[35] Comfort

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Ich klopfe an der Tür, als ich den Arm zurückziehe und warte. Die Nacht ist ruhig. Nur ein paar Heuschrecken sind zu hören.

Die Tür öffnet sich. ,,Hey", sage ich und lächle leicht. ,,Ash?" Rafe ist überrascht, dennoch sieht er erleichtert aus, dass ich vor ihm stehe.

Ich weiss nicht, was ich sagen soll. Ich bin einfach hierher gekommen, ohne zu überlegen, was ich hier genau will. Jedoch hatte ich einfach das Bedürfnis, nach Rafe zu sehen.

Ich räuspere mich leise. ,,Ich... wollte kurz vorbeikommen", sage ich. ,,Ich weiss, du hast gesagt, ich solle erst wieder kommen, wenn ich weiss, was ich wirklich will – das weiss ich noch nicht. Was ich aber weiss, ist, dass ich dich nicht loslassen kann." Rafe schaut mich schweigend an, aber ich kann seinen Blick nicht definieren. ,,Du bedeutest mir etwas, Rafe", fahre ich fort. ,,Und der Gedanke, dass es dir nicht gut geht, zerbricht mir das Herz. Ich kann dich einfach nicht alleine lassen."

Ich merke, wie seine Augen glasig werden. Dann umarmt er mich. Ohne nachzudenken, erwidere ich die Umarmung und schliesse meine Augen. Als er sich löst, fliesst ihm eine Träne über die Wange.

,,Ich habe Rose mit einem Messer bedroht." Mein Blick verändert sich. ,,Was?" ,,Wenn du nicht gekommen wärst, dann... hätte ich vielleicht zugestochen." Er blickt nach unten, als ich ihn genauer ansehe. ,,Rafe." Ich hebe sein Kinn, damit er mich ansieht. Ich bemerke den Schweiss auf seiner Stirn. ,,Hast du was genommen?" Er beisst sich fest auf die Zähne. ,,Nur eine Line", meint er und schluckt schwer. Ich lasse ihn los und schüttle den Kopf.

,,Du sagtest, du lässt ab jetzt die Finger davon", sage ich frustriert. ,,Ich weiss", murmelt er und drückt sich die Hände an seine Augen. ,,Es ist nur..." Er schaut ins Leere und sucht verzweifelt nach den richtigen Worten. ,,Hey, Rafe." Ich packe ihn an den Armen. ,,Durchatmen, okay?" Er nickt, holt nach Luft und atmet tief aus.

,,Wenn du bei mir bist, fühle ich mich sicher. Ich will alles tun, um aus dieser Scheisse rauszukommen. Aber sobald du weg bist, verliere ich die Kontrolle. Ich tue Dinge, die ich nicht will – das macht mir Angst, Ash", sagt er. ,,Dad ist nicht mehr da. Ohne dich habe ich keinen Grund clean zu werden." Seine Stimme zittert. ,,Du gibst mir die Kraft, die ich brauche. Ich brauche dich. Ohne dich schaffe ich das nicht."

Die Art, wie er das sagt, bricht mein Herz. Er ist verzweifelt, hilflos, ausweglos. Ich will ihm aus diesem Loch raushelfen, aber ich weiss einfach nicht wie.

Ich nehme Rafe wieder in den Arm. ,,Rafe, du musst nicht für mich clean werden. Das musst du für dich tun." Rafe vergräbt seinen Kopf in meinem Nacken. ,,Ich weiss", sagt er leise. ,,Aber ich werde versuchen für dich da zu sein, okay?" Ich spüre, wie er nickt. Ich küsse seine Wange, umarme ihn noch kurz und löse mich dann von ihm.

,,Willst du, dass ich hier bleibe?", frage ich dann. Er nickt wieder. Ich tue dasselbe und deute dann nach oben. ,,Lass uns schlafen gehen."

...

Ich lege mich hin und ziehe die Decke über mich. Rafe löscht das Licht, ehe er zum Bett kommt und sich ebenfalls niederlässt. Ich drehe mich zu ihm. Es ist zwar dunkel, aber ich kann die Umrisse seines Gesichts trotzdem erkennen.

,,Danke, dass du gekommen bist, Ash", sagt er. ,,Ich hab' dich gerade wirklich gebraucht." Ich nicke. ,,Ich musste dich gerade einfach sehen." Kurz ist es still.

,,Wie... wird es zwischen uns weitergehen?", fragt er dann. Ich schaue an ihm vorbei. ,,Ich weiss nicht." Er räuspert sich leise. ,,Bist du... noch mit JJ zusammen?" Ich schweige kurz. ,,Nein", sage ich dann. ,,Aber du willst mit ihm zusammen sein, stimmt's?" ,,Ich weiss es nicht, Rafe", antworte ich leicht verzweifelt. ,,Ich muss erst mal selber herausfinden, was gerade los ist." Er nickt. ,,Natürlich... Tut mir leid. Stress dich nicht", sagt er verständnisvoll – was mich überrascht. Trotzdem lächle ich ihn dankend an.

Ich weiss, ich habe gesagt, dass mir JJ ein Gefühl gibt, das ich sonst bei niemandem habe. Aber bei Rafe ist das nochmal etwas anderes.

Während unserer Beziehung war Rafe immer meine Zuflucht. Ich bin immer zu ihm gegangen, wenn ich mal einen unnötigen Streit mit John B hatte oder es mir nicht gut ging. Rafe hat alles versucht, damit ich mich gut fühle und hat mir stets Zuneigung gezeigt. Selbst, als ich mein erstes Mal mit ihm hatte, hat er sichergestellt, dass ich mich dabei zu 100 Prozent wohlfühle.

Rafe war immer für mich da. Und dafür bin ich ihm dankbar.

The Darkest Summer | OBX2Donde viven las historias. Descúbrelo ahora