[16] Reunited

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,,Und ab geht's!", ruft JJ, nachdem er scharf nach rechts abgebogen ist. ,,JJ, bitte bring uns sicher hier weg", sage ich leicht panisch und versuche mich irgendwo festzuhalten.

,,Ich glaube, der verfolgt uns!", sagt Kie und ich schaue nach hinten. Ich fluche. ,,Das ist eine Einbahnstrasse", teilt Pope JJ mit und mein Blick huscht wieder nach vorne. ,,Fahr nach links, fahr nach links!", sagt Kie. JJ fährt einfach gerade aus weiter. ,,Das ist eine Einbahnstrasse!", wiederhole ich panisch. ,,Hey, hey! Da ist ein Auto!", ruft Pope und wir sagen JJ wiederholt, dass er rechts abbiegen solle. Endlich biegt er ab.

Gleich nach der Kurve laufen irgendwelche Leute über die Strasse. ,,Pass auf!", rufe ich. Während die beiden auf die andere Strassenseite eilen, weicht JJ ihnen aus. ,,Runter von der Strasse, Mann!", ruft er aufgebracht.

Kie versichert uns, dass wir immer noch verfolgt werden. ,,Das nenn' ich mal defensives Fahren, Leute. Oder?", sagt JJ. ,,Leider haben wir ihn noch nicht abgehängt!", sage ich.

,,Wo lang?", fragt dann Pope, da wir uns nicht sicher sind, wo unser selbstsicherer Fahrer ganz genau hin will. ,,Festhalten, ich hänge ihn ab!" ,,J!", sagt Kie, als wir wieder eine scharfe Kurve fahren. ,,Alter!", kommt es von Pope.

Nachdem wir abgebogen sind, erscheint plötzlich wieder eine Rauchwolke. Das darf doch nicht wahr sein!

,,Du hast gesagt, er hat den Vergaser repariert!", beschwert sich JJ bei Pope. ,,Nein, nein, nein, nein. Verdammt", sage ich und das Auto hält an. ,,Was jetzt, Super Mario?", fragt Kie und wir steigen aus. ,,Regel Nummer eins: Trau niemals einem Mechaniker!", antwortet JJ.

Wir gehen zur Ladenfläche und nehmen unsere Rucksäcke. Gleich darauf kommt der Typ, der uns verfolgt hat, mit dem Auto bei uns an. ,,Wir müssen hier weg, rennt!", sagt JJ und wir laufen los.

Während wir dem Weg folgen, schaue ich nach hinten. Der Mann steigt aus und steckt irgendetwas Schwarzes in seine Jacke. Oh nein. ,,Ich glaube, er hat eine Pistole!", informiere ich die anderen und renne noch schneller. ,,In Deckung!", sagt JJ und wir flüchten weiter.

,,Schneller!" ,,Weiter, weiter, weiter!", rufen Pope und Kie panisch. Ich höre irgendwelche Rufe von hinten, drehe mich aber nicht um. ,,Ich krieg einen Krampf!", sagt Pope keuchend. Kie stresst uns, als JJ links abbiegt. ,,Hier lang, hier lang!" Wir folgen ihm.

,,Was, wenn wir uns aufteilen?", fragt er. ,,Keine Ahnung!", sagt Pope. ,,Ich weiss nicht, wo ich lang soll, okay?" ,,Renn einfach!", sage ich und blicke kurz nach hinten. Der Typ steht uns auf der Ferse. Als ich wieder nach vorne schaue, rempelt JJ einen Postboten an, der daraufhin stürzt. Seine Pakete fliegen quer durch die Luft. ,,Tschuldigung!", kommt es von Kie und Pope. ,,Entschuldigung!", sage ich. ,,Tut mir leid!", ruft JJ und wir rennen weiter.

,,Da lang!" Wir zweigen vom Weg ab und rennen durch eine schmale Gasse. ,,Er ist direkt hinter uns. Los, los!", sagt JJ. ,,Los, lauf!", ruft Pope. ,,Er holt auf, lauf!" ,,Ich lauf ja, Pope! Ihr müsst nur mithalten!" Ich renne den Jungs keuchend weiter nach, als wir wieder auf einen Gehweg gelangen. Dann bleiben wir rasch stehen.

Vor uns hat ein rotes Fahrradtaxi angehalten – bedient von zwei Personen. Sie tragen die gleiche Kleidung wie die Leute, die uns vorhin über die Strasse gerannt sind. Mein Blick huscht zu ihren Gesichtern.

John B und Sarah.

Überfordernd schaue ich die beiden abwechselnd an. Sie sind genauso geschockt wie wir.

Dann formt sich ein Lächeln auf all unseren Gesichtern. Ich fasse es nicht.

