[23] Rescue

1.4K 40 1
                                    

JJ hat mich zum Schloss gebracht und ist dann wieder weggefahren. Ich habe nicht mal versucht ihn irgendwie aufzuhalten. Wahrscheinlich hätte das auch nichts gebracht, denn er ist von seinem Plan zu stark selbstüberzeugt.

Wenn ich ehrlich bin, glaube ich trotzdem nicht, dass er das durchziehen wird. Ich gehe davon aus, dass er selbst merken wird, wie dumm seine Idee ist. Er wird schon von alleine wiederkommen. Er macht nur wieder sein JJ-Ding.

Ich betrete das Haus, gehe in die Küche und öffne den Kühlschrank. Dort nehme ich mir eine Flasche Bier. Ich öffne sie und gehe dann in mein Zimmer, wo ich mich auf das Bett setze und gegen die Wand lehne. Ich trinke und lasse meinen Kopf dann in den Nacken fallen.

Sobald ich die Gelegenheit habe, muss ich nochmal mit JJ reden. Während der Fahrt hierher haben wir die ganze Zeit über geschwiegen und er hat auch nicht die Sache mit dem Ring angesprochen. Obwohl er ihn ausgezogen hat, kann er von mir nicht erwarten, dass ich das einfach akzeptiere. Das tue ich nicht. Ich will nicht, dass wir uns trennen.

...

Ich drehe mich auf die andere Seite, als ich irgendwelche Geräusche höre. Müde öffne ich langsam meine Augen und schaue zur offenen Tür. Draussen ist es dunkel geworden, aber im Wohnzimmer ist das Licht an und es läuft leise Musik. Ich gähne kurz, bis ich mich aufrichte und mir durch meine Haare fahre. Dann stehe ich auf und verlasse den Raum.

Kie steht vor dem aufgeklappten Sofa und wühlt in ihrem Rucksack. ,,Kie?", frage ich und reibe mir die Augen. Ihr Blick huscht zu mir. ,,Oh, hey", sagt sie und richtet sich auf. Ich bemerke die Klamotten auf dem Sofa. Ich schaue sie verwirrt an. Sie räuspert sich.

,,Ich war Zuhause", sagt sie und setzt sich hin, worauf ich mir auf die Zähne beisse. Ich weiss jetzt schon, worauf sie hinaus will. ,,Ich wollte nach Geld für einen Anwalt für John B fragen – da ist meine Mom ausgeflippt und hat mich rausgeworfen." ,,Scheisse", sage ich leise. ,,Nicht so dramatisch", meint Kie und senkt ihren Blick. ,,Ich schlafe ein paar Tage hier, hänge mit meinen Freunden ab..." ,,Ja, klar", sage ich. ,,Du kannst so lange hier bleiben, wie du willst." Sie nickt dankbar. ,,Wir müssen uns eh was einfallen lassen."

Ich setze mich zu ihr. ,,Wo ist Pope?" Sie zuckt mit den Schultern. ,,Er wollte mehr über den Schlüssel erfahren. Keine Ahnung, wo er hingegangen ist." Ich nicke leicht, als ich mich daran erinnere, dass zwischen den beiden etwas läuft – oder auch nicht.

,,Kie?" ,,Hm?" Ihr Blick huscht zu mir. ,,Du und Pope... was läuft da genau?" Sie presst ihre Lippen zusammen. ,,Ich..." Sie sucht nach den richtigen Worten und spielt mit ihren Ringen.

,,Die Nacht mit ihm nach der Party... Alles war perfekt", schmunzelt sie. ,,Alles. Das Mondlicht, dann der Strand und das Lagerfeuer... Und nichts hätte es irgendwie noch perfekter machen können." Ihr Grinsen verschwindet langsam und ich ziehe neugierig meine Knie an mich. ,,Also hätte es doch so... wow sein sollen. Aber es war eher... eher weird." Ich ziehe die Augenbrauen zusammen. ,,Was meinst du mit weird? Was war weird?", frage ich verwirrt. ,,Nachdem er und ich – du weisst schon, danach – hatte ich keine Ahnung, was ich sagen soll. Wir sind schon so lange beste Freunde und haben so viel durchgemacht. Ich ertrage die Vorstellung nicht, dass ich nicht mehr mit ihm reden kann", erklärt sie verzweifelt. ,,Du möchtest lieber nur wieder mit ihm befreundet sein", stelle ich fest. Kie nickt. ,,Ja..." Ich seufze.

,,Hör zu." Ich drehe mich zu ihr. ,,Pope hat wirklich starke Gefühle für dich und ist überzeugt, dass es umgekehrt genauso ist. Und ich bin ehrlich mit dir, wenn ich sage, dass ich es nicht mag, ihn verletzt zu sehen." Kie senkt ihren Blick. ,,Aber ich will auch nicht, dass du dir etwas vormachst und nur so tust, als würdest du etwas für ihn empfinden. Also spiel ihm nichts vor und sag es ihm so bald wie möglich, okay? Je länger du damit wartest, desto schlechter wird er damit umgehen können." Sie schweigt, als sie ihren Kopf hebt und nickt. ,,Ich werd's ihm sagen", versichert sie mir, worauf ich sie leicht anlächle. ,,Gut."

The Darkest Summer | OBX2Where stories live. Discover now