[17] Homecoming

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Während der Fahrt haben wir einander alles Mögliche erzählt. In der Nacht wurde nicht geschlafen und wir haben viel zusammen gelacht. Es fühlt sich gut an, die beiden wieder bei uns zu haben.

Dazu hat uns Pope erzählt, was diese Limbrey denn eigentlich von ihm wollte. Sie sagte, sie habe mal mit Ward gearbeitet und weiss, dass wir das Gold an ihm verloren haben – und sie weiss auch, dass er Dad hintergangen hat. Dabei frage ich mich, ob sie Dad kannte. Woher weiss sie das alles?

Pope meinte, sie habe ein Band, bei dem Gavin aussagt, dass es Rafe war, der Sheriff Peterkin getötet hat. Damit können wir John B endgültig entlasten. Jedoch wollte sie für das Beweismaterial einen Schlüssel und sie war fest überzeugt, dass Pope ihn hat. Dabei wissen weder wir noch er, welchen Schlüssel Limbrey meint. Dafür hat Pope eine Abbildung davon erhalten und er meinte, es wäre Denmark Tannys Schlüssel. Jetzt stellt sich nur die Frage, wie wir den nun finden sollen.

Bei unserem kleinen Zwischenhalt, um an Wassermelonen zu gelangen, hat uns Sarah bestätigt, dass sie und John B verheiratet seien. Es ist zwar nicht ganz legal gewesen, aber ich freue mich für die beiden. Vielleicht mag es noch ein wenig früh dafür sein, aber ganz ehrlich: Scheiss drauf. Ausserdem gefällt mir das Stück Stoff von John Bs Bandana an ihrem Hals. Es steht ihr. Dazu hat uns auch Kie mitgeteilt, dass zwischen ihr und Pope etwas laufe. Kie und Pope, John B und Sarah, JJ und ich... gefällt mir!

Nach unserem kleinen Frühstück sind wir dann weitergefahren. Nun sind wir endlich wieder Zuhause angekommen. ,,Da ist es", sagt John B, als das Schloss zu sehen ist. ,,Gut, die alte Hütte zu sehen, oder?", kommt es von JJ und ich lege meine Hand lächelnd auf Johns Schulter. ,,Willkommen Zuhause."

Wir steuern auf die Anlegestelle zu und das Boot hält an. JJ verlässt die "My Druthers Too" und er und Pope machen sie fest, worauf die anderen und ich das Boot ebenfalls verlassen.

,,Ich muss ehrlich sagen, ich freue mich nicht gerade darauf Zuhause 'Hallo' zu sagen", sagt Kie, als wir zum Steg gehen. ,,Meine Eltern haben bestimmt schon meine Beerdigung geplant." ,,Beim Hause Heyward erwarte ich auch Unannehmlichkeiten, nachdem der Truck noch in Charleston steht", schliesst sich Pope an. Ich kratze mich am Hinterkopf. In deren Situationen möchte ich nicht stecken.

,,Keiner weiss, dass wir hier sind, oder?", fragt JJ und mein Blick huscht zu ihm. ,,Und ihr kriegt ja auch nicht mehr Ärger, nur weil ihr noch zwölf Stunden später auftaucht. Stimmts oder hab' ich recht?" Popes Blick ist kritisch. ,,Zumindest nicht unrecht", gibt er zu. ,,Das heisst, wir haben zwölf Stunden, um zu machen, was wir wollen. Na?", sagt JJ und lächelt uns alle erwartungsvoll an. ,,Eine kleine Pogue-Henkersmahlzeit? Was sagt ihr?" ,,Der Ernst des Lebens hat bis Morgens Zeit", grinst John B. ,,Ja!", sagt JJ zufrieden und Kie und ich tauschen lächelnde Blicke aus.

,,Vielleicht sucht die Polizei nach uns. Vielleicht ist das eine dumme Idee", meint Sarah. JJ geht zu ihr. ,,Sarah Cameron. Du kennst meine Philosophie, oder?" ,,Nein." ,,Dummheiten zahlen sich immer wieder aus", zitiert John B den blonden Pogue und Kie und ich formen den Satz mit unseren Lippen nach. Ein breites Lächeln zieht sich über unsere Gesichter und auch JJ strahlt. ,,Wer ist noch am Start? Wir holen Bier!"

...

Während JJ und Kie das Bier holen, warten Sarah, Pope, John B und ich neben der Anlegestelle auf der Pogue. Wir reden immer noch darüber, was auf den Bahamas passiert ist.

,,Zuerst hatten wir das Gold, dann wurde es uns weggenommen, dann habt ihr es wieder gefunden und erneut verloren", sage ich deprimiert und starre auf meine Füsse. ,,Wenn dich Rafe nicht angeschossen hätte, wärt ihr mit dem Gold möglicherweise sogar davongekommen", meint Pope zu Sarah. ,,Leute, vergesst das Gold für eine Sekunde. Das Wichtigste ist, dass es Sarah gut geht und wir wieder zurück sind", sagt John B und schaut zu mir. ,,Wir haben es versucht. Dad wäre bestimmt stolz auf uns." Ich lächle ihn leicht an und nicke.

Mein Blick huscht zu Sarahs Wunde. Ich kann immer noch nicht glauben, dass sie von ihrem eigenen Bruder angeschossen wurde.

Bei diesem Gedanken werde ich an Rafes Anruf erinnert, als wir in Charleston waren. Er hat gesagt, dass er Angst hätte. Angst davor, was passieren könnte, wenn er seine Gedanken nicht in den Griff kriegt. Auch, wenn ich tausend Gründe habe wütend auf ihn zu sein, mache ich mir Sorgen um ihn. Ich wünschte, ich könnte sagen, er ist mir egal – aber das ist er nicht.

Pope und John B unterhalten sich gerade über Limbrey, weswegen ich mich Sarah wende. ,,Sarah?" Sie schaut zu mir. Ich suche kurz nach den richtigen Worten. ,,Ich weiss, du denkst, es bringt nichts, aber... Rafe braucht ernsthafte Hilfe." Sarah holt kurz nach Luft und schaut dann nach unten. ,,Ash, das hatten wir schonmal." ,,Ich weiss, aber hör mir zu. Wenn er so bald wie möglich keine Hilfe bekommt, dann –" ,,Das wird nichts ändern!", unterbricht sie mich und schaut mich ernst an. ,,Du kennst die Geschichte." Mein Blick ist verärgert. ,,Welche Geschichte?", fragt Pope dann. ,,Haben wir etwas verpasst?", kommt es von John B. Sarah und ich schweigen.

Glücklicherweise kommen gerade Kie und JJ mit dem Alkohol zurück und unterbrechen die Stille. ,,Kann losgehen!", strahlt JJ und wirft John B das Bier zu. Er lächelt. ,,Spülwasser."

The Darkest Summer | OBX2Where stories live. Discover now