,,Steigt auf. Na los, schnell!", sagt John B dann. Kie und ich steigen rasch zu Sarah. Während mein Bruder losfährt, versuchen uns Pope und JJ schneller zu machen, indem sie uns von hinten schieben. ,,Er ist hinter uns!", sage ich. ,,Schieb, schieb!", sagt JJ. ,,Ich schieb ja!", rechtfertigt sich Pope. ,,Fahr schneller, John B!", kommt es von Sarah, als wir auf der Strasse sind, während Kie mehrmals ein "Oh meint Gott" von sich gibt.

Während sich die Jungs gegenseitig stressen, schauen Sarah, Kie und ich uns gegenseitig an, bis wir einander fest umarmen. ,,Kie, Ash, hey!", lächelt Sarah in die Umarmung. ,,Scheisse, wir dachten, wir sehen euch nie wieder!", sage ich und wir lachen erleichtert. ,,Schneller, du Weichei. Er holt auf!", sagt JJ und stellt sich neben uns, als ich mich von den anderen beiden gelöst habe. ,,Ich mach ja schon!" John B tritt so schnell er kann in die Pedale.

,,Leute, ich kann nicht mehr!", ruft Pope, ehe er stürzt. ,,Pope!", rufen wir. ,,Steh auf, los!", sagt JJ. ,,Mach schon!", kommt es von John B. ,,Komm her!" Kie streckt ihm die Hand hin, nach der er dann greift. Er steigt zu uns. ,,Gib Gas, John B!", sagt JJ und wir versuchen den Typen hinter uns vom Fahrrad zu lösen, worauf dieser stolpert und auf die Strasse fällt.

,,Wohoo!", ruft Kie und wir lachen. ,,Bis dann, du Arschloch!", ruft Pope und streckt seinen Arm nach oben. JJ, Sarah und ich strecken unsere Mittelfinger hoch, bis wir lachend davon fahren.

Es dauert nicht lange, bis wir am Wasser ankommen, wo wir anhalten und zu einem Boot gelangen, welches anscheinend Sarahs Familie gehört. Wir klettern über das Geländer und John B wirft uns die Benzinkanister zu, die wir dann zum Boot tragen. Nachdem wir es zurück ins Wasser gestossen haben, steigen wir auf das Wasserfahrzeug. John B steuert es weg und wir fahren los.

Als wir schon etwas weiter weg von Charleston sind, gehe ich zum Steuer, wo ich John B fest umarme. ,,Hey", sagt er erleichtert und schlingt seine Arme um mich. ,,Hey", sage ich ebenfalls und spüre die Tränen auf meiner Wange. ,,Ich dachte, ich hätte dich verloren." Er lacht schluchzend. ,,Ich hab dich vermisst", sagt er und legt seine Hand an meinen Kopf, worauf ich mein Gesicht in seinem Nacken vergrabe.

Am liebsten möchte ich ihn nie wieder loslassen. Ich will ihn nie wieder verlieren.

Nach einem Moment lösen wir uns wieder voneinander. Auch seine Augen sind rot geworden. Wir lächeln uns gegenseitig an, als er von JJ in eine Umarmung gezogen wird. Ich lache emotional und blicke dann zu Sarah, die gerade fest von Kie gedrückt wird. Nachdem sie sich lösen, gehe ich zu ihr und wir umarmen uns ebenfalls nochmal.

,,Ihr wart auf den Bahamas?", frage ich dann und schaue sie und meinen Bruder, der gerade von Pope umklammert wird, abwechselnd an. ,,Ja", sagt er, löst sich von seinem Kumpel und fährt sich durch die Haare. ,,Wir haben euch viel zu erzählen. Wo fange ich an?"

Während dem Nachhauseweg auf die Outer Banks erzählt uns John B alles, was nach ihrer Flucht in den Sturm passiert ist.

Er und Sarah sind auf den Bahamas gelandet und sie waren ebenfalls auf Paradise Island, das Ferienhaus der Camerons. Dort haben sie das Gold gefunden.

Beim Versuch es zurück zu stehlen, wurde Sarah angeschossen. Von Rafe. Ihrem eigenen Bruder. Und sie hätte es beinahe nicht überlebt. Aber John B konnte sie noch rechtzeitig retten.

Während sie uns das erzählen, bin ich einfach nur sprachlos. Umso mehr bin ich dankbar, dass die beiden wieder zurück sind und Sarah okay ist. Ich kann mir nicht vorstellen, sie zu verlieren. Vor allem will ich mir nicht vorstellen, wie es dann John B gehen würde.

Nachdem sie das Gold also für eine kurze Zeit zurück hatten und sie es dann erneut verloren haben, wurden sie wieder von der Polizei gesucht. Jemand namens "Cleo", die auch auf dem grossen Schiff war, das die beiden auf dem Meer gefunden hat, hat ihnen dann geholfen von den Bahamas wegzukommen.

Dann sind sie in Charleston gelandet. Und jetzt sitzen wir alle zusammen hier, auf dem Weg zurück nach Hause: John B, Sarah, Kie, Pope, JJ und ich.

Die Pogues sind wieder vereint.

The Darkest Summer | OBX2Where stories live. Discover now