Johanna Mason - Vom Tributen zum Mentor | Kapitel 12

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Das Einzeltraining stand an und endlich konnte auch ich Treen eine Anweisung geben, die ihm helfen würde, ohne dass ich vorher um Jason um Rat fragen musste. Er sollte alles zeigen was er konnte und durfte sich auf keinen Fall zurückhalten. Wir brauchten viele Punkte, wenn unser Plan, dass die Karrieros in aufnahmen, funktionieren sollte. Und es musste funktionieren, da er ein zu starker Gegner für sie war. Wenn sie ihn nicht aufnahmen würden sie als erstes Jagd auf ihn machen, um ein Risiko auszuschalten.

Ich war deshalb unglaublich nervös und wünschte mir, ich könnte an seiner Stelle in den Trainingsraum gehen und ein paar Puppen mit der Axt zerhacken oder ein paar Simulationen den Schädel zerschmettern. Im Grunde war mir fast alles lieber, als mit Jason auf dem Sofa zu sitzen und zu warten, bis unsere Tribute fertig waren und wieder zurück nach oben kamen.

Nach einer gefühlten halben Ewigkeit öffnete sich endlich die Tür und Treen kam zurück. Sofort sprang ich auf und rannte auf ihn zu, ehe ich ihn augenblicklich mit meinen Fragen bombardierte.

„Ich denke es war gut.“, antwortete er.

„Gut? Du denkst es war gut? Gut reicht aber nicht! Du musst super gewesen sein!“, rief ich sofort, doch Jason legte mir eine Hand auf die Schulter.

„Es war mit Sicherheit super. Jetzt lass ihn duschen gehen und setz dich hin, wir warten noch auf Elaiza.“

Natürlich wollte ich sofort protestieren, immerhin hatte ich noch nicht alle Informationen die ich haben wollte, doch als Treen dankbar nickte und sich dann auch schon auf den Weg in sein Zimmer machte, hielt ich besser meinen Mund und setzte mich wieder.

„Du machst es ihm nicht gerade leicht.“, murmelte mein ehemaliger Mentor und setzte sich wieder neben mich.

„Wie bitte?“, fragte ich sofort feindselig und funkelte ihn an.

„Er ist Tribut Johanna. Er muss in die Arena. Das steckt man nicht so einfach weg nur weil man eine entschlossene Mentorin hat, die noch dazu die beste Freundin ist und die man auf keinen Fall enttäuschen will. Er hat schon genug Druck.“

„Er braucht auch Druck.“, verteidigte ich mich sofort. „Treen ist nicht unbedingt die ehrgeizigste Person und da er gewinnen muss, braucht er eben jemanden, der ihm das auch klar macht und ihn anspornt. Und wehe du kommst mir jetzt damit, wie ich egoistisch ich doch bin, da ich hauptsächlich daran denke was ich will. Ja ich bin es und nein, ich werde es nicht verbergen oder ablegen. Ich will ihn nicht verlieren, ist das bei dir angekommen? Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass er freiwillig sterben will.“

Ich senkte meinen Blick und starrte auf meine Hände. Meine Familie wollte auch nicht freiwillig sterben und trotzdem mussten sie alle verbrennen. Vermutlich weil Snow das so wollte. Treen durfte nicht auch den Tod finden und mich verlassen. Und sollte er auch nur eine Sekunde daran denken, dass es mit dem Tod viel einfacher wäre, so sollte er mich immer vor Augen haben, denn er überlebte auch für mich.

„Ich kann dich ja verstehen. Wirklich. Aber er gibt sowieso sein Bestes, also lob ihn mal anstatt andauernd zu sagen was noch hätte besser sein können.“, fügte Jason noch hinzu und da er recht hatte, verzog ich schmollend meine Lippen. Ganze 20 Minuten lang, denn dann öffnete sich die Tür erneut und Elaiza kam herein. Ihre Wangen waren gerötet und die Aufregung und Nervosität schien sie noch nicht wieder verlassen zu haben.

Ich fragte sie wie es gelaufen war und übte an ihr gleich es so zu akzeptieren und sie nicht noch zu kritisieren. Immerhin war Fallenstellen, Feuer machen und Messerwerfen, mit Verfehlen des Ziels bei fast jedem Wurf, wirklich nichts, was man gut nennen konnte. Trotzdem behielt ich das für mich, was Jason zufrieden schmunzeln ließ.

Nachdem auch sie geduscht und wir dann auch noch zu Abend gegessen hatten, machten wir es uns alle wieder auf dem Sofa bequem um uns die Punktevergabe für das Einzeltraining anzusehen. Natürlich fing es gleich super an.

Beide aus Distrikt 1 hatten eine 11 und auch die Tribute aus Distrikt 2 waren mit einer 10 richtig gut. Nichts im Vergleich zu Dumm und Dümmer im vergangenen Jahr. Die Tribute aus 3 waren mit 3 und 4 Punkten da schon erfreulicher, doch Finnicks Tribute, mit einer 9 und 10, zogen meine Laune wieder in den Keller.

Die folgenden Tribute waren nur Mittelmaß, als dann auch schon das Gesicht von Treen eingeblendet wurde.

„Der Tribut aus Distrikt 7, Treen Adams, hat eine Punktzahl von 10 erreicht. Glückwunsch.“, ertönte Caesars Name und ich konnte nicht verhindern, dass ich breit grinste und ihn schnell umarmte.

„Das ist wirklich super.“, sagte ich, was ihn auch grinsen ließ. Dann kam jedoch Elaiza und aufgrund ihrer mickrigen 3 mussten wir sie trösten. Doch im Grunde hatte niemand von uns mehr erwartet, auch wenn sie mir trotzdem ein wenig Leid tat. Immerhin war ich kein Unmensch, auch wenn Treen meinte, dass ich manchmal Züge davon hatte.

Nachdem die Punktevergabe zu Ende war saßen wir noch eine Weile zusammen, ehe Jason ihnen den Ablauf der zwei kommenden Tage erklärte. Anschließend brachte Camilla unsere junge Tributin, zusammen mit einem Glas Milch, auf ihr Zimmer.

„Wie bringen wir Treen jetzt zu den Karrieros?“, fragte ich, kaum dass sich die Tür hinter den beiden geschlossen hatte.

„Warst du nicht letztens mit ihren Mentoren trainieren? Caius meinte, du wärst eigentlich ganz in Ordnung. Natürlich musste ich sofort nachfragen, ob wir von derselben Johanna Mason sprechen, doch er scheint dich wirklich zu mögen. Vor allem aber Gloss. Hübscher Kerl, nicht?“, antwortete Jason.

„Sonst tickst du aber schon noch richtig?“, zischte ich, während ich zu Treen schielte, der dämlich grinste. „Finnick ist hübscher. Wenn dann stehe ich auf diese Sorte Kerl.“, setzte ich deshalb noch einen drauf, was sein Grinsen vertrieb und mich triumphierend lächeln ließ.

„Geh mit ihnen trainieren. Schwärm von Treen und deute an, dass er Interesse an einem Bündnis hat. Wart allerdings erst ab, ob der Vorschlag nicht von ihnen kommt.“, redete Jason weiter.

„Und was machst du in der Zwischenzeit?“

„Ich bereite unsere Tribute vor.“, sagte er sofort und das war ein überzeugendes Argument, warum ich es tun musste.

Morgen also würde ich wieder ein paar Äxte werfen. Sollte mir Enobaria Probleme machen, würde vielleicht auch eine in ihre Richtung fliegen.

Johanna Mason - Geschichte einer Siegerin: Vom Tributen zum MentorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt