Johanna Mason - Vom Tributen zum Mentor | Kapitel 17

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Der erste Mord wurde vom Jungen aus Distrikt 2 begangen. Sein Opfer war das Mädchen aus Distrikt 12, was Haymitch Abernathy fluchen und dann einen großen Schluck aus seiner Flasche nehmen ließ. Ich konnte mich jedoch nicht weiter darauf konzentrieren da ich versuchte Treen im Gefecht ausfindig zu machen. Als Verbündeter der Karrieros blieb ihm nichts anderes übrig doch ich wusste dass er es auch getan hätte, wenn er nicht zu ihnen gehörte. Seine Gegner wären dann nur andere gewesen.

Immer wieder kam ihm ein Tribut sehr nahe und als ich erleichtert die Luft ausstieß, nachdem der Gegner entweder tot oder sich abgewandt hatte merkte ich, dass ich jedes Mal den Atem anhielt. Kam bei den anderen Mentoren bestimmt super an, doch sie brauchten es nicht zu wagen mich darauf anzusprechen. Sie hatten keine Ahnung wie ich mich fühlte, da sie nicht in meiner Situation waren. Außerdem fühlte ich mich wieder wie eine tickende Zeitbombe und jedes falsche Wort war mit Sicherheit die Zündung. Zum Glück war keiner von ihnen so lebensmüde.

Ich wusste nicht wie viel Zeit vergangen war als die Tribute, bis auf die Karrieros und die Schwerverletzten, vom Füllhorn abzogen. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits 10 Tote zu vermelden und nachdem noch zwei Tribute von ihrem Leid erlöst wurden, waren es 12. Ganze drei von ihnen hatte Treen getötet, was ihm Respekt bei den anderen Karrieros einbrachte. Mir brachte es höchstens Übelkeit wenn auch die Erleichterung, dass er stattdessen noch am Leben war. Es klang grausam aber ich würde ohne zu zögern jeden von ihnen sterben lassen nur um ihn zu retten.

„So, das war's fürs erste. Wer außer mir hat Hunger?", fragte plötzlich Finnick in die Runde und stand auf. Ich konnte nicht anders als ihn anzustarren.

„Süße..."

„Oh nein Finnick!", rief ich sofort drohend.

„Na gut, dann Jo.", seufzte er grinsend. „Unseren Tributen dürfte für den Moment nichts passieren. Sie sehen sich jetzt die Sachen am Füllhorn an, danach gehen sie vermutlich auf die Jagd. Wir dagegen können in der Zwischenzeit Pause machen und etwas essen. Dort, wo jetzt die aufgeregte Meute an möglichen Sponsoren auch ist."

Jetzt ergab alles seinen Sinn und so unmöglich wie er war, ich musste grinsend. Danach stand ich auf und ging zu ihm, wobei mir dann Jason wieder einfiel. Schnell sah ich zu ihm doch er winkte nur lächelnd ab.

„Geh du. Dieses Jahr bist du interessanter als ich. Bring mir aber was zum Essen mit und wage es nicht ohne zu kommen."

Ich nickte, danach folgte ich Finnick wobei ich im Augenwinkel noch erkennen konnte wie sich auch die anderen Mentoren, die von den Karrieros, erhoben um uns zu folgen. Na toll, ich konnte nur hoffen Reißzahn würde zurückbleiben.

„Das Ganze hier könnte gleich ein wenig komisch wirken wobei ich immer noch hoffe, dass es nur leere Worte waren und sie nicht hier ist.", sagte plötzlich Finnick und ich starrte ihn verwirrt an.

„Was?"

„Du wirst es sicherlich sofort merken. Sprich mich aber bitte nicht gleich darauf an sondern heb es dir auf wenn wir allein in meinem Zimmer sind."

„Wieso sollte ich mit dir in dein Zimmer gehen?", fragte ich und zog eine Augenbraue nach oben.

„Weil ich weiß, dass du mir folgen wirst wenn ich dich bitte da du mich ja jetzt schon mit den Augen auszieht.", behauptete er, doch da er halb lachte wusste ich, dass es nicht ernst gemeint war.

„Das einzige was ich mit meinen Augen tue ist töten. Also bring mich nicht in Versuchung.", erwiderte ich grinsend, was ihn nun ganz lachen ließ.

„Du bist unglaublich biestig, hat dir das schon mal jemand gesagt? Aber genau deshalb mag ich dich.", behauptete er plötzlich.

„Ich mag dich auch, obwohl du ein arroganter Schleimbeutel bist.", erwiderte ich lächelnd.

„Wer ist ein arroganter Schleimbeutel? Ihr sprecht doch nicht über mich oder?", ertönte plötzlich Caius Stimme direkt hinter mir.

„Das ist ein Geheimnis.", meinte Finnick daraufhin und zwinkerte mir verschwörerisch zu. Caius wollte noch etwas darauf erwidern, doch im nächsten Moment erreichten wir eine Tür und die Worte blieben in seinem Mund.

„Na da wären wir. Auf dass sie nicht gesprächig sondern spendabel sind.", seufzte Finn.

„Ich kann mir kaum vorstellen, dass ihr Probleme habt Sponsoren zu gewinnen.", sagte ich.

„Hatten wir auch nicht. Bis ein unscheinbares Ding die Spiele gewonnen hat und seitdem die Außenseiter angehimmelt werden.", zischte Enobaria. Wo war eigentlich eine Axt wenn man sie brauchte?

„Falls du von mir sprichst, woher willst du wissen, dass sie das tun?", gab ich eiskalt zurück.

„Erstens, ich spreche natürlich von dir. Zweitens, vielleicht solltest du mal Zeitung lesen.", giftete sie.

„Man darf nicht alles glauben, was in der Zeitung steht Eno.", sagte Gloss der nun auch zu uns gestoßen war.

„Genau Eno. Außerdem brauchst du nur deinen Mund aufzumachen und alle werfen dir aus Angst das Geld entgegen.", meinte Finnick, was mich loslachen ließ, ehe ich meine Hände auf seinen Rücken legte und ihn zur Tür hinein schob, damit Enobaria ihm nichts tun konnte.

„Für Sätze wie diese liebe ich dich.", flüsterte ich ihm zu, als auch schon zahlreiche Blicke auf uns gerichtet wurden. Die meisten hafteten jedoch an Finnick und sofort setzte dieser deshalb ein breites Grinsen auf und ging um sich zu unterhalten. Na toll. Alle positiven Gedanken über ihn nahm ich sofort zurück, jetzt ließ mich der Mistkerl einfach stehen. Lange blieb ich jedoch nicht allein, da sich tatsächlich ein paar dieser Kapitolsmenschen zu mir trauten. Doch im Gegensatz zu Finnick setzte ich kein falsches freundliches Lächeln auf. Ich blieb wie ich war und beantwortete lediglich ein paar Fragen. Doch das schien ihnen zu reichen, da sie nach jedem Gespräch stolz grinsten und mir auch Sponsorengelder zusicherten. Unfassbar wieso sie mich so feierten und mochten, doch diese kranken Gehirne würde ich sowieso nicht verstehen.

Finnick war der Charmeur der geliebt wurde, ich war die undurchschaubare Siegerin mit der großen Klappe. Sie machten uns zu einer Figur deren Rolle wir anzunehmen hatten. Glücklicherweise konnte ich in diesem Fall so sein wie ich war. 

Johanna Mason - Geschichte einer Siegerin: Vom Tributen zum MentorWhere stories live. Discover now