegern ist keiner normal und mit ihm kann man es aushalten.", erwiderte ich und versuchte den Blick von Treen zu ignorieren, den er mir nach meinen Worten zuwarf.

„Soll ich nachfragen?"

„Untersteh dich.", antwortete ich und schob ihn einfach aus den Aufzugehe wir den Fußmarsch antraten und dann in einen weiteren Aufzug stiegen, der uns zu unserer Etage brachte. Dort warteten Camilla, Jason und Elaiza bereits auf uns.

„Da seid ihr ja.", rief mein ehemaliger Mentor sofort.

„Hatten noch einen kleinen Plausch mit Finnick. Wegen dem Bündnis.", erwiderte ich.

„Sehr gut. Enobaria hat mich nämlich aufgehalten, sie wirkte ziemlich genervt. Ich hab ihr auch zugesagt, dann haben sie die Antwort jetzt doppelt.", erzählte Jason, woraufhin ich einen Daumen nach oben hielt und mich dann auf das Sofa warf.

„Johanna, dein Kleid!", rief Camilla sofort, doch ich ignorierte sie gekonnt. Solange, bis sie mit Elaiza davonstöckelte, die wieder ein Glas Milch von ihr bekam. Camillas einzige Tätigkeit mit der sie sich scheinbar nützlich fühlte.

„Noch irgendwelche Ratschläge, ehe ich in mein Zimmer gehe?", fragte Treen, der immer noch an derselben Stelle stand wie zuvor. Warum setzte er sich nicht zu mir?

„Versuch dich nicht am Füllhorn töten zu lassen. Und vertrau den Karrieros nicht.", sagte Jason und ich nickte, als hätte ich dasselbe vorschlagen wollen.

„Wo willst du hin?", fragte ich, da er immer noch keine Anstalten machte sich zu setzen.

„Ich will in mein Zimmer.", antwortete er.

„Dann komm ich mit."

„Nein. Johanna versteh mich nicht falsch, aber ich will ein wenig alleine sein.", sagte Treen, was mir einen leichten Stich versetzte. Gleichzeitig dachte ich an meine Spiele zurück und dadurch konnte ich verstehen, dass er allein sein wollte. Immerhin ging er in den möglichen Tod, da gab es viel was einem durch den Kopf schwebte.

„Okay. Versuch zu schlafen, wir sehen uns morgen früh.", erwiderte ich deshalb, wenn auch mit deutlicher Verspätung.

Treen lächelte mich an, danach setzte er sich in Bewegung und verschwand in seinem Zimmer. Jason ließ sich nun neben mich fallen und da der Platz ja soeben freigeworden war, scheuchte ich ihn nicht weg.

„Du machst dich gut."

„Sei still.", grummelte ich, auch wenn ein leichtes Lächeln in mein Gesicht huschte.

„Nein wirklich. Du bist manchmal eine unmögliche Person aber scheinbar schlägt sich das nicht auf deine Fähigkeit als Mentor aus.", redete er weiter und nun verfinsterte sich meine Miene doch ein wenig.

„Ernsthaft Jason, sei jetzt lieber still. Du hast so gut angefangen.", sagte ich, was ihn schmunzeln ließ, ehe sein Gesicht wieder ernster wurde.

„Morgen früh bringen wir die Tribute einzeln zu den Hovercrafts. Du übernimmst Treen, ich Elaiza. Erinnerst du dich noch an den Weg dorthin?"

Ich nickte.

„Sehr gut. Wann es Zeit dafür ist weiß ich selbst nicht genau, doch wir werden rechtzeitig informiert. Wenn wir die Tribute abgegeben haben ziehen wir in ein anderes Gebäude um, wo wir wohnen und arbeiten werden. Ich führ dich dort ein wenig herum und zeig dir die einzelnen Räume. Auch die, wo sich die Sponsoren aufhalten."

Wieder nickte ich, auch wenn ich gleichzeitig ein wenig nervös wurde. Es war für mich alles neu und eigentlich musste ich mich erst daran gewöhnen. Wie sollte ich da Treen so gut wie möglich helfen können?

„Du musst mir noch einiges erklären.", sagte ich deshalb.

„Natürlich. Ich werde allerdings Beetee fragen ob er so nett ist dir eine kurze Einführung für den Computer zu geben. Er ist ein Genie in diesem Bereich und kann es dir vermutlich dreimal so schnell erklären wie ich."

Beetee würde hoffentlich so nett sein, auch wenn ich gerade keine Ahnung hatte wer Beetee war. Irgendwie konnte ich mich an seine Spiele nicht erinnern.

„So, dann sollten wir langsam auch versuchen zu schlafen. Wir müssen zwar nicht in die Arena, aber es kann passieren dass auch uns ein paar schlaflose Nächte bevorstehen.", meinte Jason nach einer Weile und ging dann ohne ein weiteres Wort in sein Zimmer. Ich tat es ihm gleich.

Johanna Mason - Geschichte einer Siegerin: Vom Tributen zum MentorWhere stories live. Discover now